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Ein Stern fiel vom Himmel

Ein Stern fiel vom Himmel

Titel: Ein Stern fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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um auf schnellstem Weg nach Walkenfeld zurückzukehren. Er blieb nicht der einzige Industrielle, der in diesen Tagen vom Finanzminister empfangen wurde. Die Führer der großen Elektrokonzerne wurden ebenso wie die führenden Männer der Textilindustrie in das Finanzministerium gebeten und hatten mit dem Minister ähnliche Unterredungen wie Professor Eggerth, nur daß sie ihre klaren Weisungen vom Minister erhielten. Sie bekamen Kaufordern auf Kupfer, Kautschuk und ausländische Faserstoffe, daß sie vor der Höhe der dazu erforderlichen Beträge erschraken. Aber ihre Bedenken und Einwände wußte der Minister mit wenigen Worten zu zerstreuen. Es war stets die gleiche Antwort, die sie von ihm erhielten:
    »Kaufen Sie, Herr Direktor. Die Staatsbank stellt Ihnen die erforderlichen Devisen zur Verfügung, und der Staat übernimmt die Ware von Ihnen. Ihre Firma wird durch die Transaktion nicht belastet.«
    Im übrigen waren auch für diese Käufe in jedem Falle Zeitungsartikel und Handelsnotizen vorbereitet, welche sie unverfänglich erscheinen ließen. Zielbewußt führte die Regierung den Plan durch, sich mit Hilfe ihres Devisenschatzes genügend mit all denjenigen Rohstoffen zu versorgen, die das Land selbst nicht hervorzubringen vermochte, in erster Linie, um der einheimischen Industrie wieder volle Beweglichkeit und Arbeitsmöglichkeit zu verschaffen. Darüber hinaus aber führte dieses Vorgehen, wie die kommenden Monate zeigen sollten, zu einer Wiederankurbelung des internationalen Handelsverkehrs, zumal die übrigen europäischen Regierungen auf die Anregung der Vereinigten Staaten hin und mit deren Unterstützung die gleichen Maßnahmen durchführten. Es erwies sich bald, daß das kühne Experiment des Konsortiums geglückt war, daß die Weltwirtschaft, die so lange krank daniedergelegen hatte, durch die Injektion der Goldmilliarden wieder zu Kräften kam und aufzuleben begann.
    Tief stand die Sonne in der Antarktis. Wie ein roter Kupferball kroch sie in vierundzwanzig Stunden einmal um den Horizont herum. Nur noch wenige Tage und sie würde unter ihn hinabsinken, eine neue Polarnacht würde beginnen, die dritte würde es für die Expedition sein.
    Im letzten Schein des schwindenden Tages bewegten sich die drei Raupenwagen von Süden her über das endlose Schneefeld auf die Station zu. Am Abend des 5. April langten sie bei ihr an. Nach langen Wochen saßen alle Mitglieder der Expedition endlich wieder einmal beim gemeinsamen Mahl in dem großen Raum des Stationshauses zusammen. Schon während der letzten Stunden der Fahrt hatte ein Schneetreiben eingesetzt. In pfeifenden Stößen fuhr der Sturm jetzt um das Stationshaus und trieb die immer dichter fallenden Schneemassen gegen die Fenster.
    »Der antarktische Winter meldet sich an«, meinte der lange Dr. Schmidt, stand auf und drehte die elektrische Heizung stärker an. Wille schob seinen Teller zurück und verschränkte die Arme über der Brust.
    »In Deutschland wird es jetzt Frühling, Herr Schmidt. An der Bergstraße blühen schon die Obstbäume.«
    Dr. Schmidt kniff die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf, als ob er eine Erinnerung verscheuchen wollte. Wille sprach weiter.
    »In der Heimat springen jetzt die Knospen an allen Zweigen … grüne Blätter … Frühlingslaub … Ich habe Sehnsucht danach.«
    Es war, als hätte Dr. Wille den andern damit ein Stichwort gegeben. Während draußen die Dunkelheit anbrach und der Schneesturm zum Orkan anwuchs, rückten sie näher zusammen, begannen durcheinanderzureden und vom Frühling in der Heimat zu erzählen. Von den alten Weidenbäumen im friesischen Marschland sprach Lorenzen. Von den Buchen des Thüringer Waldes hub Hagemann an zu schwärmen.
    »Ich möchte mal wieder durch den Tiergarten in Berlin gehen, wenn Rhododendron und Faulbaum blühen«, warf Rudi dazwischen.
    »Und Sie, Herr Dr. Schmidt, haben Sie keinen Wunsch?« fragte Wille. Der kaute und schluckte eine Weile an irgend etwas nicht Vorhandenem, ehe er sich zur Antwort bereit fand.
    »Ich möchte mal wieder gern im Frühling durch das Fuldatal bei Kassel wandern, aber …« Er machte eine kurze abwehrende Bewegung. »Das kommt natürlich gar nicht in Frage. Meine Arbeiten hier sind noch nicht abgeschlossen, den nächsten Frühling vielleicht, diesen noch nicht.«
    Wille betrachtete seinen alten Mitarbeiter kopfschüttelnd.
    »Alle Achtung vor Ihrem Pflichteifer, Herr Kollege, aber einen kleinen Erholungsurlaub sollten Sie sich nach dreißig

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