Ein schwarzer Vogel
gesagt hat.«
»Um Himmels willen. Schmeißt du
schon wieder Geld zum Fenster hinaus? Hat er uns denn irgend etwas Brauchbares
gesagt?«
»Das weiß ich noch nicht.«
»Dann stelle es ja fest«,
schnappte Bertha. »Laß mich das Zeug mal ansehen.«
Ich gab ihr meine Notizen.
»Bitte, wenn du es gelesen hast, kannst du mir ja sagen, wieviel es wert ist,
und ich mache ihm ein Angebot.«
Sie funkelte mich an, nahm aber
die Blätter und begann zu lesen, indem sie mit ihrem Mund die Worte formte.
Wir vertieften uns beide so
sehr in meine Aufzeichnungen, daß wir unsere Umgebung vergaßen. Erst als
Murindo einen spanischen Satz in warnendem Ton sagte, blickten wir auf.
In der geöffneten Tür standen
Maranilla und Jurado.
Bertha faltete die Papiere
beiläufig zusammen, wollte sie in ihre Tasche stecken, schob sie aber dann in
den Ausschnitt ihres Kleides.
»Ich glaube, wir kommen sehr
schön vorwärts«, sagte Maranilla. »Die Handschuhe auf dem Tisch und die fünf
weiteren Smaragde sind wichtige Hinweise. Daran können wir anknüpfen.«
»Welche Rolle spielt denn
Hockley?« fragte ich.
»Soweit wir übersehen können,
hegte Hockley den Verdacht, daß der Gewinn des Bergwerks bedeutend größer war,
als von den Nachlaßverwaltern angegeben wurde«, sagte Maranilla vorsichtig. »Er
glaubt, daß Shirley Bruce von irgendeiner Seite hohe Einnahmen hatte, und
vermutete, sie stammten aus der Mine. Er erklärte uns durchaus glaubwürdig,
wenn er die Treuhänder bei einer Unehrlichkeit überführen könnte, hätte er die
Möglichkeit, sie durch ein Gerichtsurteil absetzen zu lassen. Damit würde die
Nachlaßverwaltung automatisch beendet werden. Er hat einen Freund in Panama,
einen Flieger, der ihn nach Kolumbien brachte. Es macht uns einige Sorge, daß
er sich weigert, den Namen dieses Mannes zu nennen. Auf jeden Fall überschritt
er illegal unsere Grenze. Damit hat er selbstverständlich unsere Gesetze
verletzt. Seine Geschichte könnte...«
»Der Wahrheit entsprechen?«
fragte ich.
»So ist es«, bestätigte Jurado.
Jurado betrachtete mich
nachdenklich mit seinen unintelligenten Kuhaugen. »Es wäre interessant, aus
Señor Lams Theorien die logischen Folgerungen zu ziehen«, meinte er.
Maranilla hob fragend die
Augenbrauen.
»Weil«, so fuhr Jurado fort,
»sie das Motiv, das wir bisher für die Ermordung Camerons unterstellten, völlig
widerlegt.«
»Wenn man einem logischen
Gedanken folgt, muß man ihn weiterführen, gleichgültig, wohin er führt«, meinte
ich.
»Ganz richtig«, bestätigte
Jurado trocken. »Wäre es Ihnen jetzt genehm, mit uns nach Medellin
zurückzufahren? Die hiesige Polizei kann sich hier um alles weitere kümmern.«
»Was wird aus Hockley?« fragte
ich.
»Wir werden ihn später
entlassen. Wir erheben keine Anklage gegen ihn.«
»Und Sharples?«
Maranilla lächelte. »Der Señor
Sharples wird seine Reise nach Medellin zum mindesten um einige Tage
verschieben müssen.«
»Und was wird aus mir?« fragte
Bertha.
Maranilla machte eine höfliche
Verbeugung. »Es steht Ihnen jederzeit frei, abzureisen, verehrte Señora Cool.
Falls Sie Ihr Gefährt etwas unbequem oder vielleicht auch zu teuer empfinden,
soll es uns ein Vergnügen sein, Ihnen unseren Wagen für die Rückfahrt nach
Medellin zur Verfügung zu stellen.«
Bertha preßte grimmig die
Lippen zusammen. »Ich habe den Kerl für die Hin- und Rückfahrt bezahlt«,
erwiderte sie. »Nun soll er mich auch zurückbringen.«
Neunzehntes
Kapitel
IN STÜCKE
ZERRISSEN
D ie Nacht war weder zu warm noch
zu kühl. Milde Luft strich sanft und schmeichelnd über die Haut. Ich fühlte
mich so wohl wie in einem lauwarmen Bad.
Wir saßen im Unionklub und
schlürften eisgekühlte Getränke. Ramón Jurado hielt es nicht länger für nötig,
mir etwas vorzumachen. Er war jetzt in weißes Leinen gekleidet, aber seine Züge
zeigten unverändert den bewegungslosen Gleichmut, der auf den ersten Blick wie
Stumpfsinn erschien.
Wir saßen in der Nähe des
Schwimmbassins. Der von der ruhigen Wasseroberfläche zurückgespiegelte
Mondschein überstrahlte die Sterne.
Es ging schon auf Mitternacht,
aber Bertha Cool hatte noch nichts von sich hören lassen. Ich hatte in ihrem
Hotel Nachricht hinterlassen, wo ich sei, und sie aufgefordert, sich mit mir in
Verbindung zu setzen, sobald sie ankäme.
»Wie wäre es mit noch einem
Drink?« schlug Maranilla vor.
»Gern, aber den letzten«,
stimmte ich zu.
Maranilla winkte einem Kellner.
Während
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