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Ein silbernes Hufeisen

Ein silbernes Hufeisen

Titel: Ein silbernes Hufeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Barbera
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wärmen, erhob er sich sogar wieder und stieg einige Stufen auf der flachen Treppe herab, bevor er sich dort gegen die graue Balustrade lehnte und nervös den Blick schweifen ließ. Er stellte ihre Geduld auf die Probe, was ausgesprochen unklug von ihm war, denn nun dehnte sich jeder kleine Nerv in Guinievaire bis ins Unermessliche.
    „ Was ist mit dir?“ erkundigte sie sich schließlich.
    Tony schüttelte den Kopf und das drahtige Haar. Er hatte es wieder nicht gekämmt, bemerkte sie voller Missfallen. „Nichts,“ meinte er sehr kurz angebunden.
    „ Tony, bitte,“ sagte sie daraufhin mit gefährlich bebender Stimme. „Gerade noch hast du gesagt, du wolltest über etwas sprechen mit mir.“
    Er starrte weiter in den Nachthimmel. Es war klar und schwarz heute, und kaum ein Stern war zu sehen, stellte sie fest, als sie es ihm gleich tat, vor allem aber war es eisig kalt und ihre Fingerspitzen färbten sich langsam bedrohlich rot.
    „ Vielleicht ist gerade nicht der richtige Augenblick dafür,“ versuchte Tony wenig überzeugend abzulenken, weswegen Guinievaire sich angestrengt die Hände rieb.
    „ Tony, was hast du?“ wiederholte sie noch einmal, aber diesmal war es ihr nicht länger gelungen, ihre Stimme zu kontrollieren und deshalb hatte sie scharf geklungen wie ein Rasiermesser. Fast erschrocken sah ihr Gesprächspartner sie nun an und dennoch, zugleich drückte er die Lippen aufeinander und schwieg ganz einfach weiter.
    „ Nun,“ seufzte sie daraufhin. „Ich kann nicht ewig bleiben. Jemand wird meine Abwesenheit bemerken.“ Mit diesen Worten und einem ebenso vorwurfsvollen wie arroganten Blick erhob sie sich mit einem Rauschen ihres gerüschten Rockes, wobei sie Anstalten machte zu gehen. Tatsächlich wollte sie einfach nur hören, was Tony ihr zu sagen hatte, und wusste genau, dass er reden würde, nur um sie ein wenig länger bei sich zu behalten. Schon nachdem sie zwei Stufen erklommen hatte, lief er ihr eilig nach, schloss zu ihr auf und sah sie flehentlich an.
    „ Warte,“ bat er sie, dabei griff er nach einer ihrer Hände und setzte sich wieder gemeinsam mit ihr, die derweil feststellte, dass Tonys Hand herrlich warm war. Guinievaire legte ihre zweite ebenfalls um sie, damit auch sie davon profitieren konnte.
    Nachdem er einmal tief Luft geholt hatte, begann er schließlich zu reden. „Ich hasse es, so wie es zur Zeit ist,“ gestand er ihr nun ohne weitere Umschweife. „Ich möchte dich öfter sehen und ich will mehr als nur dein Reitlehrer sein, Guinievaire. Ich liebe dich und du liebst mich und ich finde, wir sollten einen echten, festen Platz im Leben des anderen bekommen.“
    Aber was er wollte, dachte Guinievaire – die zunächst erleichtert war, weil er keine ihrer Lügengeschichten aufgedeckt hatte, wie sie es angenommen hatte – das konnte er nicht haben. Ihre Lungen füllten sich mit stechend kalter Luft, während sie zögerte und atmete und auf ihre umschlungenen Hände sah.
    „ Du weißt, ich liebe dich, seitdem ich dich das erste Mal gesehen habe und ich weiß, ich habe dir versprochen, diese Beziehung nicht zu ernst zu nehmen, aber ich kann ganz einfach nicht anders, es tut mir leid. Wir müssen zusammen sein, weil du endlich einsehen musst, was ich schon lange weiß. Guinievaire, du bist die Frau meines Lebens.“ Als er dies sagte, entzog er ihr unglücklicherweise seine wärmende Hand und griff damit in seine Hosentasche, um langsam eine dünne, silberne Kette herauszuholen, an der ein ebenso feiner Anhänger in Form eines Hufeisens hing. Tony hielt das kleine Ding stolz vor ihre Augen und atmete tief ein. „Heirate mich, bitte,“ sagte er.
    Guinievaire schluckte. Nein, war natürlich ihr erster Impuls, sie musste ihm Nein sagen. Sie wollte ihn nicht heiraten, denn sie kannte ihn doch nach wie vor kaum. Warum sollte sie also so etwas Dummes tun? Und zugleich dachte sie auch einen sehr schmerzhaften Gedanken: dies war der erste Heiratsantrag, der ihr in ihrem Leben gemacht wurde. Und auch wenn Tony ihn ihr gemacht hatte, er war doch recht schön gewesen und zumindest ein wenig so, wie sie ihn sich schon oft ausgemalt hatte.
    „ Du kannst noch keinen Ring tragen,“ erklärte Tony, kaum irritiert von ihrem erschrockenen Zögern. „Also habe ich dir das hier gekauft.“ Er übte sich artig in Geduld und ließ ihr Zeit, was ausgesprochen klug von ihm war, dennoch brauchte sie sehr lange, bis sie ihm eine Antwort geben konnte.
    „ Mein Vater wird das nicht erlauben,“

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