Ein Sohn für den Scheich
du so entsetzlich dickköpfig bist.”
Leona konnte vor Lachen kaum an sich halten. “Ich gebe mich geschlagen”, sagte sie prustend. “Du wirst schon sehen, was du davon hast.”
“Soll das heißen, dass du bei mir bleibst?”, fragte Hassan ungläubig und erwartungsvoll zugleich.
“Genau das soll es heißen”, erwiderte Leona und strich ihm zärtlich durchs Haar. “Wenn es dir mit dem, was du eben gesagt hast, wirklich ernst ist, dann wird unsere Liebe allen Widerständen trotzen, die uns in deiner Heimat erwarten. Wie sollte ich da länger die Stimme meines Herzens überhören, das nie etwas anderes wollte, als in deiner Nähe zu sein?”
“So war das nicht gemeint!”, ermahnte sie Hassan, weil er sich in eindeutiger Absicht aufrichtete und das kleine Boot bedenkliche Schlagseite bekam. “Im Wasser war ich für heute lange genug, und alles andere muss warten, bis wir nicht von zwanzig Augenpaaren beobachtet werden.”
“Worauf warten wir dann noch?”, erwiderte Hassan, ohne der Versuchung widerstehen zu können, Leona wenigstens zu küssen, ehe er den Motor startete.
Erst als sie schon auf halbem Weg waren, erinnerte sich Leona, dass Samir ihr von der morgendlichen Zusammenkunft erzählt hatte, die Hassan einberufen wollte. “Wie ist eigentlich euer Treffen verlaufen?”, erkundigte sie sich deshalb.
“Ich kann nicht klagen”, erwiderte Hassan ohne Begeisterung. “Abdul und Jibril haben ihren Widerstand aufgegeben. Es scheint, als sollten wir die letzten Tage auf See genießen können.”
Es war Leona ein Rätsel, warum sich Hassan über dieses Ergebnis nicht so recht zu freuen schien. Ihn nach den Gründen zu fragen, verschob sie jedoch auf später. Im Moment galt ihre ganze Aufmerksamkeit den Leuten, die sie vom Deck der Yacht aus beobachteten. Während die Gesichter der meisten Erleichterung verrieten, meinte Leona in manchen geradezu Enttäuschung darüber ausmachen zu können, dass Hassan sie in letzter Sekunde vor dem Ertrinken gerettet hatte.
Nachdem sie das Heck erreicht hatten, ließ sich Leona von Rafiq an Bord helfen und legte die Schwimmweste ab. Ohne eine einzige Silbe über ihren Unfall verloren zu haben, machte sie sich gemeinsam mit Hassan auf den Weg zu ihrer Kabine.
Während Hassan direkt ins Bad ging, legte Leona zunächst die nassen Sachen ab, ehe sie ihm folgte. In der Zwischenzeit hatte er das Wasser angestellt und sich ausgezogen. Wortlos öffnete er die gläserne Tür zur Dusche und wartete, bis Leona unter dem warmen Strahl stand, ehe er sich zu ihr stellte.
Dann nahm er sie in die Arme und sah mit einem Blick auf sie herab, der Leona die Frage, wie er die Scheichs habe umstimmen können, augenblicklich vergessen ließ.
In diesem Moment zählte einzig die Nähe zu diesem faszinierenden Mann, von dem sie nichts wieder trennen konnte. Das gegenseitige Versprechen, das sie sich gegeben hatte, besiegelten sie mit einer unvergleichlichen Zärtlichkeit und Leidenschaft, die auch dann nicht erlöschen wollte, als sie endlich im Bett lagen und ein weiteres Mal den Gipfel der Lust erstürmten, ehe sie erschöpft, aber überglücklich in einen traumlosen Schlaf fielen.
“Hoffentlich weiß Hassan, dass die Bedrohung für Leona durch seinen Triumph eher größer als kleiner geworden ist”, sagte zur selben Zeit Raschid besorgt.
“Abdul wird sich hüten, jetzt noch etwas gegen sie zu unternehmen”, wandte Rafiq ein. “Ihm dürfte kaum entgangen sein, dass Hassan sehr genau weiß, wer hinter ihrer geplanten Entführung steckt.”
“Ich dachte auch eher an seine Frau”, erwiderte Raschid. “Hast du den Blick bemerkt, mit dem sie Leona angesehen hat? Man muss kein Hellseher sein, um vorherzusehen, dass sie ihren Plan, Nadira mit Hassan zu verheiraten, noch längst nicht aufgegeben hat.”
9. KAPITEL
Noch am selben Abend sollte sich erweisen, wie begründet Raschids Sorge war. Nachdem Hassan und Leona schweren Herzens aufgestanden waren und sich unter die Gäste gemischt hatten, hatte Leona sich nach Kräften bemüht, ihren Unfall herunterzuspielen. Trotzdem nutzte sie ihn als Vorwand, um sich gleich nach dem Abendessen wieder in ihre Kabine zurückzuziehen.
Doch als sie aus dem Bad kam, sah sie zu ihrem Schrecken, dass Zafina ihr gefolgt war und sie am Fußende des Bettes erwartete.
“Eigentlich wollte ich Ihnen dazu gratulieren, wie souverän Sie mit der Situation umgehen”, nannte sie den Grund ihres ungebetenen Besuchs. “Nach allem, was heute geschehen
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