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Ein schwarzer Vogel

Ein schwarzer Vogel

Titel: Ein schwarzer Vogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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ich verstehe. So ‘ne Art
Vorahnung, wie?« sagte Buda höhnisch.
    »Von mir aus können Sie es so
nennen.«
    »Hat Ihnen jemand einen Tip
gegeben?«
    »Nein. Ich sagte Ihnen doch, es
war eine Eingebung.«
    Man sah Buda seine Verärgerung
an. »Das ist eine feine Geschichte. Eine Eingebung können wir weder zur
Vernehmung vor den Geschworenen noch zu einem Kreuzverhör vorladen. Leider
können wir Ihr Unterbewußtsein nicht aus Ihnen herausholen und in Cellophan
verpackt dem Gericht als Beweisstück vorlegen.«
    »Was soll das eigentlich
alles?« fragte ich.
    Er zögerte einen Moment und
sagte dann: »Kommen Sie mit herein.«
    Zusammen gingen wir die Stufen
hinauf, über den breiten Vorplatz, durch die Tür und betraten die Halle. Auf
dem gebohnerten Parkett lagen wertvolle Orientteppiche. Der Raum wurde von
einem Kristallkronleuchter erhellt.
    Inspektor Buda führte mich nach
links durch eine Tür in einen Raum, der gleichzeitig Bibliothek und
Arbeitszimmer war. Die Einrichtung war völlig demoliert, die Stühle umgeworfen
und zerbrochen, ein Tisch lag auf der Seite, aus einem umgestürzten Tintenfaß
war die Tinte auf das Parkett geflossen. Die Teppiche waren zusammengeballt,
offensichtlich von Leuten, die miteinander gekämpft hatten. Ein aus einzelnen
Borden zusammengesetztes Bücherregal lag auf dem Boden, und die
herausgefallenen Bücher waren offenbar bei einem Kampf auf Leben und Tod mit
den Füßen umhergestoßen worden. Sie waren auseinandergerissen, und die
einzelnen Teile lagen wild umhergestreut. Es sah aus, als sei der Inhalt eines
Güterwagens bei einem Zugunglück verstreut worden. Die Tür eines
Panzerschrankes stand weit offen, und aus den einzelnen Fächern des Safes waren
Papiere auf den Boden geworfen worden, als habe jemand sie in größter Eile
herausgerissen.
    »Nun?« fragte Inspektor Buda,
nachdem er mir Zeit gelassen hatte, mich umzusehen. »Was halten Sie davon?«
    »Heißt das, daß ich Ihnen
helfen soll?« fragte ich.
    Er runzelte verärgert die
Stirn.
    »Wenn ja«, fuhr ich fort,
»möchte ich darauf hinweisen, daß es von außerordentlicher Bedeutung ist, daß
der Panzerschrank erst nach dem Kampf geöffnet wurde, also, nachdem Sharples
überwältigt worden war, denn Sie werden bemerkt haben, daß, obwohl die Teppiche
zusammengeknüllt und die Möbel umgestürzt sind, die Papiere und Dokumente, die
anscheinend eiligst aus dem Panzerschrank gezogen wurden, praktisch
unangetastet geblieben sind.«
    »Fahren Sie fort«, knurrte
Buda.
    »Sie werden ferner beobachtet
haben, daß dort ein zerrissenes Gummiband und ein Stoß Umschläge liegen, die
anscheinend von weiblicher Hand an...« — ich beugte mich nieder und nahm einen
der Umschläge auf — »Harry Sharples, hochwohlgeboren, gerichtet sind. Der Name
des Absenders, der auf der oberen linken Ecke des Umschlags steht, nennt eine
gewisse Shirley Bruce, deren Wohnung...«
    Er riß mir den Umschlag aus der
Hand. »Sie haben nichts anzurühren.«
    »Die Umschläge«, fuhr ich fort,
»scheinen alle leer zu sein. Es gehört kaum zu den Gewohnheiten, leere
Umschläge in einem Panzerschrank aufzubewahren. Daraus läßt sich folgern, daß
die Briefe herausgenommen worden sind, nachdem die Briefsammlung aus dem
Panzerschrank genommen wurde.«
    »Ich möchte von Ihnen
Tatsachen, keine Theorien«, unterbrach mich Buda.
    »Was für Tatsachen?«
    »Wer könnte Harry Sharples
entführt haben?«
    Ich hob die Augenbrauen hoch.
»Glauben Sie, daß er entführt wurde?«
    »Nein«, sagte Buda mit scharfem
Hohn. »Er wollte nur mal eben hier abstauben und hatte eine etwas ungeschickte
Hand dabei. Das ist alles.«
    »Soll das heißen, daß Sharples
verschwunden ist?«
    »Genau das.«
    »Und wie haben Sie es
erfahren?«
    »Eines der Hausmädchen rief
Sharples zum Essen. Als er nicht kam, sah sie nach. Sie hat diesen Zustand
vorgefunden und hielt es für richtig, die Polizei zu benachrichtigen.«
    »Und Sie ließen mich herholen,
nur um mich auszufragen.«
    »Stimmt. Kennen Sie diese
Shirley Bruce?«
    Umständlich und mit großen
Gesten zog ich mein Taschentuch hervor und breitete es auf dem Tisch aus.
    »Was, zum Teufel, hat das zu
bedeuten?« fragte Buda.
    Stolz wies ich auf die roten
Flecken. »Sehen Sie das da?«
    »Ja.«
    »Das ist«, sagte ich
nachdrücklich, »Shirley Bruces Lippenstift.«
    Als Buda mich ansah, kämpften
auf seinem Gesicht Ärger und Überraschung. »Wie kommt das in Ihr Taschentuch?«
    »Sie ist impulsiv«, erklärte
ich. »Entweder

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