Ein schwarzer Vogel
auf
Wiedersehen.«
Ehe Peter Jarratt eine
Erwiderung herausbringen konnte, hing ich auf.
Zehntes Kapitel
EIN JUNGER MANN,
DER VIEL REDET
E rleichtert stellte ich fest,
daß vor Robert Hockleys Wohnung kein Polizeiwagen stand. Es war ein Wohnhaus
besseren Stils. Der Pförtner meldete mich an, und Hockley öffnete auch gleich
seine Tür, als ich auf den Klingelknopf drückte. Obwohl sein rechtes Bein
merklich kürzer war als sein linkes, war er ein gut aussehender Bursche mit
etwas spöttischen Augen. Er blieb in der Tür stehen, bis ich ihm erklärt hatte,
wer ich sei und was ich wollte. Dann erst ließ er mich eintreten.
Die Wohnung kostete
wahrscheinlich um die zweihundert Dollars Miete monatlich. Im Wohnzimmer stand
ein großer, mit Papieren überladener Arbeitstisch. Die brennende
Schreibtischlampe, die diese Papiere beleuchtete, wies darauf hin, daß Hockley
dort gesessen hatte, als ich angemeldet wurde.
Ich erblickte einige Briefbogen
mit der Firmenbezeichnung »Acme Schweißerei und Reparaturwerkstatt« und einen
Rennwettschein.
Hockley mißfiel die Art, wie
ich die Sachen auf seinem Schreibtisch überflog, und sagte schroff: »Nun und,
was wünschen Sie?«
»Ich wollte mit Ihnen über das
Testament von Cora Hendricks sprechen.«
Sofort fiel ein Schleier kalten
Mißtrauens über sein Gesicht, der verdecken sollte, was in ihm vorging.
»Was wissen Sie über das
Testament?« fragte er.
»Ich habe es mir einmal
angesehen.«
Er lachte höhnisch. »Und schon
glauben Sie, Sie wüßten darüber Bescheid, wie?«
»Nun, ich weiß einiges.«
»Das nehmen Sie an. Die besten
Anwälte haben das Ding Wort für Wort unter die Lupe genommen. Machen Sie sich
nichts vor.«
»Das tue ich nie.«
»Was wollen Sie eigentlich von
mir?«
»Mit Ihnen reden.«
»Worüber?«
»Zum Beispiel darüber, wieviel
Sie von dem Erbe abbekommen.«
»Das geht Sie einen Dreck an.«
»Legen Sie keinen Wert darauf,
mehr zu erhalten?«
»Quatschen Sie nicht so
kariert.«
»Ich bin Detektiv. Ich war
einmal Rechtsanwalt.«
»Ich habe einen Anwalt.«
»Was tut er für Sie?«
»Alles, was er nur kann.«
»Und was kommt dabei heraus?«
»Nichts.«
»Das habe ich mir gedacht.«
»Cora Hendricks war ein Biest«,
sagte er.
»Sie scheint aber einiges für
Sie übriggehabt zu haben.«
»Quatsch. Ich muß ein paar
alten Schuften jedesmal die Füße küssen, wenn ich auch nur einen Cent bekommen
will. Der Teufel soll sie holen! Aber ich kann warten.«
»Die beiden können Sie auf eine
Rente setzen.«
»Sollen sie doch!«
»Was hält Ihr Anwalt von der
Rechtmäßigkeit dieser Bestimmung?«
»Er hält sie für bedeutungslos.
Er kann sie anfechten.«
»Wirklich?«
»Haben Sie das Testament
gelesen?«
»Ich habe mir die Bestimmungen
über die Treuhänderschaft angesehen.«
»Aber nicht das Testament?«
»Nein.«
»In dem Testament hat sie
bestimmt, daß die Treuhänder die Haupterben werden, falls die Treuhänderschaft
teilweise oder gänzlich außer Kraft gesetzt wird, das heißt, daß das Vermögen
vollständig in ihren Besitz übergeht und sie damit machen können, was sie
wollen. Sie hat ferner bestimmt, daß jeder, der entweder das Testament
anfechtet, es für ungültig erklärt haben will und vor Gericht Klage erhebt oder
gegen die Treuhänder vorgeht, aller Anrechte auf den Besitz, das Barvermögen
und das gesamte Eigentum verlustig geht. Versuchen Sie einmal, gegen dieses
Bollwerk von rechtlichen Bestimmungen anzugehen. Die besten Anwälte des Landes
haben hilflos davorgestanden. Vor diesem Komplex und vor anderen Dingen auch.«
»Sie bekommen fünfhundert
Dollars monatlich.«
»Das reicht gerade für meinen
Anwalt.«
»Wieso? Man läßt sich doch nur
einmal beraten und weiß dann Bescheid. Wozu halten Sie sich einen Anwalt?«
»Um die Abrechnungen zu prüfen.
Um darauf zu achten, daß die beiden mit ihren Auslagen, außerordentlichen
Unkosten und so weiter nicht übertreiben. Gegenwärtig fliegen sie auf unsere
Kosten zwischen den Vereinigten Staaten und Kolumbien hin und her, und Sie
sollten mal ihre Spesenabrechnungen sehen.«
»Sind sie so hoch?«
»Es steht alles drauf, was Sie
sich nur wünschen können.«
»Bisher war die Bilanz aber in
Ordnung. Shirley bekommt das gleiche wie Sie?«
»Was geht Sie das eigentlich an?«
»Ich dachte, wir könnten
vielleicht ein paar kleine Informationen austauschen. Es könnte für uns beide
nützlich sein.«
»Sagen Sie mir erst einmal, was
Sie für
Weitere Kostenlose Bücher