Ein schwarzer Vogel
Cameron das jetzt mit Smaragden
besetzte Kollier zu Ihnen, um es schätzen zu lassen. Sie legten es Nuttall zur
Bewertung vor, holten es von ihm wieder zurück, gaben es Cameron, und das
nächste, was Cameron tat, war, die Smaragde wieder herauszunehmen; womöglich
nur zu dem Zweck, um die Granate und den synthetischen Rubin wieder
einzusetzen?«
»Wenn Sie es so darstellen,
erscheint das Ganze völlig sinnlos.«
»Haben Sie eine Erklärung, die
es sinnvoller erscheinen läßt?«
»Nein«, gab er zu und zupfte
sich am linken Ohrläppchen.
»Sie scheinen in der
Angelegenheit eine recht bedeutsame Rolle zu spielen. Zuerst erwerben Sie das
Kollier, dann verkaufen Sie es wieder, dann wird es von einem Mann gekauft, der
Smaragde einsetzt und es zu Ihnen bringt, damit es von Nuttall geschätzt werden
kann. Für einen Mann, der in einer Großstadt derartige Geschäfte nur nebenbei
betreibt, haben Sie eine große Ähnlichkeit mit Rom.«
»Wie meinen Sie das mit Rom?«
»Viele Wege führen zu Ihnen.«
Er zupfte weiter an seinem
Ohrläppchen. »Ich glaube, es gibt nur eine Erklärung«, meinte er dann.
»Und die wäre?«
»Daß das Kollier, das ich von
Phyllis Fabens gekauft habe, nicht das gleiche ist, das Cameron mir brachte,
und doch — ich hätte schwören können, daß es dasselbe war.«
»Die Ähnlichkeit ist Ihnen
anfangs nicht aufgefallen?«
»Nein. Ich maß dem Kollier
zunächst keine besondere Bedeutung bei. Das heißt — Sie verstehen schon.«
»Ich fürchte, ich verstehe gar
nichts.«
»Nun, der Kauf von Phyllis
Fabens war selbstverständlich ein Gelegenheitsgeschäft. Ich erinnerte mich erst
daran, als ich über die mögliche Bedeutung des Kolliers nachdachte.«
»Das Kollier ist ein
gewöhnliches, altmodisches Schmuckstück. Ist es nicht durchaus möglich, daß es
eine ganze Anzahl gleichartiger Kolliers gegeben hat?«
»Sehr wahrscheinlich ja.«
»Und daß ein Kollier mit
Smaragden und ein anderes mit Granaten besetzt wurde?«
»Das muß die Erklärung sein.
Und doch —. Offen gesagt, Mr. Lam, ich glaube immer noch, daß Camerons Kollier
das gleiche war, das ich von Phyllis Fabens kaufte.«
»Dann ist es von größter
Wichtigkeit, zu erfahren, wie es in Camerons Besitz kam.«
»Das ist aber ein äußerst
schwieriges Unterfangen«, meinte Jarratt.
»Wieso?«
»Weil ich Ihnen meine Abnehmer
für antiken Schmuck nicht nennen kann. Erstens würde es gegen die Interessen
meiner Kunden verstoßen, und zweitens würde ich mir damit selbst ein gutes
Geschäft verderben. Aber so viel kann ich verraten: es könnte sein, daß Cameron
ein bißchen den Detektiv spielte, als er ermordet wurde. Vielleicht
interessierte es ihn, ausfindig zu machen, warum das Kollier mit Smaragden
besetzt war und woher die Smaragde kamen.«
»Mit anderen Worten, die
Person, die Ihnen den alten Schmuck abkauft, treibt damit dunkle Geschäfte.«
»Das habe ich nicht gesagt«,
verwahrte er sich.
»Es könnte aber sein, daß
Cameron, der ja über gute Beziehungen zur kolumbianischen Regierung, die den
Smaragdmarkt kontrolliert, verfügte, den Detektiv spielte, um einem Freund
einen persönlichen Gefallen zu erweisen.«
»Ich glaube, ich kann Ihnen
diese Möglichkeit bestätigen, ohne damit ein Berufsgeheimnis zu verletzen.«
»Danke. Ich werde darüber
nachdenken. Entschuldigen Sie meine etwas undiplomatische Reaktion auf Ihren
Hinweis betreffs Phyllis Fabens. Ich glaube, Sie sind doch gescheiter, als ich
zuerst annahm.«
»Vielen Dank für das
Kompliment«, erwiderte Jarratt und wünschte mir einen guten Abend.
Bevor ich in meinen Wagen
stieg, sah ich mich zur Sicherheit kurz um.
Im Abstand von etwa dreißig
Metern parkten zwei Autos. In jedem saßen zwei Personen. Es waren die gleichen
Wagen, die mich erst vor kurzem verfolgt und die ich dann abgeschüttelt hatte.
Ich stieg ein und fuhr davon.
Keiner der beiden Wagen machte
auch nur die geringsten Anstalten, sich mir anzuhängen. Trotzdem hatte ich ein
unangenehmes, kaltes Gefühl in der Magengrube, denn wenn diese Burschen mir zu Jarratts
Büro nachgekommen waren, mußten sie nahezu Gedanken lesen können. Sie hatten
nicht gerade übermäßig intelligent ausgesehen, und ich hatte ihnen ein ganz
schönes Schnippchen geschlagen, als ich ihnen entwischte. Trotzdem parkten sie
nun vor Jarratts Büro und beschatteten mich weiter.
Fünfzehntes
Kapitel
SELTSAME TRÜMMER
E s war schon einige Zeit nach
Einbruch der Dunkelheit, als ich das Gebäude
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