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Ein Stern fiel vom Himmel

Ein Stern fiel vom Himmel

Titel: Ein Stern fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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beanspruche ich die Freiheit, es Ihnen zu sagen, wenn Sie nach meiner Meinung im Begriff sind, einen Fehler zu begehen.«
    »Meinung hin, Meinung her, Herr Schmidt! Gegen Ihre Ansicht setze ich die meinige.«
    Eine Weile stand der lange Schmidt mit zusammengekniffenen Lippen schweigend da. Schon glaubte Dr. Wille, daß der Streit damit beendet sei, als sein Assistent wieder zu sprechen begann.
    »Ich stehe mit meiner Meinung nicht allein da, Herr Wille. Sie wird von andern geteilt.«
    »Machen Sie mich nicht verrückt!« brauste Wille auf, »was sind denn das für Eideshelfer, auf die Sie sich da stützen wollen?«
    »Da wäre zuerst Professor Eggerth zu nennen, Herr Wille.«
    »Unsinn, Herr Schmidt! Ich habe, glaube ich, schon einmal gesagt, daß der Mann sich um seinen eigenen Kram kümmern soll. Von unserer Sache hat er wirklich keine Ahnung.«
    »Dann möchte ich an zweiter Stelle Herrn Ministerialdirektor Gerhard aus dem Kultusministerium nennen.«
    Dr. Wille pfiff durch die Zähne.
    »Das Kultusministerium hat bis jetzt keinen Pfennig zu meiner Expedition beigesteuert und da berufen Sie sich mir gegenüber auf diese Behörde. Ich begreife Sie nicht mehr.«
    »Sie werden mich vielleicht besser verstehen, Herr Dr. Wille, wenn ich Ihnen sage, daß das Kultusministerium jetzt bereit ist, die Expedition finanziell zu unterstützen.«
    Dr. Wille ließ sich in einen Sessel fallen.
    »Davon hätte ich als Leiter der Expedition doch zuerst etwas erfahren müssen«, fuhr er nach einer Weile fort, »vorläufig ist mir nichts davon bekannt. Ich würde es mir auch noch sehr überlegen, ob ich eine solche Unterstützung annehme. Sie wird wahrscheinlich nicht sehr bedeutend sein, und das Ministerium wird mir dafür in unerträglicher Weise in meine Arbeiten hineinreden.«
    Schmidt schüttelte den Kopf.
    »Das würden Sie kaum zu befürchten haben. Das Ministerium wünscht nur, daß wir mit den Transportmitteln, die es uns zur Verfügung stellen will, einen Teil der Station motorisieren und Forschungsreisen in südlicher Richtung unternehmen, bis wir die besten Bedingungen für unsere Arbeiten gefunden haben …«
    »Und dann natürlich die ganze Station dorthin verlegen«, führte Wille den Satz zu Ende.
    »Vielleicht, Herr Doktor, das würde sich im weiteren Verlauf der Arbeiten herausstellen.«
    Dr. Wille hatte einen Bleistift ergriffen und spielte nervös damit. Stockend sprach er weiter: »Herr Schmidt, ich muß Sie daran erinnern – es geschieht zum erstenmal in den langen Jahren, die wir zusammenarbeiten –, daß Sie mein Assistent sind und bei mir in Brot und Lohn stehen. In Ihrem Anstellungsvertrag befindet sich ein Passus, daß die Arbeiten der Expedition nach meinen Anweisungen zu erfolgen …«
    »Verzeihung, Herr Wille«, unterbrach ihn Schmidt, »hier würde in Zukunft eine änderung eintreten. Das Kultusministerium beabsichtigt, mich mit Beamteneigenschaft in den Staatsdienst zu übernehmen. Sie werden es begreiflich finden, daß ich eine solche Chance nicht vorbeigehen lassen kann.«
    Der Bleistift in Willes Händen zerbrach in zwei Stücke. »Großartig, Herr Dr. Schmidt«, rief er. »Sie werden also Staatsbeamter, Ministerialrat, werden mir hier womöglich vor die Nase gesetzt – und ich habe keine Ahnung von alledem, was sich da bereits hinter den Kulissen abgespielt haben muß. Pfui Teufel, Herr Schmidt, das hätte ich von meinem langjährigen Mitarbeiter nicht erwartet!«
    Der lange Schmidt machte eine verzweifelte Abwehrbewegung.
    »Nicht doch, Herr Dr. Wille. Sie verkennen die Situation vollkommen, man denkt gar nicht daran, hinter Ihrem Rücken vorzugehen. Es besteht im Ministerium die Absicht, unsere ganze Expedition zu verstaatlichen und auch Sie in den Staatsdienst zu übernehmen … wenn Sie dazu bereit sind, Herr Wille …«
    »Und wenn ich nicht dazu bereit bin?«
    Schmidt zuckte die Schultern.
    »Dann würden wir uns trennen müssen, wollen Sie sagen, Herr Schmidt. So ist es doch!« schrie ihm Wille ins Gesicht.
    Minuten vergingen, in denen keiner der beiden ein Wort sprach. Dann begann Schmidt von neuem.
    »Wir wollen versuchen, Herr Wille, diese Unterredung unter Beiseitelassung aller Nebensächlichkeiten zu Ende zu bringen. Die Regierung erkennt Ihre großen wissenschaftlichen Verdienste voll an. Sie will die antarktische Expedition, die Sie bisher, abgesehen von der Unterstützung durch die EggerthReading-Werke, aus Ihrem Privatvermögen finanzierten, zu einer dauernden Institution der

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