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Ein seltsamer Ort zum Sterben

Ein seltsamer Ort zum Sterben

Titel: Ein seltsamer Ort zum Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derek B. Miller
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hast nicht getroffen», sagte Donny.
    «Ich weiß nicht, ob ich getroffen habe», sagte er.
    «Du hast nicht getroffen», sagte Donny.
    Nachdem dieses Hin und Her – an dem Sheldon großen Gefallen fand – noch eine Weile so weitergegangen war, folgte ein unerklärliches und wunderbares Ereignis. Irgendwie hatte Hank über seine eigenen Handlungen nachgedacht und so den Kreis durchbrochen und eine Frage gestellt.
    «Weshalb bist du so sicher, dass ich nicht getroffen habe, Donny?»
    «Weil du auf mein Ziel schießt, Hank. Deins ist da drüben. Hier – ich ziel mal für dich.»
    In dem immer heftigeren Regen öffnete Donny schweigend den Reißverschluss seiner Brusttasche und holte eine Patrone mit roter Spitze heraus. Er ließ das Magazin herausschnappen und legte es neben sich. Dann reinigte er die Kammer und steckte das Leuchtspurgeschoss hinein.
    Er holte kurz Luft, ließ sie wieder ein wenig heraus und drückte auf den Abzug.
    Die rote phosphoreszierende Kugel schoss durch den Nebel wie eine brennende Taube durch einen Alpentunnel und bohrte sich dann in Hanks hölzernes Ziel. Es traf beinahe ins Schwarze, und die aufgereihten Marines johlten und klatschten, was wiederum den Ausbilder veranlasste, jedem einzelnen der aufgereihten Marines einen Schlag mit dem Gewehrkolben auf den Helm zu verpassen.
    Leuchtspurgeschosse sind nicht unbedingt dazu geeignet, ein Ziel zu durchschlagen. Das brennende Geschoss blieb in der hölzernen Zielscheibe stecken, die auf der Stelle zu glimmen, zu zischen und vom Zentrum her zu brennen begann.
    «Horowitz, du verdammter Trottel. Was zum Teufel sollte das?»
    «Das war nicht ich, Sir.»
    «Also, das war ja wohl nicht Bishop!»
    «Na schön, ich war’s. Aber Hank hat sein Ziel nie erwischt, Sir, und meins hab ich schon ein paarmal um die Ecke gebracht.»
    Genau diese Schützenhände benutzt Sheldon nun zum Nähen. Er arbeitet, so rasch er kann. Er fädelt die Angelschnur durch die Nadel und benutzt den Messergriff als Fingerhut, um sie durch den Seesackstoff zu stechen und das Fischnetz aufzunähen.
    Er weiß, dass die Zeit drängt, zwingt sich aber, nicht daran zu denken, was sich gerade im Sommerhaus abspielen könnte.
    Es braucht mehr als dreißig Minuten vollster Konzentration. Er fürchtet, die Nadel könne zu dünn sein, um die Belastung durchzustehen. Der Seesack ist aus dicker Baumwolle, aber zum Glück ist das Gewebe recht lose.
    Als er fertig ist, betrachtet er sein Werk. Gar nicht so schlecht in Anbetracht der kümmerlichen Materialien, die ihm zur Verfügung standen. Jetzt muss er seinen Tarnanzug noch mit Gestrüpp, Zweigen und Erde aus seiner Umgebung komplettieren. Dazu inspiziert er erneut den Wald. Er möchte nicht nur Material aus seiner unmittelbaren Umgebung verwenden, sondern die Tarnung soll ein möglichst breites Spektrum der umliegenden Vegetation repräsentieren. Er möchte eins werden mit dem Wald – seine Tarnmontur soll ein tatsächlicher, lebendiger Bestandteil der Welt um ihn her sein.
    Als er fertig ist, gräbt er ein wenig an einer feuchten Stelle im weichen Boden herum und reibt sich das Gesicht und die bleichen Handrücken mit Erde ein. Er schmiert sie über seine Schuhe und reibt die immer noch grünen Teile des Rucksacks damit ein. Als er zufrieden ist, zieht er sich die Seesack-Netz-Montur über, der Boden liegt wie eine Kapuze auf seinem Kopf, sein Gesicht schaut durch den seitlich freigeschnittenen Bereich. Auf Höhe der Schultern sticht er Löcher in den Stoff, um die Arme hindurchstecken zu können. Der Tarnanzug sitzt wie das Kettenhemd eines Ritters. Er ist also kampfbereit.
    «Und jetzt?», fragt Bill.
    «Das ist genau die Frage», lautet Sheldons Antwort.

20. Kapitel
    Es war immer das Beste, die Zahl der Leute, die an einer Aktion beteiligt waren, auf ein Mindestmaß zu reduzieren. In Serbien hatte Enver ständig das Problem gehabt, dass die Leute zu viel quatschten. Pläne, die in stundenlangen Diskussionen in abdunkelten Räumen ausgeheckt worden waren, wurden einfach leichtfertig ausgeplaudert.
    Damals, als junger Mann Anfang zwanzig, schockierte ihn das alles. Die Fähigkeit der Serben zu entsetzlicher Gewalt entflammte nicht nur seinen Zorn, sie … sie verwirrte ihn auch. Wie konnten Menschen einander so sehr hassen? Enver hatte sich nie ganz davon anstecken lassen, und darauf war er stolz. Seine Milizen griffen nur diejenigen an, die mit den Verbrechen gegen sein Volk zu tun hatten. Er hatte nur eines im Sinn: die Toten zu

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