Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Schöner Ort Zum Sterben

Ein Schöner Ort Zum Sterben

Titel: Ein Schöner Ort Zum Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
Vom Netzwerk:
Ihre Hand zitterte, und die Kaffeetasse klapperte auf dem Untersatz.
    »Das alles ist nur dein Vater schuld!«
    »Was ist er schuld, Mum? Was hat der arme Daddy jetzt schon wieder angestellt?«
    »Sei nicht schnippisch!« Adeline seufzte und stieß ärgerlich das Tablett von sich.
    »Nimm dieses Ding weg! Ich will es nicht!«
    »Du solltest etwas essen.« Katies Gesicht umwölkte sich sorgenvoll.
    »Du wirst immer weniger.«
    »Mir geht es ausgezeichnet! Gib mir nur meine Pillen.«
    »Ich wünschte, du würdest aufhören, diese Tabletten zu nehmen. Sie machen süchtig!«
    »Unsinn! Ich brauche etwas für meine Nerven, bei all dem Ärger, mit dem ich mich herumschlagen muss!« Unvermittelt beugte sie sich vor und packte mit überraschender Kraft die Hand ihrer Tochter. In ihren Augen stand ein fiebriger Glanz, und auf den vorspringenden Wangenknochen leuchteten zwei rote Flecken.
    »Liebling, ich will selbstverständlich auch nicht, dass du weggehst! Deine Gegenwart ist das Einzige, das mein Leben halbwegs erträglich macht! Aber es ist zu deinem Besten! Du musst nach Paris! Ich hätte darauf bestehen sollen, dass du ein Internat besuchst! Aber dein Vater wollte nicht. Ich weiß, ich war auch nicht in einem Internat, aber damals waren die Dinge noch nicht so wie heute, und meine Eltern hatten andere Pläne mit mir.« Sie zupfte untröstlich an ihrer Tagesdecke, als erinnerte sie sich an eine andere Welt.
    »Ich denke, St. Faiths ist auf gewisse Weise ganz akzeptabel, und du warst dort glücklich. Aber wenn du weggegangen wärst, hättest du ganz andere Leute kennen gelernt! Das ist der Grund, aus dem ich möchte, dass du nach Paris gehst. Es ist sehr nett von Mireille, dass sie dich ein ganzes Jahr lang bei sich aufnehmen will. Sie lebt in einem hübschen Haus in Neuilly, und du kannst im Bois de Boulogne reiten gehen!« Adelines Griff um die Hand ihrer Tochter entspannte sich, sie lehnte sich zurück, und ihr Blick schweifte zum Fenster und wurde sehnsüchtig.
    »Als ich in deinem Alter war, wurde ich für einen Sommer nach Paris geschickt. Dort habe ich Mireille kennen gelernt. Ich glaube, es waren die glücklichsten Monate meines Lebens. Wir waren siebzehn Jahre alt und hatten eine wundervolle Zeit! Ich weiß, dass es dir auch gefallen wird. Und dein Französisch wird fantastische Fortschritte machen.«
    »Sieh mal, Mum!« Katie beugte sich vor, und Adelines geistesabwesender Blick kehrte fast furchtsam zu ihrer Tochter zurück.
    »Ich weiß, du willst nichts darüber hören, aber ich denke nun einmal so, und hier geht es schließlich um mich. Ich habe überhaupt keine Lust auf Mireille! Ich weiß, dass sie eine alte Freundin von dir ist, aber jedes Mal, wenn sie bei uns zu Besuch war, hat sie sich grässlich benommen, nicht mir gegenüber, aber gegenüber Daddy und Prue! Mäkelig und hochnäsig! Das gefällt mir überhaupt nicht. Mir gegenüber hat sie sich auch so benommen, in anderer Hinsicht. ›Diese Kleidung ist ganz schrecklich für disch!‹« Katie imitierte den nasalen französischen Akzent.
    »›Wir suchen etwas très chic für disch aus, mit Messingknöpfen und militärischem Look!‹«
    »Wie kannst du es wagen, so ungehörig über Mireille zu sprechen, Katie!« Adeline stieß fast das Tablett um.
    »Ich habe dich ganz gewiss nicht so erzogen! Ich weiß, was das ist! Das kommt nur daher, dass du in diesen Jugendclub gehst und mit diesem ungehobelten Pöbel verkehrst! Schön, junge Dame! Das beweist nur, wie Recht ich damit habe, dich von diesem schlechten Einfluss fernzuhalten. Mireille ist genau die richtige Person, um dich wieder auf den rechten Weg zurückzubringen. Und außerdem hat sie Recht! Es wird allerhöchste Zeit, dass du aufhörst, dich anzuziehen und herumzulaufen wie … wie einer von diesen Obdachlosen, die man im Fernsehen sieht! Wenn ich stark genug wäre, würde ich mit dir einkaufen …«
    »Nein! Bitte hör zu!« Katie starrte ihre Mutter entsetzt an.
    »Ich brauche niemanden, der mir meine Kleidung aussucht! Ich würde nicht im Traum daran denken, mit Mireille einkaufen zu gehen! Ich ziehe mich genauso an wie alle anderen! Wenn du je aus dem Haus gehen würdest, könntest du es selbst sehen!« Sie geriet ins Stocken.
    »Ich hätte ja nichts dagegen, für ein paar Wochen nach Paris zu gehen, oder vielleicht sogar für einen Monat, wenn es sein muss, aber ein ganzes Jahr bei Mireille? Es wäre wie Gefängnis und Gehirnwäsche zur gleichen Zeit! Und was diesen kriecherischen Sohn von

Weitere Kostenlose Bücher