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Ein seltsamer Ort zum Sterben

Ein seltsamer Ort zum Sterben

Titel: Ein seltsamer Ort zum Sterben
Autoren: Derek B. Miller
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er.
    «Darüber, dass ich den Weg ab jetzt allein gehen muss.»
    Sheldon klettert aus dem Führerhaus und stützt sich an dem kalten Stahl des Pick-ups ab, als er auf dessen Rückseite geht. Paul sitzt im Schneidersitz auf dem Boden, Mads und Tormod zu beiden Seiten. Da sind noch zwei andere Männer, mit denen Sheldon sich nicht richtig bekannt gemacht hat und die auf ihrer Jagdausrüstung sitzen.
    «Habt ihr Freundinnen?», fragt Sheldon.
    Einer der beiden Männer, die Sheldon nicht kennt, hebt eher zögerlich die Hand.
    «Gut so. Habt jede Menge Sex. Also, und nun hört mal gut zu: Ihr könnt nicht mit ins Haus kommen. Warum, kann ich euch nicht sagen. Aber es hat mit dem weißen Wagen zu tun. Ihr Jungs müsst den kleinen Paul hier zur Polizeiwache in der Stadt bringen. Aber ihr dürft auf keinen Fall unterwegs anhalten. Nicht einmal um einen trinken zu gehen. Nicht einmal um zu pinkeln. Haltet nicht an, wenn einer von euch aus dem Wagen purzelt. Bringt ihn einfach zur Polizei, und gebt denen das hier.» Sheldon reicht dem einen, der keine Freundin hat, einen Zettel mit dem Kennzeichen des Mercedes, außerdem seinen Führerschein.
    «Sagt ihnen, dass ihr dieses Auto hier gesehen habt. Und dass ihr mich gesehen habt. Sagt ihnen, dies ist der Sohn der Frau, die in Oslo ermordet wurde.»
    Schweigen.
    «Habt ihr das alles verstanden? Ich kann nicht sagen, wann ihr Norweger Information verarbeitet und wann nicht. Ihr glotzt einen immer nur an. Ich muss aber wissen, ob ihr das verstanden habt. Ja oder nein?»
    «Okay.»
    Das sagt der große, füllige Kerl, der den Hasen verfehlt hat.
    «Was okay? Wiederhol das.»
    Er wird mit dem Jungen und dem Zettel mit dem Kennzeichen und dem Führerschein des alten Mannes zur Polizei gehen und sagen, dass dies der Sohn der Frau ist, die in Oslo ermordet wurde.
    «Und dann sagt ihr ihnen noch, sie sollen herkommen. Bewaffnet. Ach, da fällt mir ein, ich brauche ein Gewehr.»
    Keiner rührt sich oder antwortet.
    «Gewehre, das sind diese Stöcke, mit denen ihr eure Karnickel in die Flucht schlagt. Ich brauche eins. Mit einem Zielfernrohr dran. Meine Augen sind nicht mehr so gut. Und Patronen. Vergesst die Patronen nicht!»
    Keine Regung, kein Laut.
    «Okay, Jungs, was ist los?»
    «Wir können Ihnen kein Gewehr geben.»
    «Zum Teufel, warum denn nicht? Ihr habt sie doch haufenweise!»
    Niemand sagt etwas.
    «Ihr haltet mich für verrückt.»
    «Na ja, es verstößt gegen das Gesetz, und wir sind fertig mit der Jagd.»
    «Und was denkst du selbst?», sagt Sheldon.
    Ohne zu fragen, öffnet er dann einen der Rucksäcke der Jäger und kramt darin.
    Er holt Munition heraus, die er nicht gebrauchen kann, und wirft sie beiseite. Er fördert Taschenlampen zutage, Trillerpfeifen, ein Paar Schnürsenkel und eine Wollmütze. Er schiebt alles beiseite. Dann findet er ein Fernglas und steckt es in seinen Tornister.
    «Ähm, Moment mal …»
    «Ich brauch das dringender als ihr! Ich geb es euch zurück, wenn ich überlebe, okay?»
    Der Mann nickt nur. Was bleibt ihm auch anderes übrig? Vielleicht hätte er anders gehandelt, wenn Sheldon vierzig Jahre jünger wäre und noch bei Verstand. Aber es war keine andere Erwiderung möglich. Sie haben bereits ihr Bestes getan, indem sie ihm das Gewehr verweigert haben.
    «Geht jemand von euch angeln?», fragt Sheldon.
    Der andere Jäger, der neben ihm sitzt, hebt die Hand. Allerdings sehr zögerlich – er hängt offenbar an seiner Angel.
    «Gib mir die Angelschnur. Und zwar fix! So, und wer hat ein Messer?»
    Wieder keine Antwort.
    «Jeder von euch Waschlappen hat ein Messer, das weiß ich! Na los, gebt mir eins!»
    Mit sichtbar vorgereckter Unterlippe greift Tormod so tief in seine Jackentasche, dass man beinahe glaubt, er wolle sich ein Organ ausreißen. Zum Vorschein kommt ein einfaches Klappmesser mit Holzgriff. Sheldon nimmt es, wiegt es in der Hand und öffnet es dann. Er fährt mit dem Daumen über die Klinge, schaut dann Tormod an und runzelt die Stirn.
    «Du solltest dich schämen, so was überhaupt zu besitzen, geschweige denn, es einem alten Mann andrehen zu wollen. Und jetzt gib mir dein richtiges, na komm schon.»
    Was der dann bekommt, ist ein wunderschönes Hattori-Messer von Seki Japan mit einem Mahagonigriff, Messingbeschlägen, einer scharfen, gut zehn Zentimeter langen Klinge aus AUS - 8 -Messerstahl und einem durchgehenden Erl.
    Sheldon nickt. «So ist’s recht», sagt er.
    Zum Schluss schnappt er sich einen großen grünen Seesack und
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