Ein silbernes Hufeisen
Mann zu verdanken, der eines Tages in einem sehr teuren, hellblauen Anzug vor seiner Türe stand.
Letzter September
Der hohe, goldene und marmorne Ballsaal des berühmten Crown war rettungslos überfüllt mit Menschen in den teuersten Abendroben und Tuxedos und sie alle, die sich durch die turmhohen Rosenarrangements drängten, strahlten, glücklich darüber, wieder hier zu sein, wieder zurück zu sein in London, wo endlich unter klirrenden Kronleuchtern und mit Strömen von Champagner die Saison neu begann. Ein prasselndes Feuer brannte an diesem kalten Abend in dem riesigen, aufwendig verzierten Kamin unter den Treppen und zumindest vor diesem hatte sich auf der Tanzfläche eine kleine, leere Fläche gebildet, in der sich einzig Lord Lovett und seine geliebte Freundin Guinievaire Hastings drehten. Er hielt ihre Hände gegen seine Brust und sie hatte den Kopf gegen seine Schulter gelehnt, an die sie nur deshalb bequem heran reichte, weil sie sich auf hohen, dünnen Absätzen bemerkenswert stabil balancierte. Einige der anderen Gäste beobachteten skeptisch dieses hübsche Bild, aber die meisten störten sich schon lange nicht mehr an dem viel zu vertrauten Umgang der beiden miteinander, und eben diese beiden störten sich ebenso wenig an den neugierigen Blicken, denn für die Öffentlichkeit waren sie lange ein offenes Geheimnis und teilweise waren sie das sogar auf ihre Veranlassung hin geworden. Es war nur noch eine Frage der Zeit, das wusste ein jeder in der Stadt. Es ging nun schon seit zwei Jahren so zwischen ihnen, es konnte also nur noch eine Frage der Zeit sein.
Sie alle wussten natürlich nicht, was Guinievaire wusste, selbst wenn sie sich an diesem Abend redlich bemühte, all dies zu vergessen und schlicht und einfach zu genießen, dass dies einer der ersten Abende war, an dem sie Alex wirklich wieder vertraute, weil er sie bisher keine Sekunde lang losgelassen hatte und dabei nicht einmal zu bemerken schien, was um sie herum geschah. Könnte er doch nur jeden Tag so sein, so unkompliziert, so sanft, so gänzlich ungefährlich für ihr Seelenheil! Eine ihrer liebsten Kapellen spielte und sie spielte eines ihrer liebsten Lieder, wobei die tiefe Bassstimme des Sängers von den glatten Wänden widerhallte und das Gemurmel und das Lachen der übrigen Menschen mühelos übertönte. Es war als wären nur sie beide hier und damit war es ein wundervoller Abend. Beinahe war es sogar wie früher. Weil Guinievaire sich entschlossen hatte – sie wollte endlich, dass es wieder wurde wie früher.
Auch Tony hatte ihr sein Kommen für später angekündigt, denn er bemühte sich seit Neuestem redlich darum, Guinievaire öfter als nur einen Tag in der Woche für wenige Stunden sehen zu können, was ihr bisher ein wenig lästig gewesen war. Heute jedoch war sie froh darum, also hielt sie aufmerksam Ausschau nach ihm. Er sollte ihr nicht begegnen, während Alex mit ihr tanzte, denn selbst wenn er zweifellos nicht die richtigen Schlüsse ziehen würde, fand er sie in Alex‘ Arme geschmiegt vor, so wollte Guinievaire doch vermeiden, dass ihr Lord auf den Reitlehrer traf, denn dieser kannte sie wesentlich besser und könnte sie wesentlich leichter durchschauen. Wie müde sie war und wie sehr sie unter diesem immer währenden Drama mittlerweile doch litt, für welches sie sich selbst verantwortlich zeichnen musste! Sie betete also, dass er sie, nachdem die Wirrungen beseitigt waren, nun endlich bald fragen würde. Denn sie wollte es. Sie war im Unrecht gewesen und nun wollte sie ihren Fehler wieder gut machen und deswegen wollte sie alles tun, was er verlangte und ihm auf all seine Fragen mit einem artigen Ja antworten. Zuvor würde sie es beenden, denn es war lange an der Zeit dafür. Dennoch, der Gedanke daran, was sie ihm heute sagen würde, schmerzte sie auch ein wenig, sie, die große Eiskönigin. War sie nicht eigentlich stets skrupellos und unberührt? Sie hatte ihm falsche Hoffnungen gemacht, das musste er erfahren. Aber sie hatte ihn zugleich unvorstellbar gerne, er bewunderte sie und er war immer ehrlich zu ihr und warmherzig und außerdem überließ er ihr stets die Oberhand und ertrug sogar ihre schlimmsten Trotzanfälle. Manchmal war es schön, hatte sie dank ihm festgestellt, bestimmen zu dürfen.
„ Siehst du, Prinzessin,“ sagte Alexander leise mit seiner schönen, tiefen Stimme. Seine Wange ruhte auf ihrer Stirn. „Wir streiten nicht mehr und sofort ist die Welt wieder perfekt.“
Dies musste
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