Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition)
verschluckt sich an ihrem Brötchen, von dem sie gerade ein Stück in den Mund geschoben hat. „Das ist nicht dein Ernst? Und warum kann Peter nicht?
„Seine Mutter wird achtzig.“
„Ach, Peter kann da so einfach einen beruflichen Termin absagen. Hast du deinem Partner nicht gesagt, dass ich auch an diesem Wochenende Geburtstag habe und du hierbleiben musst?“
Manfred macht sich nicht die Mühe, erst seinen letzten Bissen hinunterzuschlucken, und antwortet mit vollem Mund: „Achtzig wird man nur einmal im Leben, und wer weiß, ob seine Mutter einen weiteren Geburtstag feiern wird. Sie hat schon länger gesundheitliche Probleme.“
Dieser Ausspruch ruft sofort Helene auf den Plan, die heftig mit dem Kopf wackelt, sodass das Eigelb sein Ziel verpasst und auf dem Morgenmantel landet. „Huch, den kannst du dann gleich mit runter in den Keller nehmen!“, stellt sie an ihre Schwiegertochter gerichtet fest.
„Ich werde nur einmal zweiundvierzig!“, kontert Laura und kann mit Mühe ihren aufsteigenden Frust unterdrücken. „Max hat nämlich Dienst und kann ihn nicht tauschen.“
„Na, dann machst du dir einen schönen Tag mit Helene, ihr fahrt an den Baldriansee und geht essen!“
Die Zwergin plustert sich ballonartig auf und gewinnt wieder Oberwasser. „Ja, gute Idee, mein Junge, und abends gehen wir ins Hansi Hinterseer Open-Ei-Konzert.“
„Open Air, Oma“, verbessert Max genervt, der gerade zur Tür hereinkommt.
Lauras Blick, der zwischen Helene und Manfred hin und her schweift, spricht Bände. Das ist das Allerletzte, schießt es ihr durch den Kopf. Sie wirft ihre Serviette auf den Tisch und rennt aus der Küche direkt in den Keller, wo sie die Tür mit allen ihr zur Verfügung stehenden Kräften zuschlägt. Auf keinen Fall wird sie mit dem Schwiegermonster ihren Geburtstag feiern, eher wird er aus dem Kalender gestrichen. Laura kippt den Wäschekorb mit einem wütenden Ruck um und setzt sich darauf. Ihre Tränen kann sie nicht mehr zurückhalten. Soll Manfred ihr doch den Buckel herunterrutschen, wenn es ihm wichtiger ist, seinem Kanzleipartner einen Gefallen zu tun. Helene wird ihr diesen Tag jedenfalls nicht vermiesen. Wie blöd, dass Kerstin so weit weg ist. Sonst könnte sie mit der Freundin ihren Geburtstag irgendwo feiern, fernab von Zwergen und sonstigen Ungeheuern. Laura will sich die Tränen mit einem Wäschestück abwischen und greift wahllos in den Haufen. Sie bemerkt durch ihren Tränenschleier zu spät, dass sie eine schmutzige Unterhose, Marke Liebestöter, erwischt hat. Mit einem Aufschrei schleudert sie die Zwergenhose in die nächste Ecke. Soll die Alte ihre Wäsche selber waschen!
Am Abend kann Laura sich in Ruhe in ihre Fluchthöhle begeben, denn Manfred und der Schwiegerdrache hocken vor einem Fußballspiel. Nie hätte sie gedacht, dass sie sich darüber einmal sehr freuen würde. Jedenfalls sind die beiden für die nächsten fünfundvierzig Minuten bis zur Halbzeit beschäftigt. Bis dahin kann sie mit Kerstin quatschen, die sie aufgrund der Vorkommnisse sträflich vernachlässigt hat. Inzwischen ist die Freundin nach Madrid zu einer neuen Aufgabe geflogen. Zum Glück herrscht dort die mitteleuropäische Zeit, sodass keine Verschiebung zu berücksichtigen ist.
„Sei nicht traurig!“, versucht Kerstin Laura zu trösten, nachdem diese die Pleite mit dem bevorstehenden Geburtstag geschildert hat. „Wenn kein anderer Auftrag dazwischenkommt, werde ich nächste Woche nach London fliegen und anschließend nach Köln. Du könntest dorthin fahren, und wir feiern deinen Geburtstag in einem schicken Lokal am Rhein. Wie findest du meine Idee?“
Lauras Miene hellt sich postwendend auf. Welch ein Hoffnungsschimmer, den Tag nicht mit Helene verbringen zu müssen! „Du bist ein Schatz! Das wäre wirklich super.“
„Nur hundertprozentig versprechen kann ich es nicht. Du weißt, dass mein Chef von einer Sekunde zur nächsten jede Planung über den Haufen werfen kann.“
„Die Hoffnung stirbt zuletzt! Sobald du Bescheid weißt, lass es mich wissen. Was machst du im Moment?“
„Ich sitze auf einem Barhocker in einer Tapasbar , und neben mir hockt ein waschechtes Macho-Exemplar von Spanier. Zum Glück versteht er kein Deutsch und ahnt nicht, dass ich ihn längst durchschaut habe.“
„Wie meinst du das?“, fragt Laura naiv.
„Na, der spekuliert todsicher darauf, mit mir heute Nacht in die Kiste zu hüpfen. Da hat sich das Früchtchen aber geschnitten. Stattdessen darf er
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