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Ein Stern fiel vom Himmel

Ein Stern fiel vom Himmel

Titel: Ein Stern fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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daß Bolton zu Boden geschleudert wurde, Garrison sich mit Mühe in seinem Sessel hielt. Lange Sekunden dauerte es, bis die beiden wieder klar zu denken vermochten.
    Fast mechanisch wiederholte Bolton seine letzten Worte: »Keinen Treibstoff, Garrison, wir haben keinen Treibstoff mehr?«
    »Unmöglich, Bolton. Wir müssen noch für mehr als 3000 Kilometer haben.« Sein Blick folgte der Hand Boltons. Der Zeiger der Benzinuhr stand auf Null. Garrison spannte eine Notantenne und machte sich an der Radioanlage zu schaffen. Die Akkumulatoren für den Bordsender waren glücklicherweise voll geladen, und von seinem Aufenthalt in Willes Station her kannte Garrison die dortige Senderwelle. So kam eine Funkverbindung zustande. Hin und her flogen die Funksprüche, von Antenne zu Antenne. Dann aber wurde die Verbindung immer schwächer und riß schließlich ganz ab.
    Vergeblich fingerten Garrison und Bolton an ihrer Apparatur herum. Gleichzeitig merkten sie, daß ihre Finger steif wurden. Die Kälte, schon seit geraumer Zeit stark fühlbar, war bis zur Unerträglichkeit gestiegen. Fröstelnd suchten sie Mäntel und Decken zusammen, hüllten sich darin ein, suchten sich durch allerlei Bewegungen wieder zu erwärmen. Es war höchste Zeit, daß sie es taten, denn das Thermometer im Führerstand stand auf 20 Grad unter Null.
    »Wenn sie uns nicht bald finden, Bolton«, sagte Garrison zähneklappernd, »gehen wir vorher an der Kälte zugrunde.«
    Bolton raffte sich auf und ging nach hinten. Mit einer Flasche guten alten Whiskys kam er zurück.
    »Sie werden uns schon finden«, meinte er, während er den Korken aus der Flasche zog, »heizen wir mal ordentlich von innen ein.«
    Er setzte die Flasche an den Mund und tat einen tüchtigen Zug. »Brr! Scharf und kalt ist das Zeug, aber es wärmt, Garrison, genehmigen Sie sich auch einen.«
    Garrison zögerte, die Flasche zu nehmen.
    »Ich weiß nicht, Bolton. Es sind rund 700 Kilometer von hier bis zur Station. Wenn nicht gerade eines von den Stratosphärenschiffen da ist, kann es lange dauern, bis sie uns finden.«
    Bolton sah die Dinge unter dem Einfluß des Whiskys schon etwas rosiger an.
    »Unsinn, Garrison! Sie haben uns schnellste Hilfe versprochen. Das hätten sie nicht getan, wenn sie kein Flugzeug bei der Hand hätten.«
    Mit Gewalt nötigte er ihm die Flasche auf und ließ nicht nach, bis auch Garrison eine tüchtige Dosis daraus genommen hatte.
    »Die beste Methode, um schnell und schmerzlos zu erfrieren«, meinte der, als er sie zurückgab. »Man spürt danach die Kälte nicht mehr, aber man erfriert doch. Nein! Ich will nicht!« Garrison sprang auf und lief im Führerstand hin und her. Vor der Radioanlage blieb er stehen. »Zum Teufel, Bolton, ich möchte wissen, warum kein Strom da ist. Die Akkumulatoren müssen noch geladen sein.«
    »Prost, Garrison!« rief Bolton und nahm einen neuen Zug aus der Flasche. Garrison achtete nicht weiter auf ihn. Er kniete vor der Funkanlage, löste Verbindungen, zog einen der Akkumulatoren heraus und hielt ihn gegen das Licht.
    »Ha, Bolton! Da haben wir den Grund. Unsere Akkumulatoren sind eingefroren. Da, sehen Sie!« Vor Boltons Augen drehte er das Akkumulatorenglas. Der Spiegel der Schwefelsäure machte die Drehung nicht mit, sie bildete einen starren Block.
    »Wenn man die Säure auftauen könnte, würden wir wieder funken können.«
    »Vergebliche Mühe!« lachte Bolton, den der Alkohol in eine aufgeräumte Stimmung versetzt hatte, »in dem verfluchten Kahn hier ist die gesamte Heizung elektrisch. Wenn die Motoren streiken, ist es aus damit. Eine Saukälte hier, Garrison.«
    Schwerfällig stand er auf und suchte sich noch eine Decke, die er zu vielen andern um sich wickelte. »Kalt, Garrison! Verflucht kalt hier, müde wird man dabei. Ich könnte gleich einschlafen.«
    »Und nie wieder aufwachen, Bolton! Sind Sie denn ganz des Teufels, Mann?«
    Mit Schrecken erkannte Garrison, daß sein Gefährte von jener verhängnisvollen Schläfrigkeit befallen wurde, die dem ewigen Schlaf des Frosttodes vorauszugehen pflegt.
    Er sprang auf und begann ihn von allen Seiten her mit kräftigen Faustschlägen zu bearbeiten.
    »Ich will dich schon munterprügeln, mein Junge!« rief Garrison, während er einen langen Geraden auf Boltons linker Schulter landete.
    »Verfluchter Kerl! Ich will dir …«
    Bolton hatte die Decken abgeworfen und versetzte Garrison, eh der sich’s versah, einen Schlag in die Magengegend, daß er gegen die Apparatewand taumelte.

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