Ein schwarzer Vogel
ließ ihn sofort bei der Bank einlösen.«
»Wer ging damit zur Bank?«
»Elsie Brand, meine Stenotypistin.«
»Sie ist meine Sekretärin«, verbesserte ich.
Bertha warf mir einen giftigen Blick zu.
»Was geschah dann?«
»Dann verfiel Sharpies Donalds Charme. Er wollte jemanden haben, der Tag und Nacht bei ihm sein sollte, und machte uns ein Angebot.«
»Und warum lehnte Lam den Auftrag ab?«
»Fragen Sie mich nicht danach. Wahrscheinlich aß der Kerl Knoblauch, hatte Hühneraugen, redete im Schlaf oder hatte sonst ein furchtbares Gebrechen, das die Karriere meines geschäftstüchtigen Partners gefährden konnte.«
»Ich will eine Antwort auf meine Fragen haben und keine dummen Redensarten hören«, herrschte Buda sie an.
»Und ich kann sie Ihnen nicht geben, Inspektor, denn auch ich weiß nicht, warum Donald Sharpies’ Auftrag nicht angenommen hat.«
»Und von dem hier wissen Sie auch nichts?« fragte Buda und deutete mit einer Handbewegung durch das Zimmer.
Bertha war so wütend, daß an der Aufrichtigkeit ihrer Worte keine Zweifel bestehen konnten. »Zum Teufel, nein, davon weiß ich auch nichts.«
Buda seufzte tief auf. »Dann ist ja wohl nichts zu machen.«
Er stand in der Tür zur Bibliothek und sah uns nach, als wir durch die Halle gingen. Dann trat er ins Zimmer zurück und schlug die Tür hinter sich zu.
»Das wäre alles nicht passiert«, begann Bertha, »wenn...«
»Moment mal«, unterbrach ich, »das Ganze ist doch gestellt.«
»Was sagst du da?«
Ich gab ihr keine Antwort, bis ich sie aus dem Hause herausgebracht hatte und neben ihr im Wagen saß. »Da hat doch überhaupt kein Kampf stattgefunden.«
»Wie kommst du darauf?«
»Hast du schon einmal versucht, ein zusammengesetztes Bücherregal von acht Fächern umzukippen?«
Sie musterte mich böse. »Wovon redest du eigentlich?«
»Von Bücherregalen.«
»Das habe ich gehört. Aber was soll das?«
»Denke doch mal nach.«
»Sei nicht so vorlaut, sonst klebe ich dir doch noch mal eine. Aber was soll das mit dem Bücherregal?«
»Versuche doch einmal, eins umzuwerfen.«
»Ach, hör auf damit«, fuhr Bertha mich an.
»Ich meine es ernsthaft.«
»Ja, ich weiß. Ich soll ein Bücherregal von acht Fächern und die Bücher dazu kaufen und es umwerfen, nur, damit du keine Fragen zu beantworten brauchst. Manchmal könnte ich dich wirklich...«
»Aber überlege doch. Wenn so ein hohes Bücherregal umfällt, schlägt der oberste Teil mit ziemlicher Wucht auf. Die Glastüren hätten alle zerbrochen sein müssen. Aber das da war ein komisches Bücherregal. Nicht eine einzige Scheibe hatte auch nur einen Sprung.«
Bertha überlegte einen Moment. »Nun brat mir doch einer einen Storch.«
»Außerdem war das Tintenfaß umgekippt. Das müßte während des Kampfes geschehen sein. Aber nicht ein einziger Tintenspritzer war zu sehen. Wenn sich in dem Zimmer Leute so geprügelt haben, daß die Möbel demoliert wurden, dann wären sie doch hin und her gesprungen und dabei auch mal in die Tintenlache getreten, und überall wären Tintenspuren zu sehen gewesen.«
»Aber nehmen wir an, das Tintenfaß ist umgekippt, als der Kampf vorbei war«, wandte Berta ein.
»Warum hätte es dann noch umkippen sollen?«
»Ich komme nicht dahinter«, sagte Bertha.
»Das ganze ist eine Mache, Bertha. Fällt dir nicht auf, mit welcher Sorgfalt jedes Geräusch vermieden wurde? Die Stühle sind demoliert worden, indem erst die Streben herausgerissen und dann die Beine einzeln abgebrochen wurden. Die Bücher wurden aus den Regalen herausgenommen und dann so im Zimmer verstreut, als ob sie herausgefallen seien. Die Fächer wurden einzeln abgehoben und auf den Boden gelegt. Hast du dir das Parkett angesehen? Es war nicht eine einzige Druckstelle zu sehen, die durch das Aufschlagen des Regals hätte entstehen müssen.«
Bertha war ganz aufgeregt. »Du Teufelsbraten. Woher hast du nur so ein famoses Köpfchen? Vielleicht hast du doch recht, Donald. Bertha läßt dir morgen die Türen zu dem anderen Büro durchbrechen, wird Möbel kaufen und dir ein hübsches Arbeitszimmer einrichten. Du kannst auch Elsie Brand als Privatsekretärin haben und —«
»Morgen bin ich nicht da«, unterbrach ich sie.
»Warum nicht? Was hast du morgen vor, Donald?«
»Meinen Urlaub nehmen. Ich fahre nach Südamerika. Da wollte ich schon immer einmal hin.«
Wie von einer Tarantel gestochen fuhr Bertha auf. »Verdammter Kerl. Du ekelhafter, kleiner, hinterlistiger Bastard. Was bildest
Weitere Kostenlose Bücher