Ein schwarzer Vogel
Augen glitzerten vor Habgier.
Sharpies wandte ihr nicht einmal den Kopf zu. »Darauf brauchen wir wohl nicht einzugehen«, sagte er über die Schulter.
Als Antwort gab Berthas Drehstuhl plötzlich ein besonders hohes Quietschen von sich.
»Und was sollen wir in der Sache tun?« fragte ich Sharpies.
»Ich möchte, daß Sie einen Auftrag für mich übernehmen.«
»Und das wäre?«
Sharpies veränderte seine Stellung etwas. »Ich tue es ungern, und es fällt mir schwer, Ihnen davon zu erzählen.«
Er wartete auf meine Ermunterung, aber ich reagierte nicht.
Bertha wollte etwas sagen, aber ich fing ihren Blick noch gerade rechtzeitig auf und scheuchte sie zurück.
»Damit Sie verstehen, in welcher Lage ich mich befinde, muß ich Ihnen einiges über die beteiligten Personen sagen. Cora Hendricks war eine sehr wohlhabende Frau. Sie starb, ohne nahe Verwandte zu hinterlassen, denn Shirley Bruce ist die Tochter einer verstorbenen Kusine von ihr. Als Shirleys Mutter starb, nahm Cora Hendricks sie auf, und das war nur ein paar Monate, bevor Miss Hendricks selbst starb. Robert Hockley ist überhaupt nicht mit ihr verwandt. Er ist der Sohn einer nahen Freundin. Sein Vater ist ungefähr ein Jahr vor Miss Hendricks gestorben.«
Sharpies räusperte sich gewichtig. »Robert Hockley«, fuhr er dann in einem Ton fort, als fälle er ein endgültiges Urteil, »ist ein junger Mann mit einem ziemlich ausschweifenden Lebenswandel. Er ist ungebärdig, mehr als das, er ist widerspenstig, unzugänglich, mißtrauisch und provozierend. Ich glaube, er ist das vorsätzlich.«
»Spielt er?«
»Ganz bestimmt.«
»Das kostet Geld«, sagte ich.
»Da haben Sie recht.«
»Und geben Sie es ihm?«
»Das tun wir entschieden nicht, Mr. Lam. Wir haben die Zuwendungen für Robert Hockley eng begrenzt. Ja, in Anbetracht der Größe des Vermögens ist das, was wir ihm geben, kaum mehr als ein Taschengeld.«
»Wie steht es mit Miss Bruce?«
Sharpies’ Züge glätteten sich. »Miss Bruce ist das genaue Gegenteil«, sagte er. »Sie ist ein sehr zurückhaltendes, charmantes, hübsches Mädchen und ist sich über den Wert des Geldes völlig klar.«
»Ist sie blond oder dunkel?«
»Dunkel. Warum?«
»Ich fragte nur so.«
Er zog seine buschigen Augenbrauen zusammen, aber ich begegnete seinem Blick mit unbeweglicher Miene.
»Ihr Aussehen ist unwichtig«, wies Sharpies mich zurecht und fuhr fort: »Wir würden Robert Hockley gegenüber gern großzügiger sein. Es schmerzt uns, ihm einen großen Teil des Einkommens aus dem Vermögen vorenthalten zu müssen.«
»Und weil er für seine Passionen einen Haufen Geld braucht, spielt er sofort mit jedem Cent, den man ihm in die Hand gibt. Ist es nicht so?«
Harry Sharpies legte die Fingerspitzen zusammen und wählte seine Worte sehr sorgfältig: »Robert Hockley ist eine seltsame Mischung. Als wir ihm den Betrag verweigerten, den er für sich als angemessen hielt, lieh er sich Geld und gründete einen kleinen Betrieb. Eine Reparatur Werkstatt für Stoßstangen und Scheinwerfer.«
»Geht das Geschäft?«
»Das weiß niemand. Ich habe vergeblich versucht, dahinterzukommen, bezweifle indessen sehr, daß er Erfolg haben wird. Er ist nicht der Typ dafür. Er ist zu unfreundlich und zu mürrisch.«
Sharpies wandte sich zu Bertha: »Eigentlich weiß ich nicht, was mich veranlaßt hat, hierherzukommen«, sagte er gereizt.
Bertha strahlte ihn an. »Mit Privatdetektiven ist es wie in einem türkischen Bad. Wer es noch nie versucht hat, ist zunächst schrecklich verlegen. Aber wenn man sie ein- oder zweimal in Anspruch genommen hat, erkennt man den Nutzen und...«
Mit aufmunterndem Lächeln überließ sie es Sharpies, sich den Rest des Satzes selbst zu ergänzen.
»Ich benötige einige Informationen, die ich einfach haben muß, und die ich selber nicht in der Lage bin zu bekommen.«
»Dazu sind wir ja da«, zwitscherte Bertha wieder.
»Auf ihre Weise ist Shirley Bruce auch ein Problem. Sehen Sie, nach den Bestimmungen des Testaments sind wir ermächtigt, jedem der Erben soviel zu geben, wie wir für richtig halten. Wenn wir wollen, können wir dem einen gar nichts und dem anderen zehntausend im Monat zahlen. Wenn dies für längere Zeit geschähe, würde natürlich am Ende das Gleichgewicht gestört sein. Mit anderen Worten, der eine der Erben würde mehr, bedeutend mehr als der andere erhalten.«
»Im Jahr hundertzwanzigtausend mehr«, sagte ich.
»Diese Zahl war nur angenommen, Mr. Lam.«
»So habe
Weitere Kostenlose Bücher