Ein Sohn für den Scheich
hatte sie die erotische Vorstellung beendet, begann Hassan, sich die Kleidung vom Leib zu reißen.
So vertraut Leona der Anblick dieses athletischen und unvergleichlich gut gebauten Mannes war, so unfasslich schien es ihr jedes Mal aufs Neue, dass ausgerechnet sie das Glück hatte, ihn lieben und von ihm geliebt werden zu dürfen.
Endlich legte er auch die Boxershorts und damit das letzte Kleidungsstück ab, das seinen Körper bedeckte. Seine Erregung konnte er ebenso wenig verbergen wie Leona die unbändige Vorfreude, mit der sie ihn erwartete.
Als wüsste er genau um ihre intimsten Gedanken, beugte er sich über sie und forderte sie wortlos auf, die Beine zu öffnen, um sie mit der Berührung seines Mundes wissen zu lassen, dass er willens und fähig war, sie glücklich zu machen.
Leona wusste, dass er sein Versprechen erfüllen würde. Hassan war ihr Liebhaber aus Tausendundeiner Nacht, der ihr vor vielen Jahren in einem hoffnungslos überfüllten Raum zum ersten Mal aufgefallen war. Seit jenem Tag hatte sie nicht einmal mehr das Bedürfnis, einen anderen Mann auch nur anzusehen.
Endlich legte sich Hassan auf sie und presste die Lippen auf ihre, um sie zu ermuntern, sie ebenso zu verwöhnen wie er sie. Beide wussten genau, was der andere sich wünschte und ersehnte, und keiner von ihnen hatte im vergangenen Jahr irgendetwas vergessen. So trieben sie sich gegenseitig in immer schwindelerregendere Höhen der Lust, bis sie schließlich zur Qual zu werden drohte.
Da erst hatte Hassan ein Einsehen und drang so kraftvoll in sie ein, dass sie unwillkürlich aufstöhnte.
“Fehlt dir was?”, erkundigte er sich besorgt.
“Jetzt nicht mehr”, erwiderte sie mit einem befreiten Lächeln, das ihr ganzes Glück verriet.
Hassan dankte es ihr, indem er sie mit einer Leidenschaft liebte, die ihr den Atem zu rauben drohte. Jedes Mal, wenn er sich kurz zurückzog, um sich gleich darauf mit stetig wachsender Entschlossenheit an sie zu pressen, glaubte Leona, dem Himmel ein Stück näher zu kommen. Trotzdem nagte die leise Angst an ihr, dass all die Zärtlichkeit einen faden Beigeschmack behielt, solange sich zwar ihre Körper, jedoch nicht ihre Seelen vereinigten.
Doch um diesem Gedanken nachzuhängen, hielt sie das Begehren längst zu sehr in Bann, das Hassan auf unvergleichliche Weise zu entfachen verstand. Er selbst war jedoch nicht weniger ausgehungert als Leona, und so war es ihnen vergönnt, den Gipfel der Lust gleichzeitig zu erreichen. Atemlos umklammerten sie einander, um sich schließlich wie benommen in die Kissen fallen zu lassen.
Der hemmungslosen gegenseitigen Hingabe folgte eine Stille, die geradezu bedrückend war. Keiner der beiden sprach ein Wort, und selbst die kleinste Bewegung schienen sie vermeiden zu wollen, als fürchteten sie den Moment, in dem der Alltag sie einholte.
Mit erschreckender Gewissheit sah sich Leona in der Angst bestätigt, dass auch der vollkommenste Sex keine Brücke über den Abgrund schlagen konnte, der sich zwischen ihnen auftat. Und etwas anderes, was das bewerkstelligen könnte, war nirgends in Sicht.
Hassan schien ihr das bestätigen zu wollen, denn er löste sich von ihr und verließ das Bett, ohne sie auch nur anzusehen. Vor der Tür zum Bad blieb er stehen, als wüsste er, wie sehr Leona auf ein einziges liebevolles Wort von ihm hoffte. Doch er ließ die Gelegenheit ungenutzt verstreichen.
Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, hatte Leona keinen Grund mehr, die Tränen länger zurückzuhalten. Wie oft hatte sie diese Situation schon durchlitten, und wie oft hatte sie sich gewünscht, es könnte ein Wunder geschehen. Doch das war noch jedes Mal ausgeblieben, und dass sie Hassan verlassen hatte, lag nicht zuletzt daran, dass der Schmerz darüber irgendwann unerträglich geworden war.
Diese Nacht unterschied sich von anderen lediglich darin, dass es Leona für einen Moment gelungen war zu vergessen, wie vergeblich die Hoffnung auf ein Wunder war. Umso schmerzlicher war die Brutalität, mit der Hassan sie daran erinnert hatte.
Hassan stand unter der Dusche und schimpfte laut vor sich hin.
Nur wenigen Dingen sah er sich derartig ohnmächtig gegenüber wie dem bedrückenden Schweigen, das mit erschreckender Regelmäßigkeit einsetzte, nachdem er mit Leona geschlafen hatte.
Doch sosehr er sich auch bemüht hatte, war es ihm nie gelungen, die richtigen Worte zu finden. So blieb es ihm zwangsläufig auch nicht erspart, Leonas unendlich traurigen Gesichtsausdruck
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