Ein Sohn für den Scheich
mich anzusprechen, musste ich meinem Glück nachhelfen und mich dir wie zufällig in die Arme werfen.”
“Du kleine Lügnerin!”
“Bist du dir da so sicher?”
Anstatt mit Worten zu antworten, beugte sich Hassan über Leona und zog sie an sich. “Genauso sicher, wie ich weiß, dass wir zusammengehören”, sagte er endlich. “Für immer, Leona. Deshalb darfst du mich nie wieder verlassen.”
Wie gern hätte sie ihm das versprochen, doch noch wagte sie es nicht, dem wiedergewonnenen Glück zu trauen. “Und wenn du deine Ansicht änderst?”, fragte sie und strich ihm das feuchte Haar aus der Stirn. “Ich weiß doch, wie sehr du dir eine Familie wünschst. Was soll denn aus mir werden, wenn du eines Tages feststellst, dass du dir mehr vom Leben versprochen hast, als ich dir bieten kann?”
“Dann wird Ethan Hayes dich mit offenen Armen empfangen”, erwiderte Hassan. “Er liebt dich sehr.”
“Kannst du mir vielleicht sagen, worauf du hinauswillst?” Leona war völlig unklar, worauf Hassan anspielte, und die Unterstellung war geradezu empörend.
“Das liegt doch auf der Hand”, antwortete er. “Du hast Angst davor, dass ich deiner eines Tages überdrüssig sein könnte. Mich quält die Sorge, du könntest dich irgendwann nach einem Mann wie Ethan sehnen, weil er dir mehr zu bieten hat als ich.”
“Wie kommst du bloß auf einen solchen Unsinn?”, fragte Leona ratlos. “Erstens liebt Ethan mich genauso wenig wie ich ihn, und zweitens verstehe ich nicht, warum er mir mehr zu bieten haben sollte als du.”
“Als Frau des künftigen Herrschers von Rahman unterwirfst du dich gewissen Regeln, die deine persönliche Freiheit erheblich einschränken. Das kann genauso unerfreulich sein wie gewisse Menschen, mit denen ich mich gezwungenermaßen abgeben muss.”
“Schlimmer als in den letzten Tagen kann es kaum werden”, erwiderte Leona lächelnd und sah unwillkürlich zu der Menschenansammlung an Deck der Yacht, die in einiger Entfernung majestätisch in der Mittagssonne glänzte. “Verrate mir lieber, warum wir unsere Unterhaltung in dieser wackeligen Nussschale führen.”
“Weil es auf der Yacht nur einen Ort gibt, an dem wir ungestört wären”, erwiderte Hassan mit einem schalkhaften Lächeln. “Dort steht jedoch ein Möbelstück, das uns an manches denken ließe, aber nicht daran, uns endlich auszusprechen.”
“Dann hast du mich also schon wieder entführt.”
“Entführen kann man nur das, was einem nicht gehört”, wandte Hassan lächelnd ein. “Und dass du zu mir gehörst, wirst nicht einmal du länger bestreiten wollen.”
“Gestern Nacht klang das noch anders.” Leona konnte ihm die Erinnerung an seinen Schwur, sich von ihr scheiden zu lassen, nicht ersparen.
“Da war ich nicht Herr meiner Sinne”, beteuerte er. “Ich weiß, wie sehr ich dich damit verletzt habe, aber ich verspreche dir, es wird sich nicht wiederholen.”
“Du hattest allen Grund, wütend auf mich zu sein”, erwiderte Leona. “Was ich dir angetan habe, ist unverzeihlich, aber in letzter Zeit warst du so bedrückt, dass ich dachte, eine Trennung gäbe dir endlich die Möglichkeit …”
“Kinder sind ein Geschenk des Himmels”, unterbrach er sie, “genauso wie die Liebe. Den wenigsten ist es vergönnt, beides zu haben, und wenn ich vor die Wahl gestellt werde, entscheide ich mich für dich.”
“Bist du denn wirklich frei, darüber selbst zu entscheiden?”, fragte Leona skeptisch. “Immerhin bist du der künftige Herrscher eines …”
“Es gibt viele Möglichkeiten, ein Kind zu bekommen”, unterbrach er sie erneut. “Das Wichtigste ist, dass wir es beide wollen. Sollten wir uns anders entscheiden, muss eben Rafiq seinem Land diesen Dienst erweisen.”
“Wenn er hören könnte, wie du über ihn sprichst, würde er dir gehörig die Meinung sagen.”
“Das würde ihm nichts nutzen”, entgegnete Hassan bestimmt. “Er ist ein Al-Qadim, auch wenn er es mitunter nicht wahrhaben will.”
“Vielleicht weil er ein halber Franzose ist”, vermutete Leona.
“Na und?”, protestierte Hassan. “Ich bin doch auch nur ein halber Al-Qadim. Der Rest setzt sich zu gleichen Teilen aus spanischen Wurzeln und denen der Familie Al-Kadah zusammen. Du bist sogar eine noch explosivere Mischung”, fuhr er fort und schlug sich gespielt entgeistert die Hand vor die Stirn. “Wenn ich mich nicht irre, fließt in deinen Adern außer englischem auch keltisches Blut. Das würde allerdings erklären, warum
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