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Ein Schritt ins Leere

Ein Schritt ins Leere

Titel: Ein Schritt ins Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Akrobatenstück, junger Freund.» Er trat zu dem Gefangenen und prüfte die Fesseln. «Fast unglaublich, wie Sie das fertig bekommen haben, Ihren Schuh bis zum Oberlicht emporzuschleudern. Sie können sich als Artist sehen lassen!» Und mit einem Achselzucken verließ er die Kammer.
    «Rasch, Badger!»
    Badger Beadon kroch aus seinem Schlupfwinkel hervor, und mit seinem Taschenmesser hatte er die beiden rasch befreit.
    «Uff! Bin ich steif!», sagte Bobby, sich streckend. «Na, Frankie, wie steht’s mit deinem Freund Nicholson?»
    «Ja, es ist Roger Bassington-ffrench! Jetzt, da ich weiß, dass er Nicholson verkörpert, kann ich es klar erkennen. Dessen ungeachtet ist es eine ausgezeichnete Darstellung.»
    «Ich war auf der Schule in O-o-o-oxford mit einem B-b-b-Bassington-ffrench zusammen», erklärte Badger. «W-w-w-wundervoller Schauspieler. Sonst a-a-aber ein T-t-t-tunichtgut. Fälschte einmal einen Scheck auf den Namen seines V-v-v-aters. Der A-a-a-lte vertuschte die Sache nachher.»
    Bobby und Frankie dachten in diesem Augenblick dasselbe. Badger, den sie aus Gründen der Vorsicht nicht ins Vertrauen gezogen hatten, hätte ihnen schon längst eine wertvolle Auskunft geben können!
    «Fälschung», sagte Frankie. «Auch jener Brief von dir, Bobby, war wundervoll gefälscht. Woher aber kannte er deine Handschrift?»
    «Wenn er ein Komplice der Caymans ist, sah er vermutlich meinen Brief, den ich wegen der letzten Worte des Marchbolter Toten schrieb.»
    «Was werden wir nun beginnen?», forschte Badger kläglich.
    «Eine zweckdienliche Stellung hinter jener Tür einnehmen. Und wenn unser Freund zurückkehrt, was wohl allerdings noch ein Weilchen dauern wird, springen du und ich von hinten auf ihn zu und bereiten ihm die größte Überraschung seines Lebens. Du aber, Frankie, nimmst, sobald du seinen Schritt hörst, lieber wieder auf dem Stuhl Platz, scheinbar noch immer gefesselt. Wenn er die Tür öffnet und dich als Gefangene sieht, wird er ohne Argwohn eintreten.»
    « All right » , sagte Lady Frances Derwent. «Und wenn du und Badger ihn am Boden habt, werde ich ebenfalls in den Kampf eingreifen und ihn in den Knöchel beißen oder dergleichen.»
    «Das ist der echte Amazonengeist!», lobte Bobby. «So, und jetzt setzen wir uns dicht nebeneinander hier auf den bestimmt nicht sauberen Fußboden und tauschen unsere Erlebnisse aus. Ich bin nicht wenig neugierig, welches Wunder Badger durch das Oberlicht fallen ließ.»
    «Ja, siehst du, Bobby, nach deinem F-f-fortgang geriet ich ein b-b-bißchen in die P-p-patsche.»
    Er hielt inne. Doch allmählich entlockten sie ihm die Geschichte: eine Geschichte von eingegangenen Verpflichtungen, Gläubigern und Gerichtsvollziehern – kurz, eine für Badger typische Katastrophe. Und da Bobby ihm keine Adresse angegeben, sondern lediglich gesagt hatte, er führe den Bentley nach Staverley, richtete der hilfsbedürftige Garagenbesitzer seine Schritte ebenfalls nach Staverley. «Ich dachte, dass du mir v-v-vielleicht einen F-f-fünfer leihen könntest», erklärte er.
    Bobby schlug das Gewissen. Um Badger bei seinem Unternehmen zu unterstützen, war er nach London gekommen und dann prompt von seinem Posten desertiert, um mit Frankie Detektiv zu spielen. Und sogar jetzt äußerte der treue Badger kein Wort des Vorwurfs.
    Badger Beadon wollte durchaus nicht Bobbys geheimnisvolles Treiben gefährden, doch er sagte sich, dass ein Wagen wie der grüne Bentley in einem Ort von der Größe Staverleys unschwer zu finden sein würde.
    Und siehe da! Er stieß, noch ehe er Staverley erreichte, auf den Wagen, der vor einem Wirtshaus stand – leer!
    «D-d-d-a kam mir die Idee, dich zu überraschen», fuhr Badger fort, «verstehst du? Hinten drin lagen ein p-p-paar Decken und Mäntel, und niemand war zu sehen. Also schlüpfte ich in den Wagen, kauerte mich zusammen und zog die Decken über m-m-mich.»
    Und dann war ein Chauffeur in grüner Livree aus dem Wirtshaus getreten. Ein fremder Chauffeur, nicht Bobby. Badger, der aus seinem Versteck hervorlugte, glaubte, ihn treffe der Schlag! Irgendwie kam ihm das Gesicht bekannt vor, doch er konnte es nicht unterbringen. Schon fuhr der Unbekannte los.
    Badger befand sich in einer unangenehmen Lage. Er wusste nicht, was er tun sollte. Sich melden? Erklärungen und Entschuldigungen waren schwierig, und überdies ist es nicht einfach, sie einem Menschen vorzutragen, der mit einer Geschwindigkeit von hundert Stundenkilometern fährt. Mithin

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