Ein Sohn für den Scheich
Hassan unvermittelt und legte ihr den Arm um die Schultern.
“Noch nicht”, erwiderte Leona ziemlich niedergeschlagen, ohne zu ihm aufzusehen.
“Vielleicht suchst du nur an der falschen Stelle”, sagte er und umfasste ihr Kinn, um ihr ein Lächeln zu schenken, das einer zärtlichen Liebkosung glich.
Doch ehe er sie küssen konnte, verwickelte Jibril Al-Mahmud ihn in ein Gespräch, der seit der Versammlung nichts unversucht ließ, sich bei Hassan beliebt zu machen.
Auch wenn Leona sehr daran zweifelte, dass es ihm auf diese Weise gelingen würde, ließ sie die beiden Männer allein und mischte sich in deutlich besserer Stimmung wieder unter die Gäste.
Erst als sie Stunden später in ihrer Kabine war, merkte sie, wie sehr die Ereignisse des Abends sie erschöpft hatte. Sie fühlte sich wie erschlagen und erschrak, als sie beim Blick in den Spiegel die Ringe unter ihren Augen bemerkte.
Hassan war die schlechte körperliche Verfassung seiner Frau ebenso wenig entgangen wie die innere Anspannung, unter der sie stand. Umso mehr machte ihm Sorgen, dass sie seit Tagen kaum etwas aß und immer öfter von Übelkeit gequält wurde.
“Mir scheint, du bist krank”, sagte er deshalb besorgt, als Leona aus dem Bad zurückkam.
“Ich bin nicht krank, sondern müde”, stritt sie ab.
“Und warum isst du dann nichts und bist weiß wie eine frisch getünchte Wand?”
“Vielleicht habe ich mir tatsächlich einen Virus eingefangen”, räumte Leona ein. “Wenn es morgen nicht besser ist, gehe ich zum Arzt. Bist du jetzt zufrieden?”
“Wie man’s nimmt”, erwiderte Hassan skeptisch, als er sie gähnen sah. Offenbar war sie sogar zu müde, um sich selbst auszuziehen. “Lass dir helfen”, bot er ihr ohne jeden Hintergedanken an.
Leona ließ ihn gewähren, ohne zunächst etwas anderes herbeizusehen als den Schlaf. Das änderte sich erst, als Hassan den Reißverschluss ihres Kleides heruntergezogen hatte und es ihr über die Schultern streifte.
Kaum spürte sie die Hand auf dem Rücken, die den Verschluss ihres BHs öffnete, war alle Müdigkeit verflogen. Sie drehte sich so unvermittelt um, dass Hassan die Hände unmöglich zurückziehen konnte, die nun sanft auf ihren Brüsten lagen.
“Davon war nicht die Rede”, protestierte er gespielt ernst und bückte sich im selben Moment, um die Spitzen zu liebkosen.
So erregend die Berührung auch war, meinte Leona einen leichten Schmerz zu verspüren. Doch spätestens als Hassan ihr den Slip über die Hüften streifte, war jeder Gedanke daran verflogen.
Kaum hatte er sich wieder aufgerichtet, ließ sie die Hand zu seiner Taille gleiten, um ihn wissen zu lassen, dass weder ihre Müdigkeit noch ein möglicher Infekt dagegen sprach, das zu tun, was sie sich beide ersehnten.
Hassan hatte die Botschaft so verstanden, wie sie gemeint gewesen war, denn er legte die Kleidung in einem Tempo ab, das Leona verblüffte. Dann zog er sie an sich, sodass sie sich einen Moment an seine Brust schmiegen konnte, ehe sie zu ihm aufsah, um seinen Kuss zu empfangen.
Das sollte nicht das Einzige sein, was Hassan ihr in dieser Nacht schenkte, und als Leona irgendwann vor Erschöpfung die Augen nicht mehr offen halten konnte, legte er den Arm um sie. So schlief Leona in der Gewissheit ein, dass sich alles zum Guten wenden und Zafinas schändliche Unterstellung schon am nächsten Tag als haltlos erweisen würde.
Als Erstes erwies sich jedoch am nächsten Morgen, dass sich ihr Zustand über Nacht nicht gebessert hatte. Sie brachte kaum eine halbe Scheibe Toast herunter, und auch dazu zwang sie sich nur, weil außer Hassan auch Raschid und Evie mit am Frühstückstisch saßen.
Die beiden tauschten besorgte Blicke aus, und wie auf ein geheimes Zeichen hin, stand Raschid unvermittelt auf. “Kann ich dich einen Moment sprechen, Hassan?”, fragte er. “Unter vier Augen.”
Nachdem der erste Schock überwunden war, versuchte Hassan, sich darüber klar zu werden, was es eigentlich bedeutete, wenn Raschids Vermutung stimmte.
Es war nicht das erste Mal, dass er sich vor eine schier ausweglose Situation gestellt sah, und mehr als einmal hatte er nachdrücklich bewiesen, dass er selbst dann einen Ausweg fand, wenn seine Widersacher ihm die Schlinge bereits um den Hals gelegt hatten.
Doch nun sah alles danach aus, als wäre der Kampf verloren – was vor allem daran lag, dass der Angriff aus einer Richtung gekommen war, aus der Hassan ihn unmöglich hatte vermuten können. Denn während er seine
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