Ein Schritt ins Leere
Unfall, deckte gewisse Merkwürdigkeiten auf. Infolgedessen wurde ich stutzig und begann mich zu fragen, ob Sie wohl wirklich das unschuldige junge Ding sind, das Sie spielten. Und dann stand ich hinter Ihnen, als Sie eines Morgens mit Ihrem Chauffeur telefonierten, und hörte, wie er Sie mit Frankie anredete. Eine eigenartige Vertraulichkeit seitens eines Chauffeurs – finden Sie nicht? Hierauf sprach ich davon, mit Ihnen gemeinsam nach London fahren zu wollen. Sie willigten zwar ein, Lady Frances, aber atmeten, wie ich wohl bemerkte, erleichtert auf, als ich davon Abstand nahm. Nachher…» Er brach ab und zuckte, soweit es ihm die Fesseln erlaubten, seine Schultern. «Wirklich spaßig, wie Ihr Argwohn die ganze Zeit um Nicholson kreiste! Er ist ein harmloser Geselle, sieht indes aus wie ein intellektueller Verbrecherboss im Film. Ich dachte, es könnte nichts schaden, die Täuschung aufrechtzuerhalten. Schließlich weiß man nie, wie es kommt. Die bestangelegten Pläne gehen schief, wie meine gegenwärtige Lage zeigt.»
«Eins müssen Sie mir noch verraten», sagte Frankie, «denn ich zermartere mir Tag und Nacht den Kopf darüber: Wer ist Evans?»
Er lachte… lachte, er konnte gar nicht wieder aufhören.
«Das ist köstlich! Haha! Was für ein Narr man doch sein kann!»
«Bezieht sich das auf uns?»
«Nein, auf mich. Wenn Sie nicht wissen, wer Evans ist, so möchte ich es Ihnen auch nicht offenbaren. Lassen Sie es mein kleines Geheimnis bleiben!»
Frankie nagte verdrossen an ihrer Lippe. Seltsam, das Blatt hatte sich gewendet – sie waren frei. Aber gewissermaßen beraubte Bassington-ffrench sie ihres Triumphes. Da lag er gefesselt am Boden und wagte dennoch, sie zu verspotten.
«Badger», ließ Bobby Jones sich vernehmen. «Bleib du hier, während ich nach unten gehe und die Polizei anrufe.»
«Nein», widersprach Frankie, «geh nicht allein. Wir wissen nicht, wie viele noch unten im Haus sein mögen.»
«Niemand», erklang die Stimme des Gefangenen vom Boden herauf. «Ich habe alles ganz allein geführt.»
«Auf Ihre Versicherungen pfeife ich», fuhr Bobby ihn grob an. Er beugte sich herab und untersuchte die Fesseln. «Fest wie Eisenbänder! Gehen wir alle zusammen. Wir können hier ja abschließen.»
«Darf ich Ihnen den Revolver anbieten, der in meiner Tasche steckt?», sagte Roger Bassington-ffrench höflich. «Ich brauche ihn nicht mehr, und Sie werden sich mit ihm vielleicht sicherer fühlen.»
Ohne sich durch den spöttischen Ton beirren zu lassen, eignete Bobby sich die Waffe an. Dann nahm er Frankie die Kerze ab, ging mit den beiden anderen hinaus und schloss von draußen ab.
Eine ziemlich wacklige Stiege führte zu dem Haupttreppenabsatz hinab. Bobby, den Revolver in der Hand, spähte über das Geländer nach unten und bemerkte das Telefon unten auf einem Tischchen in der Diele.
«Wir wollen lieber erst diese Zimmer untersuchen», meinte er. «Sonst überfällt man uns womöglich von hinten.»
Badger schloss der Reihe nach die Türen auf. Von den vier Schlafzimmern waren drei leer. Im vierten lag eine zierliche Gestalt auf dem Bett.
«Moira!», schrie Frankie.
Dr. Nicholsons Gattin antwortete nicht. Wie tot lag sie da, und nur das leichte Heben und Senken der Brust beim Atmen zeigte, dass noch Leben in ihr war.
«Schläft sie?», wisperte Bobby.
«Sie wird betäubt sein», erwiderte Frankie, während sie ihre Blicke durch das Zimmer schweifen ließ. Auf einem kleinen Emailletablett lag eine Injektionsspritze, daneben ein Spiritusbrenner.
Von hier gingen sie zum Telefon. Frankies Furcht, die Leitung könnte durchgeschnitten sein, bewahrheitete sich nicht. Sie erreichten die Polizeiwache ohne Umstände, aber als weniger leicht erwies es sich, die Angelegenheit zu erklären. Die Ortspolizei neigte dazu, den Anruf als albernen Scherz aufzufassen.
Doch schließlich ließ sie sich überzeugen, und mit einem Seufzer legte Bobby Jones den Hörer auf. Zehn Minuten später kam ein Wagen mit einem Inspektor, einem Constable und dem gleichfalls verlangten Arzt an.
Bobby führte sie nach oben. Er schloss die Tür der Bodenkammer auf, öffnete – und erstarrte zur Salzsäule. Auf den Dielen lag ein Haufen durchschnittener Stricke. Das Bett stand, mit einem Stuhl darauf, unter dem Oberlicht. Von Bassington-ffrench aber war nichts zu sehen!
«Verflucht!», wetterte Bobby. «Er ist der Artist, nicht ich. Wie konnte er diese Stricke durchschneiden, nachdem ihm beide Hände auf dem Rücken
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