Ein Stern fiel vom Himmel
Hagemann vorstellen, Herr Ministerialdirektor, seines Zeichens Mechaniker, außerdem Küchenchef der Expedition.«
Das Wort Ministerialdirektor gab Hagemann einen Ruck, er machte eine formvollendete Verbeugung.
»Freue mich über die Ehre, Herrn Ministerialdirektor kennenzulernen. Hagemann ist mein Name. Aber …«, er wandte sich an Eggerth, »wie Sie die Herren aus ihrem Wagen herauskriegen wollen, weiß ich nicht. Wollen Sie nicht lieber erst etwas essen?«
Eggerth nickte. »Ich glaube, Herr Ministerialdirektor, der Vorschlag hat was für sich.«
»Meinetwegen«, erwiderte Reute, »eine solide Mahlzeit käme mir nicht ungelegen.«
Von Hagemann geleitet, gingen sie in den Wohnwagen. Ein behaglicher Raum, mit bequemen Klubsesseln ausgestattet, nahm sie auf, und dann lief Hagemann eifrig zwischen der Küche und diesem Raum hin und her und begann aufzutafeln. Er wollte zeigen, was seine Küche zu bieten vermochte.
Als Hagemann später den Kaffee servierte und Zigarren anbot, stand Eggerth auf. »Entschuldigen Sie mich einen Augenblick, meine Herren.« Er verließ den Raum. Mit langen Schritten stampfte er durch den Schnee zu dem zweiten Wagen hin, während er in seiner Westentasche nach einem Schlüssel fingerte. Mochten die beiden Gelehrten sich immerhin einschließen, er hatte ja ein Duplikat des Wagenschlüssels bei sich.
Jetzt hatte er den Schlüssel glücklich herausgefischt und war bis auf wenige Schritte an den Wagen herangekommen, als dessen Tür plötzlich von selber aufsprang.
In ihrem Rahmen erschien Dr. Wille, heftig gestikulierend, das Gesicht gerötet, das Haar in Unordnung.
»Reden Sie nicht weiter, Schmidt! Hat gar keinen Zweck mehr. Die Geschichte ist absolut klar, kommen Sie, wir wollen essen gehen.«
Er schickte sich an, aus dem Wagen zu steigen, als der lange Schmidt ihn zurückhielt.
»Vergessen Sie Ihren Pelz nicht, Herr Wille. Es ist etwas kühl draußen.«
Mit sanfter Gewalt zwang er ihn in den Pelz. Dann stürmte Dr. Wille ins Freie und stand plötzlich vor Hein Eggerth. Erst jetzt bemerkte er ihn.
»Sie hier, Herr Eggerth? Ach ja! Sie gaben ja einen Funkspruch, daß Sie kommen wollten. Großartig, daß Sie da sind. Wir haben neue Entdeckungen gemacht. Ich sage Ihnen, Herr Eggerth, die Welt wird staunen. Das muß ich Ihnen gleich erzählen.«
Bedächtig hatte Schmidt inzwischen die Wagentür verschlossen und kam hinter den beiden her.
»Ungeheuer interessant, Herr Schmidt, was Herr Dr. Wille mir eben auseinandergesetzt hat«, sagte Hein Eggerth. »Ich glaube aber, Sie werden Ihre Expedition noch weiter ausdehnen müssen, um die neuen Theorien stichhaltig zu erweisen.«
»Ganz gewiß, Herr Eggerth. Dann wird es sich zeigen, daß die Spiralen nicht logarithmisch, sondern exponential sind.«
»Unsinn, Schmidt!« brauste Wille auf. »Müssen Sie mir denn immer Opposition machen?«
»Lassen wir jetzt die wissenschaftlichen Dinge, meine Herren«, sagte Eggerth entschieden. »Ich bin nicht allein hier, Herr Ministerialdirektor Reute aus dem Finanzministerium ist mit uns hierhergekommen, um Sie als Staatsbeamte in Pflicht und Eid zu nehmen.«
Sie kamen in den Speiseraum des Wohnwagens und wurden Reute, der sie noch nicht persönlich kannte, vorgestellt. Lächelnd sah der Ministerialdirektor zu, wie Schmidt und Wille sich erst einmal kräftig über die Speisen hermachten. ›Mit gesättigten Leuten ist besser zu verhandeln als mit hungrigen‹, dachte er im stillen.
Dann, bei Kaffee und Zigarren, kam die Unterhaltung in Gang. Reute legte die großzügigen Bedingungen der Regierung sofort klipp und klar auf den Tisch: übernahme der bisherigen Privatexpedition Willes durch den Staat in Form eines antarktischen Regierungsinstitutes. Ersatz der bisherigen von Dr. Wille persönlich getragenen Unkosten durch die überweisung einer Summe, die ihn voll entschädigte. Leistungen der weiteren Ausgaben nach einem Etat, den Reute bis in alle Einzelheiten ausgearbeitet mitgebracht hatte. Verwundert blätterte Wille ihn durch. Er wußte ja nicht, wieviel Zahlenmaterial sein Assistent zu dieser Aufstellung geliefert hatte. Schließlich dann die übernahme der beiden Herren Wille und Schmidt in den Staatsdienst. Hier stutzte Wille. Hatte Schmidt nicht einmal von einer Stellung als Staatskommissar gesprochen? Er wollte etwas sagen. Schmidt stieß ihn an, winkte ihm zu schweigen.
Noch einige Paragraphen des Vertrages, die das Verhältnis der übrigen Mitglieder der Station betrafen, verlas Reute
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