Ein schwarzer Vogel
Minuten lang. Seine Stimme war
zuerst tonlos, gewann aber mehr und mehr an Ausdruck. Je länger er sprach, um
so lebhafter wurde er. Schließlich begann er auch zu gestikulieren. Als er
geendet hatte, stellte Maranilla vielleicht ein Dutzend Fragen an ihn, die
Murindo alle ohne Zögern beantwortete.
Endlich wandte Maranilla sich
wieder zu mir. »Es ist bedauerlich, daß Sie unsere Sprache nicht verstehen. Die
Situation klärt sich. Murindo hat gestanden, daß er vor etwa drei Jahren bei
der Grabung eines Probeschachtes auf eine Gesteinsformation stieß, die er für
erzhaltig hielt. Aber er fand auch Smaragde darin. Murindo war der einzige, der
das wußte. Señor Cameron, der jetzt tot ist, kam bald danach hierher, und es
wurden Vorkehrungen getroffen, die den Eindruck erwecken sollten, als sei der
Schacht wieder aufgegeben worden. Tatsächlich wurde die Arbeit aber von Murindo
und einem anderen vertrauenswürdigen Arbeiter weitergeführt. Die dort
geschürften Smaragde wurden zum größten Teil an Cameron, ein- oder zweimal aber
auch an Sharples abgeliefert. Und Sie, Señor Lam von der Firma Cool und Lam,
befänden sich jetzt in einer höchst prekären Lage, wenn Sie im Dienste dieses
Sharples stünden. Das wäre sehr fatal für Sie. Es ist jedoch notwendig, daß Sie
uns über Ihre Verbindung zu ihm aufklären. Und es wäre gut, wenn Sie uns ohne
jeden Vorbehalt über alle Einzelheiten unterrichteten.«
»Sharples suchte nach einer
Leibwache«, begann Bertha.
»Es ist vielleicht besser, wenn
ich über die Zusammenhänge berichte«, unterbrach ich Bertha. »Ich hatte doch
die engere Verbindung mit ihm.«
»Was uns betrifft«, redete
Bertha weiter, »so war uns...«
»Ich werde darüber berichten,
Bertha. Wir haben der Polizei nichts zu verschweigen«, unterbrach ich sie
nachdrücklich.
Sie durchbohrte mich förmlich
mit ihren giftigen Blicken, aber sie schwieg.
»Es ist vielleicht eine etwas
langwierige Geschichte«, wandte ich mich an Maranilla, »aber ich will
versuchen, es kurz zu machen. Die Frage ist nur, wo soll ich anfangen?«
»Mit dem Anfang«, erwiderte
Maranilla bestimmt, »beim allerersten Anfang.«
»Sharples kam zu uns und gab
uns einen Auftrag, ein bestimmtes Smaragdkollier aufzufinden, das in einem angesehenen
Juweliergeschäft zum Verkauf angeboten worden war. Er erzählte, das Kollier sei
das Eigentum von Shirley Bruce, die es von Cora Hendricks geerbt habe. Ich
stellte Nachforschungen an und erfuhr, daß das Kollier von Robert Cameron zum
Verkauf angeboten worden war. Ich war davon überzeugt, daß irgend etwas an
dieser ganzen Angelegenheit faul war. Ich erstattete Sharples Bericht über
meine Recherchen, und Sharples schlug mir vor, mit ihm zu Cameron zu gehen. Als
wir in dessen Haus kamen, fanden wir ihn tot auf. Cameron war erstochen worden.
Anscheinend war der Mord unmittelbar, nachdem er ein Telefongespräch geführt
hatte, begangen worden, vielleicht auch noch während er telefonierte.«
Sowohl Maranilla wie Jurado
hörten mir aufmerksam zu. Jurados Augen waren unverändert ausdruckslos, aber er
hatte den Kopf leicht vorgeneigt. Maranillas freundliche und wachsame Augen
waren durchdringend wie die Scheinwerfer eines Autos, dem man bei Nacht
begegnet, auf mich gerichtet.
»Fahren Sie bitte fort«, sagte
er.
»Sharples und ich entdeckten
die Leiche, als wir gemeinsam Camerons Haus betraten. Anschließend besuchten
wir zusammen Shirley Bruce, und Shirley erzählte uns, daß sie das Kollier
bereits vor einiger Zeit an Cameron gegeben habe. Ich sah mir auch die Bestimmungen
über die Nachlaßverwaltung an. Das Vermögen beträgt annähernd
zweihunderttausend Dollars, vielleicht sogar mehr. Beim Tode beider Treuhänder
sollte der Besitz zu gleichen Teilen an die Erben ausgezahlt werden. Aber die
Treuhänder können, solange sie leben, mit den Einkünften des Vermögens nach
Belieben verfahren. Sie können soviel sie wollen, oder sogar alles, einem der
beiden Erben zukommen lassen. Mit anderen Worten, sie waren nicht verpflichtet,
den Erben gleichhohe Zuwendungen zu machen.«
»Glauben Sie, daß der Mord an
Cameron möglicherweise nur ein Vorspiel für Sharples’ Tod sein sollte?« fragte
Maranilla.
»Das weiß ich nicht. Ich weiß
nur, daß Sharples glaubte, er sei in großer Gefahr, und daß er eine Leibwache
für sich suchte. Aber dann tat er etwas Merkwürdiges: er wollte durchaus mich
als Leibwache haben.«
»Warum ist das merkwürdig?«
fragte Maranilla.
»Weil ich eine
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