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Ein Sohn für den Scheich

Ein Sohn für den Scheich

Titel: Ein Sohn für den Scheich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Reid
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ist, hätte Ihnen niemand verübelt, wenn Sie Ihre Pflichten als Gastgeberin vernachlässigt hätten.”
    Leona hielt es für ausgeschlossen, dass sie Zafinas Besuch der Sorge um ihre Gesundheit verdankte. “Ich bin sehr müde”, erwiderte sie deshalb barsch. “Deshalb wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie mir klipp und klar sagten, warum Sie gekommen sind.”
    “Ich nehme kaum an, dass Ihr Mann schon die Zeit gefunden hat, Sie darüber zu unterrichten”, sagte Zafina, ehe sie ein Blatt Papier aus ihrer Handtasche zog und Leona kommentarlos hinhielt. Nur widerwillig nahm sie es entgegen. Als sie es flüchtig ansah, entdeckte sie über dem Text aus arabischen Schriftzeichen das Familiensiegel der Al-Qadims.
    “Was soll das sein?”, fragte sie unwirsch.
    “Die Abschrift eines Vertrags zwischen Scheich Khalifa, Scheich Hassan und meinem Mann, mit dem alle Parteien in die Hochzeit meiner Tochter Nadira mit Ihrem Mann einwilligen”, erwiderte Zafina und fügte genüsslich hinzu: “Oder sollte ich lieber sagen, mit Ihrem Exmann? Ich kann mir jedenfalls kaum vorstellen, dass Sie unter diesen Umständen noch länger mit Hassan verheiratet sein wollen.”
    Um Zafina zum Schweigen zu bringen, hätte Leona ihr am liebsten den Hals umgedreht. Doch dafür war ihr viel zu elend zumute. Um sich ihre Verunsicherung nicht anmerken zu lassen, betrachtete sie ungläubig das Schriftstück in ihren Händen, als ihr plötzlich etwas auffiel, was sie bislang übersehen hatte.
    “Dieser Fetzen Papier soll ein Vertrag sein?”, fragte sie mit neuem Mut. “Er ist ja nicht einmal unterschrieben.”
    “Das wird nachgeholt, sobald wir wieder in Rahman sind”, erwiderte Zafina triumphierend. “Es ist Scheich Khalifs sehnlichster Wunsch, dass die Thronfolge für die kommende Generation noch zu seinen Lebzeiten geklärt wird. Und Sie wissen besser als ich, dass Hassan seinem sterbenden Vater diese Bitte nicht abschlagen wird.”
    Bislang hatte Leona die ungeheuerlichen Behauptungen recht gelassen hingenommen, doch der letzte Satz drohte sie in einen Abgrund zu stürzen. Denn dass Hassan für seinen Vater alles – und zwar ausnahmslos alles – tun würde, war nichts als die Wahrheit.
    “Ich glaube Ihnen kein Wort!”, platzte sie heraus. “Hassan würde mich niemals so hintergehen, und mein Schwiegervater auch nicht!”
    “Darf man erfahren, woher Sie diese Sicherheit nehmen?”, antwortete Zafina mit einer Gegenfrage, die Leona schmerzlich einsehen ließ, dass sie ihrer Konkurrentin nicht gewachsen war.
    “Sie sind sich doch hoffentlich im Klaren darüber, dass ich Hassan von dieser Unterredung berichten werde”, sagte sie deshalb mit drohendem Unterton, doch auch diese Strategie blieb erfolglos.
    “Tun Sie sich keinen Zwang an”, erwiderte Zafina ungerührt. “Nur sollten Sie sich darauf gefasst machen, dass er alles abstreiten wird. Schließlich braucht er sie noch – bis zu dem Tag jedenfalls, an dem die Hochzeit mit Nadira bekannt gegeben wird. Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, sollten Sie umgehend nach England zurückkehren und sich von Hassan scheiden lassen”, sagte sie sichtlich zufrieden und nahm den Vertrag wieder an sich, ehe sie zur Tür ging. “Dann bleibt es Ihnen wenigstens erspart, erleben zu müssen, dass Sie überflüssig geworden sind”, fügte sie hinzu und verließ den Raum, ohne sich noch einmal umzusehen.
    Kaum war die Tür ins Schloss gefallen, war es um Leonas Selbstbeherrschung geschehen. Sie lügt! redete sie sich immer wieder ein, um gegen den nagenden Zweifel anzukämpfen. Zafina konnte den Text selbst aufgesetzt haben, und solange die Unterschriften fehlten, war er das Papier nicht wert, auf das er geschrieben war.
    Andererseits war nicht zu leugnen, dass Hassan seinem Vater niemals eine Bitte abschlagen würde, wie er ihr, Leona, gegenüber häufig genug betont hatte. Doch hatte er nicht noch vor wenigen Stunden geschworen, dass er sie liebte und niemals verlassen würde?
    Oder sollte auch das ein Schachzug …?
    Der bloße Gedanke war so entsetzlich, dass Leona den Schmerz darüber körperlich empfand, und einen Moment fürchtete sie, sich übergeben zu müssen.
    Um den körperlichen wie den seelischen Qualen ein Ende zu bereiten, beschloss sie, mit Hassan so bald wie möglich zu sprechen. Spätestens dann würde Zafinas Lügengebäude einstürzen, das sie nur errichtet hatte, weil sie ihre Niederlage nicht ertrug.
    Doch schon nach kurzem Nachdenken verwarf sie den Gedanken wieder. In

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