Ein Sohn für den Scheich
er sie in Besitz nahm.
Im übertragenen Sinne war sie sein Besitz seit vielen Jahren und würde es bis ans Ende ihrer Tage bleiben. Nie würde es einen anderen Mann als Hassan in ihrem Leben geben, und selbst das Wort “Liebe” war zu schwach, um auszudrücken, was sie für ihn empfand.
So traf es sie wie ein Schock, als er sich unvermittelt zurückzog und neben das Bett stellte. Auch wenn er ihr den Rücken zugewandt hatte, konnte Leona deutlich erkennen, wie sehr er mit sich rang.
“Was ist los?”, fragte sie ängstlich und gekränkt zugleich.
“Nichts”, erwiderte Hassan barsch. “Bevor wir übereinander herfallen, sollten wir gewisse Dinge klären. Dass wir im Bett von Anfang an perfekt harmoniert haben, bedeutet leider nicht, dass es außerhalb genauso wäre.”
Seine Antwort wirkte wie eine kalte Dusche, und in gewisser Weise war Leona ihm dankbar dafür, dass er sie zur Besinnung gebracht hatte. “Ich bin ganz deiner Meinung”, sagte sie provozierend. “Deshalb sollten wir als Erstes die Frage klären, ob uns außer der Erinnerung an perfekten Sex überhaupt noch etwas verbindet.”
Hassan blieb eine Antwort schuldig – jedenfalls eine mit Worten. Doch dass er zur Bar ging, sich einen Drink eingoss und das Glas in einem Zug leerte, sprach Bände. Solange Leona ihn kannte, hatte er fast nie Alkohol getrunken, und dass er es jetzt tat, sagte ihr deutlicher als Worte, dass er nicht nur mit ihr, sondern vor allem mit sich selbst haderte.
Erst als sie sich aufsetzte, spürte sie die schmerzhaften Folgen des Sturzes. Doch die ignorierte sie ebenso wie die Tatsache, dass Hassan ihr beharrlich den Rücken zugewandt hielt.
“Ich sollte jetzt besser nach Hause gehen”, sagte sie entschieden und stieg aus dem Bett.
“Du bist zu Hause”, erwiderte Hassan, ohne sich umzudrehen. “Zumindest für die nächsten Wochen.”
Leona hatte nicht die geringste Ahnung, worauf er hinauswollte. Umso besser wusste sie, dass ihr Entschluss, ihn endgültig zu verlassen, unwiderruflich war.
“Um dich nicht zum Gespött deiner Landsleute zu machen, bin ich bereit, in einem Hotel zu übernachten, bis mein Vater aus London zurück ist”, teilte sie ihm deshalb mit. “An Bord deiner Yacht bleibe ich jedoch auf keinen Fall.”
Immerhin hatte sie erreicht, dass Hassan sich zu ihr umdrehte, doch zu ihrer Verwunderung verriet sein Gesichtsausdruck eher Belustigung als Wut oder Trauer. “Ich weiß ja, dass du eine gute Schwimmerin bist”, sagte er spöttisch, “aber ich fürchte, du traust dir zu viel zu.”
Es dauerte eine Weile, bis Leona begriff, worauf er mit seiner Bemerkung anspielte. Um sich zu vergewissern, lief sie zu dem Fenster und schlug die Vorhänge zurück.
Draußen herrschte stockfinstere Nacht, sodass Leona nicht mit Sicherheit sagen konnte, ob ihr Verdacht zutraf.
“Gleich nachdem wir dich an Bord gebracht hatten, haben wir abgelegt”, raubte Hassan ihr den letzten Funken Hoffnung, dass die Yacht noch immer im Hafen von San Estéban lag.
Plötzlich meinte sie sich auch an das Motorengeräusch erinnern zu können, das ihr für Bruchteile von Sekunden aufgefallen war, ehe sie das Bewusstsein verloren hatte. Genauso wenig ließ sich länger leugnen, dass der Boden unter ihren bloßen Füßen kaum merklich schwankte.
Hassan hatte seine Drohung, sie entführen zu wollen, wahr gemacht. Daran konnte ebenso wenig Zweifel bestehen wie an der Tatsache, dass es sich dabei nicht um eine Kurzschlussreaktion handelte. Hassan gehörte zu jenen Menschen, die ihre Schritte sehr genau abwogen und von langer Hand vorbereiteten.
“Warum tust du mir das an?”, verlangte Leona mit aller Bestimmtheit eine Erklärung.
“Gewisse Umstände zwingen mich dazu”, erwiderte er ausweichend, doch auf ihren strengen Blick hin fügte er hinzu: “Mit der Gesundheit meines Vaters steht es nicht zum Besten.”
Leonas erster Gedanke war, dass Hassan ihnen viel erspart hätte, wenn er ihr das von Anfang an gesagt hätte. Scheich Khalif war schon ein kranker Mann gewesen, als sie ihn kennen- und schätzen gelernt hatte. Hassan jedoch liebte seinen Vater geradezu abgöttisch und hatte alles Erdenkliche getan, um ihm möglichst viele der Aufgaben abzunehmen, die ihm als Herrscher eines Emirats zufielen. Wenn Hassan nun davon sprach, dass es mit der Gesundheit seines Vaters nicht zum Besten stand, hieß das nichts anderes, als dass sein Zustand besorgniserregend sein musste.
“Hat er einen Rückfall erlitten?”,
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