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Ein Stern fiel vom Himmel

Ein Stern fiel vom Himmel

Titel: Ein Stern fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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fühlte er, wie die Leiter festen Grund faßte.
    An den Erschütterungen der Leiter merkte Berkoff, daß der Verunglückte sie gefaßt hatte und sich Stufe um Stufe auf ihr in die Höhe drückte. Die Schneedecke bewegte sich, und wie ein Weihnachtsmann tauchte Mr. Garrison aus ihr heraus. Berkoff streckte ihm die Hand entgegen und zog ihn mit kräftigem Schwung auf sicheren Boden.
    »Wie konnten Sie nur, Mr. Garrison?« sagte er dabei.
    Garrison atmete in tiefen Zügen. Es dauerte eine Weile, bis er wieder Worte fand.
    »Wie tief ist das verfluchte Loch denn eigentlich?«
    Berkoff lachte. »Tief genug, lieber Garrison, um sich das Genick zu brechen, wenn der Schnee nicht glücklicherweise Ihren Sturz gemildert hätte. Sie werden es gleich sehen.«
    Während Berkoff es sagte, machte er sich daran, die Leiter wieder emporzuziehen, und bei jeder Sprosse, die aus dem Schnee auftauchte, wurde Garrisons Gesicht länger.
    »Ja, ja, mein lieber Herr«, meinte Berkoff, während er die Leiter wieder auseinandernahm. »Sie sind da reichlich 10 Meter ‘runtergesegelt, lassen Sie sich’s eine Warnung sein. Es ist schade, daß das Gelände hier so verschneit ist. Sie hätten sich sonst selbst überzeugen können, daß wir das Meteoritenerz restlos mitgenommen haben. Hier ist weit und breit kein Stückchen davon liegengeblieben.«
    Garrison brummte etwas vor sich hin. Ganz offensichtlich hatte der Sturz in die Schneekuhle ihm die Laune gründlich verdorben. Während sie zum Schiff zurückgingen, wollte er wissen, ob die Gegend hier immer so verschneit wäre.
    »Das hängt von den Windverhältnissen ab, Mr. Garrison«, beantwortete Berkoff die Frage. »Ein tüchtiger Südsturm würde die Ebene hier bald blankfegen, in letzter Zeit hatten wir aber, wie Sie aus den meteorologischen Aufzeichnungen der Station ersehen können, vorwiegend leichten Nordwind.«
    Sie hatten inzwischen das Schiff erreicht und traten den Rückflug zur Station an.
    »Sie kommen oft in diese Gegend, Mr. Berkoff?« wollte Garrison weiter wissen.
    Berkoff nickte.
    »Ich bin sozusagen der Verbindungsmann zwischen unseren Werken und der Station. So durchschnittlich alle zwei Monate hat die Antarktis das Vergnügen, mich zu sehen.«
    »Das muß sehr interessant für Sie sein«, meinte Garrison. »Wie lange gedenken Sie diesmal hierzubleiben?«
    »Nicht mehr lange, Mr. Garrison. Spätestens übermorgen wird Dr. Wille mit der Durchprüfung der neuen Apparate, die ich ihm diesmal mitbrachte, fertig sein. Dann gibt’s noch eine kleine Besprechung und wahrscheinlich einen langen Wunschzettel, und danach geht’s wieder auf dem schnellsten Wege nach Walkenfeld. Wenn Sie wollen, Mr. Garrison, nehme ich Sie gern mit.«
    »Sehr liebenswürdig von Ihnen, Mr. Berkoff. Ich denke, ich werde Ihre Einladung wahrscheinlich annehmen.«
    »Wenn Sie jetzt nicht mitkommen, werden Sie voraussichtlich zwei Monate in der Station bleiben müssen«, sagte Berkoff trocken.
    Die nächsten beiden Tage benutzte Garrison noch zu ausgiebigen Märschen in der südlichen Umgebung der Station, aber das Glück war ihm dabei nicht hold. Er fand kein einziges Stückchen des schweren blinkenden Erzes, nach dem er so eifrig ausspähte. Als Berkoff am Abend des zweiten Tages startete, befand sich Mr. Garrison an Bord von ›St 9‹ und ließ sich nach Europa mitnehmen. Aus seinen Gesprächen glaubte Berkoff entnehmen zu können, daß er die Hoffnung, in der Antarktis Erz zu finden, endgültig begraben habe.
    Zum erstenmal in den beiden Jahrzehnten, in denen die beiden Gelehrten nun schon zusammenarbeiteten, gab es einen regelrechten Krach zwischen Wille und Schmidt. Die Sache nahm ihren Ausgang von dem in den letzten Wochen so oft behandelten Thema: Wollen wir die Station weiter nach Süden verlegen, oder sollen wir hierbleiben? Wie stets bisher war Dr. Wille dafür, an der alten Stelle zu bleiben, während Schmidt energischer als je zuvor für eine Verlegung eintrat.
    »Es ist prinzipiell verkehrt, daß wir monatelang an der gleichen Stelle sitzen, statt durch das Land zu ziehen und die besten Bedingungen für unsere Arbeiten ausfindig zu machen«, begründete Schmidt seinen Standpunkt.
    Wille fuhr ärgerlich auf.
    »Herr Dr. Schmidt, habe ich diese Expedition hier mit meinen Mitteln begonnen oder sind Sie es gewesen?«
    »Die Frage ist unnötig, Herr Dr. Wille, Sie wissen sehr genau, daß ich nicht über die Mittel verfüge, um ein derartiges Unternehmen ausrüsten zu können. Aber trotzdem

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