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Ein silbernes Hufeisen

Ein silbernes Hufeisen

Titel: Ein silbernes Hufeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Barbera
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natürlich an der Bar. Dort saß er in diesem Augenblick und bestellte sich einen doppelten Whisky mit Eis, den er in einem bestimmten Zug hinabstürzte. Dabei trommelten seine Finger nervös gegen das dunkle Holz, während er an sie dachte und sehr wohl überlegte, ob sie nicht vielleicht recht gehabt hatte, mit einem Mal weich und reumütig.
    Über jenes klare Bild vor Augen musste Guinievaire sogar ein wenig lächeln, also schickte sich nun eilig an, seiner herrlichen Lordschaft zu folgen, bevor er sich rettungslos betrunken hatte und damit gänzlich unbrauchbar für sie wurde. Jedoch als sie gerade zwei kleine Schritte in die richtige Richtung gemacht hatte, trat eine andere, unerwartete Figur in einem schwarzen Frack an sie heran, die sich, deutlich kleiner, deutlich wärmer und deutlich freundlicher, natürlich als Tony herausstellte, was Guinievaire in diesem Moment ungemein erfreute. Woher nahm er bloß jenes untrügliche Gefühl für den denkbar schlechtesten Zeitpunkt, das er immer und immer wieder unter Beweis stellte? Fröhlich lächelte er ihr zu, vermutlich sehr stolz darauf, wie er erschreckend aus dem Nichts aufgetaucht war. Etwas schwächlich erwiderte sie seine hervorragende Laune, während sie sich ihm unwillig zuwandte.
    „ Guten Abend,“ begann er, unfassbar erfreut darüber, sie zu sehen. Guinievaire konnte derweil sofort spüren, dass sie ihn und seine hingebungsvolle Art in diesen Sekunden kaum ertragen konnte. Zweifellos musste sie mit ihm sprechen, aber sie hätte es gerne morgen getan.
    „ Guten Abend, Tony,“ erwiderte sie also etwas halbherzig, selbst wenn sie wusste, dass er nur wegen ihr gekommen war und sich eigentlich auf dem Weg zum Theater befand. Einen großen Umweg hatte er sich gemacht für sie, was bedeutete, dass sie sich wohl oder übel etwas Zeit nehmen musste, selbst wenn sie ihn furchtbar gerne einfach sich selbst überlassen hätte, um nach Alex zu sehen. Vermutlich wäre er ihr noch nicht einmal böse deswegen, er hätte ihr lediglich verliebt hinterher gesehen und sich mit den wenigen Worten, die sie gesprochen hatte, vollkommen begnügt.
    Als sie noch einmal unzufrieden den Blick über ihn gleiten ließ, schien er ihr ungewöhnlich nervös. „Ich muss mit dir sprechen, Guinievaire,“ sagte er ihr eindringlich und mit großen Augen.
    Sofort war sie nun neugierig ob dieser Ankündigung, immerhin gab es sehr viele Themen, die Tony mit einem derart ernsten Gesicht ihr gegenüber ansprechen könnte, aber dennoch durften sie auf keinen Fall hier im Foyer miteinander plaudern, wo ein jeder sie sehen konnte. Zudem konnte Alex schon sehr bald bereuen, was er ihr gesagt hatte, und sie suchen, um sie um Verzeihung zu bitten oder aber er verließ in plötzlicher Rage das Hotel, weil sie ihm nicht gefolgt war. Egal wofür er sich entschied, er würde eben diesen Raum mit der hohen, bemalten Decke passieren und dann würde er sie hier stehen sehen, in ein bedeutungsvolles Gespräch mit ihrem Reitlehrer vertieft, und diese ungünstige Situation galt es mehr als dringend zu vermeiden.
    „ Wir treffen uns in drei Minuten auf der Terrasse,“ erklärte sie also Tony etwas hastig. „Ich folge dir gleich, gehe du schon einmal vor.“ Ihr braves Gegenüber nickte daraufhin anstandslos und verschwand.
    Unbestreitbar hatte Guinievaire die hohe Kunst, sich vor der omnipräsenten Öffentlichkeit zu verstecken, meisterhaft perfektioniert, dachte diese, während sie in ihrem Kopf bis zehn zählte. Ganze Bücher hätte sie darüber schreiben können. War sie nicht erfolgreich? Nicht einmal ein winziges Gerücht oder eine leise Spekulation gab es in der Stadt über sie und Anthony Ford, was womöglich jedoch auch mit der Tatsache zusammenhängen konnte, dass man sich in London allgemein nicht sonderlich brennend für besagten Mr Ford interessierte oder aber dass jene Paarung absolut jedem gänzlich abwegig erscheinen musste, selbst wenn man sie hin und wieder miteinander hatte plaudern sehen. Niemand konnte ernsthaft daran glauben, dass Guinievaire Hastings heimlich eine Affäre mit dem Reitlehrer unterhielt. Manchmal konnte sie es immerhin selbst kaum fassen, befand sie bitter, während sie sich schließlich aufs Neue einen Weg durch die Menge bahnte.
    Vor zwei Jahren war sie die massiven, breiten Treppen links von ihr hinabgeschritten am Abend ihres Debüts, und an ihrem Ende hatte sie, wie man es ihr befohlen hatte, die ausgestreckte Hand des jungen Mannes genommen, der dort bereits auf

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