Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein seltsamer Ort zum Sterben

Ein seltsamer Ort zum Sterben

Titel: Ein seltsamer Ort zum Sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derek B. Miller
Vom Netzwerk:
kippt den gesamten Inhalt auf den Boden.
    «Ach, komm schon. Bitte! Wir haben dich doch auch mitgenommen, oder?»
    Sheldon nimmt den Seesack und ein großes Fischnetz, das er darin findet. Ihr Gejammer überhört er einfach.
    «Ich brauche Nadel und Faden. Wer hat eine Nadel? Ihr fahrt nicht, bevor ihr mir eine gegeben habt.»
    Mit seinen neuen Besitztümern, die den Jägern ziemlich wahllos vorkommen, nimmt Sheldon den Männern nochmals das Versprechen ab, Paul, den Zettel mit dem Kennzeichen und seinen Führerschein zur Polizei zu bringen.
    Er schaut Paul an, der noch auf der Ladefläche zwischen Mads und Tormod sitzt.
    Sheldon hebt die Hand, um auf Wiedersehen zu sagen.
    Paul versteht nicht und beginnt zu heulen.
    Sheldon versucht, nicht auch zu heulen.
    Er bringt es nicht übers Herz, dem Pick-up nachzusehen. Er könnte sich nicht konzentrieren, wenn er mit ansehen müsste, wie Paul ihn von der Ladefläche aus anschaut, weinend und immer kleiner werdend.
    Nicht hinzusehen macht keinen Unterschied. Wie sich nicht kratzen. Das Ergebnis ist das Gleiche.
    Ein paar Augenblicke später ist das Geräusch des Dieselmotors verklungen, und Sheldon steht allein an der Abzweigung, wo der Feldweg an den geparkten Autos vorbei in einem Bogen weiterführt. Der Zugang zum Sommerhaus liegt direkt zu seiner Rechten, ein dunkler mittelalterlicher Pfad, der zur Höhle des Drachen führt.
    «Was machen wir jetzt, Donny?», fragt Bill.
    «Bist du immer noch da?»
    Bill zuckt mit den Achseln. «Ich bin immer da.»
    «Das lässt deine Untätigkeit nur noch verwerflicher erscheinen.»
    «Irgendwann wird die Polizei kommen. Bist du sicher, dass du da reingehen willst? Ich meine, was erwartest du? Du bist ein alter Mann. Was kannst du denn schon ausrichten?»
    Sheldon seufzt und geht nicht weiter darauf ein. Er weiß, dass Bill recht hat. Er ist hungrig und müde. Sein Kopf schmerzt. Seine Arthritis verschlimmert sich, und das einzige Mittel, das dagegen hilft – in Gin eingelegte Rosinen –, ist im Moment nicht in Griffweite.
    Sheldon lässt Bill an der Abzweigung stehen und geht zurück zu den am Straßenrand geparkten Autos, dem Mercedes und dem Toyota. Er bückt sich ein wenig und betrachtet die Fahrzeuge eingehend aus ein paar Meter Entfernung.
    «Was machst du da?», fragt Bill, diesmal etwas lauter.
    «Halt’s Maul, Bill.»
    Mit der leisen Hoffnung, dass er schon irgendwie wieder hochkommen wird, lässt Sheldon sich auf alle viere sinken.
    «Donny, jetzt mal ganz im Ernst …»
    «Halt endlich die Klappe, Bill!»
    Er krabbelt langsam auf das Auto zu und hält inne, als er auf den ersten Fußabdruck stößt. Er stammt wohl von einem Turnschuh, der als Markenlogo einen seltsamen Haken über einer Art kleinem Apfel hat. Es ist in der Mitte der Schuhsohle angebracht und lässt sich gut von den anderen Fußabdrücken unterscheiden, die hier noch zu finden sind.
    Auf der Beifahrerseite des Toyota findet er den Abdruck eines Arbeiterstiefels mit charakteristisch gerilltem Profil und erhöhtem Absatz. Sheldon nennt ihn den Holzfäller.
    Der Apfel und der Holzfäller kamen aus dem Toyota und standen eindeutig erst mal eine Weile rum. Die Fußspuren ziehen sich um das gesamte Fahrzeug und gehen in jede Richtung. Vielleicht warteten sie auf etwas. Beide sind zu groß für den Fußabdruck einer Frau. Beide sind zu klein, als dass sie von Lars hätten stammen können.
    Auf der Fahrerseite des Mercedes sind auch ganz deutlich Spuren zu sehen. Und zwar die von Springerstiefeln mit den typischen rechteckigen Noppen und einem dicken hohen Absatz. Sie könnten aus Armeebeständen stammen oder aus einem Secondhandladen mit Militärklamotten. Letzteres ist wohl eher nicht der Fall, wie Sheldon befürchtet.
    «Was machst du da, Donny?»
    «Ich analysiere. Ich bin ein alter Hund auf allen vieren, und von mir aus bin ich auch durchgeknallt, aber ich bin immer noch in der Lage, eine Situation zu analysieren.» Er dreht sich vorsichtig in eine Sitzposition mitten auf der Straße und wischt sich die Hände ab.
    «Drei Männer: Mr. Apple, der Holzfäller und Luzifer. Luzifer war als Erster hier. Stieg aus dem Wagen und ging in den Wald. Irgendwann kam er zurück und stieß zu den beiden anderen. Dann gingen sie alle drei in den Wald.»
    «Woher weißt du, dass er zu den anderen gestoßen ist?»
    «Hier.» Sheldon deutet flüchtig auf die Stelle hinter dem Toyota. «Seine Fußabdrücke überlagern die des Holzfällers. Der Abdruck seines Stiefels ist

Weitere Kostenlose Bücher