Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein schwarzer Vogel

Ein schwarzer Vogel

Titel: Ein schwarzer Vogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
Vom Netzwerk:
betrat, in dem unser Büro lag.
Erst nachdem ich mich in die Liste des Pförtners eingetragen hatte, fiel mir
sein seltsamer Gesichtsausdruck auf.
    Leise sagte er: »Jemand wartet
auf Sie.«
    Ich drehte mich um und
entdeckte einen Mann, der aus einem Winkel hinter der Eingangstür kam. Er war
eine von jenen Typen, die geradezu nach Kriminalpolizei riechen. Er blickte
mich an und sagte: »Aha!«
    »Was gibt’s denn?« fragte ich.
    »Wir suchen Sie.«
    »Ah, auf der Lauer gelegen?«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Ihnen steht doch Polyp auf der Stirn geschrieben.«
    Das verdroß ihn mächtig.
Wahrscheinlich bildete er sich ein, daß er wie ein Generaldirektor mit
fünfzigtausend Dollars Jahresgehalt im Urlaub auf seine Umgebung wirkte.
    »Was fürn kluges Kind sind
Sie«, sagte er spöttisch.
    »Stimmt. 1921 habe ich die
Abgangsprüfung im Kindergarten bestanden. Ich durfte sogar die Festrede halten.
Ganz gut für einen Vierjährigen, was?«
    »Lassen Sie den Quatsch«, sagte
er verärgert, »und kommen Sie mit, der Inspektor will Sie sprechen.«
    »Was fürn Inspektor?«
    »Buda.«
    »Der weiß, wo mein Büro ist.
Sonst hätte er Sie doch nicht hergeschickt.«
    »Wollen Sie nicht mitkommen?«
    »Besondere Lust habe ich
nicht.«
    »Wir können es auch amtlich
machen.«
    »Etwa durch einen Haftbefehl?«
    »Nun, eine Vorladung genügt
wohl auch.«
    »Weshalb?«
    »Das wird Ihnen Inspektor Buda
sagen.«
    »Hören Sie, ich will Ihnen
keine Schwierigkeiten machen, aber ich habe mit dem Inspektor gesprochen. Ich
habe ihm alles vorgetragen, was ich weiß.«
    »Aber nichts von dem, was jetzt
vorliegt.«
    Hinter dem stockigen,
eigensinnigen Gesicht dieses Mannes schien ein reichlich eingleisiger Verstand
zu schlummern.
    »Sie meinen also, daß Buda
ungemütlich wird, wenn ich nicht mitkomme?«
    »Er hat mich geschickt, Sie zu
holen. Entweder kommen Sie mit, oder Sie weigern sich. Mehr kann ich Ihnen
nicht sagen.«
    »Also gehen wir.«
    »Sie können mit mir fahren«,
sagte er.
    »Kommt nicht in Frage. Ich
nehme meinen Wagen und fahre hinter Ihnen her.«
    »Warum wollen Sie nicht mit mir
fahren?« fragte er argwöhnisch.
    »Sie fahren vielleicht erst
später zurück, als mir recht ist.«
    Er überlegte einen Moment. »Na
schön. Mein Wagen steht gegenüber auf der anderen Straßenseite.«
    Wir gingen durch die Vorhalle.
Der Polizist holte seinen Wagen und kam zum Parkplatz unserer Agentur gefahren.
Als er mich in meinem Auto sitzen sah, nickte er und fuhr an, behielt mich aber
in seinem Rückspiegel stets im Auge.
    Wir fuhren die Siebente Straße
entlang nach Westen, durch Figueroa nach Wilshire und den Wilshire Boulevard
entlang in Richtung Hollywood. Er hatte mir nicht gesagt, wie weit wir fahren
würden. In gemäßigtem Tempo fuhr er vor mir her. Es sah aus, als wollte er zum
Strand hinunter. Hin und wieder verpaßte er absichtlich ein Verkehrssignal,
damit ich aufholen konnte und immer dicht hinter ihm blieb. Ganz offensichtlich
wollte er sichergehen, daß die Scheinwerfer hinter seinem Wagen auch die richtigen
waren. Er war ein mißtrauischer Bursche, der nicht das geringste riskieren
wollte.
    Dann winkte er plötzlich nach
links ab, und wir fuhren wieder nach Süden durch eine Straße mit großen
Landhäusern, die Ende der zwanziger Jahre gebaut worden waren, als man für den
Unterhalt eines Hauses noch zwanzigtausend Dollars im Jahr aufwenden konnte,
ohne damit schon alles verbraucht zu haben, was nach Bezahlung der
Einkommensteuer übriggeblieben war.
    Die Umgebung strömte eine
Atmosphäre gesicherten Wohlstandes aus. Weiß verputzte Häuser mit roten
Ziegeldächern, Palmen, weite Rasenflächen, Balkone und Zufahrtswege, die zu
Garagen für drei Autos mit Chauffeurwohnungen hinter den Häusern führten. Mein
Lotse fuhr näher an den Bürgersteig. Ich spähte nach vorn und erkannte, wo er
hin wollte. Vor einem der Häuser parkte ein Polizeiwagen.
    Ich fuhr an den Bürgersteig,
stellte den Motor ab und schaltete die Lichter aus. Der Polizist hielt vor dem
Haus an, sagte ein paar Worte zu einem Mann, der vor dem Hause stand, und blieb
im Wagen sitzen.
    Der Mann ging hinein, kam
wieder heraus, sagte etwas zu meinem Begleiter und bezog dann wieder seinen
Posten vor der Tür. Mein Lotse hievte seinen massiven Körper aus dem Wagen, kam
zu mir herüber und sagte: »Okay, gehen wir hinein.«
    Wir passierten einen Posten und
gingen zum Vorplatz hinauf. Die Tür öffnete sich, Inspektor Buda trat heraus
und schritt auf uns zu.

Weitere Kostenlose Bücher