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Ein schwarzer Vogel

Ein schwarzer Vogel

Titel: Ein schwarzer Vogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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er die Bestellung aufgab, näherte sich der Geschäftsführer des Klubs
unserem Tisch. Er suchte Maranillas Blick, sagte auf englisch: »Entschuldigen
Sie bitte«, und sprach dann mit Maranilla spanisch. Maranilla erhob sich sofort
und bat, ihn kurz zu entschuldigen.
    Als der Kellner unsere Getränke
brachte, war er noch nicht zurück.
    »Wie gefällt es Ihnen hier?«
fragte Jurado.
    »Ausgezeichnet. Ich würde gern
hier leben«, sagte ich.
    »Ja, es ist beinahe schon eine
Gunst«, gab er zu.
    »Die Menschen verstehen hier,
das Leben zu genießen.«
    »Kann man etwas Vernünftigeres
tun?«
    »Mir gefällt die Art, wie Sie
hier alles anfassen; zum Beispiel, wie hier getrunken wird. Während des Abendessens
konnte ich niemanden beobachten, der zuviel trank.«
    »Ja, wir lassen uns bei allem
Zeit«, bestätigte Jurado.
    »Und alles scheint Ihnen zu
gelingen.«
    »Wir versuchen jedenfalls unser
Bestes. Aber da die Zeit begrenzt ist, die uns zur Verfügung steht, möchte ich
Ihnen noch eine oder zwei Fragen stellen, so sehr ich es auch hasse, diesen
friedlichen Abend durch dienstliche Dinge zu stören.«
    »Bitte, ich stehe zur
Verfügung«, forderte ich ihn auf.
    »Nach Ihrer Theorie trug
Cameron Handschuhe, als er in sein Haus kam. Dann sah er etwas, was ihn
veranlaßte, plötzlich nach seiner Pistole zu greifen.«
    »Vielleicht war es gar nicht so
plötzlich. Es kann sein, daß er zuerst etwas anderes versuchte und erst als
letzte Möglichkeit nach der Waffe griff.«
    Jurado nickte. »Ja, das wäre
logisch. Ich nehme an, daß Sie diese Möglichkeit untersucht haben.«
    »So gut ich konnte. Obwohl es
wenig genug war. Es sind kaum Anhaltspunkte vorhanden.«
    »Dennoch interessiert es mich
sehr.«
    Ich zog mein Notizbuch aus der
Tasche. »Die Bibliothek der Naturfreunde«, erklärte ich, »veröffentlicht in
Band II ihres Werkes Die Vögel Amerikas, daß gezähmte Krähen offenbar
immer eine Neigung zum Diebstahl zeigen, die sich etwa mit der Kleptomanie bei
Menschen vergleichen läßt. Krähen scheinen eine besondere Leidenschaft für
Gegenstände von leuchtender Farbe, wie Rollen mit blauem oder rotem Garn, oder
aus glänzendem Metall, wie kleine Scheren oder Fingerhüte, zu haben, die sie
stehlen und dann verstecken.«
    Jurado nickte. »Das ist sehr
interessant.«
    »In dem von der Nationalen
geographischen Gesellschaft herausgegebenen Buch der Vögel heißt es in
Band II, daß zahme Krähen gern glänzende Gegenstände aller Art, besonders aber
schimmernde Kieselsteine, sammeln und verstecken. Sie bringen ihre Schätze in dunklen
Ecken unter oder vergraben sie manchmal im Hof oder Garten. Diese Verstecke
vergessen sie dann häufig.«
    Ein Kellner kam auf mich zu und
sagte etwas auf spanisch. Señor Jurado übersetzte mir, daß ich am Telefon
gewünscht werde.
    Es war Bertha. Sie war so
wütend, daß sie schäumte. »Natürlich bin ich auf ihren faulen Trick
hereingefallen. Verflucht noch mal, ich...«
    »Hör auf zu spucken«,
unterbrach ich sie. »Was ist passiert?«
    »Diese Mistkerle von der
Polizei hatten die Unverschämtheit, mich zu verhaften. Ich erklärte ihnen, daß
Maranilla gesagt hätte, ich könne gehen, wohin ich wolle, aber entweder
verstanden sie mich nicht, oder sie wollten mich nicht verstehen.«
    »So schlimm ist das doch nicht,
Bertha«, tröstete ich sie. »Jetzt bist du ja hier. Nimm ein Bad und ruh dich
aus. Ich komme noch hinüber, bezahle dir einen Drink und...«
    »Halt den Mund«, schrie Bertha
so laut in das Telefon, daß mein Trommelfell schwer erschüttert wurde. »Sie
haben mich durchsucht.«
    »Wer? Die Polizisten?«
    »Nein. Sie hatten eine fette
Schlampe für die Schmutzarbeit parat. Verflucht noch mal, sie haben mir die
Papiere abgenommen.«
    »Meinst du meine Notizen... ?«
    »Ja«, schrie Bertha am anderen
Ende der Leitung.
    Es dauerte eine Weile, bis ich
das verdaut hatte.
    »Hallo«, schrie Bertha nach
einer Weile, »sag doch was.«
    »Ich denke nach.«
    »Laß dir nicht so viel Zeit
dabei. Tue etwas.«
    »Was soll ich denn tun?«
    »Woher soll ich das wissen?
Wozu habe ich dich schließlich, das ist doch deine Sache.«
    »Warte auf mich, bis ich zu dir
komme. Sie haben dir die Notizen nicht zurückgegeben? «
    »Dämliche Frage. Natürlich
nicht.«
    »War ein Dolmetscher dabei?«
    »Einer der Polizisten konnte
genug Englisch, um mir zu sagen, was sie wollten. Aber jedesmal, wenn ich ihnen
etwas erklären wollte, sagte er nur >nix versteh<.«
    »Vielleicht waren ihm nur

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