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Ein Stern fiel vom Himmel

Ein Stern fiel vom Himmel

Titel: Ein Stern fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Monaten in der Antarktis auch einmal gönnen. Sie haben ihn zumindest ebensosehr verdient wie die andern hier.«
    Abweisend schüttelte Schmidt den Kopf. »Erst wenn ich meine Arbeiten abgeschlossen habe, vorher auf keinen Fall.«
    Auf die übrigen wirkte das Wort ›Erholungsurlaub‹ wie ein elektrischer Funke. Hatte Wille es mit einer bestimmten Absicht gesagt, steckte etwas Positives dahinter? Mit wehmütigen Gefühlen hatten sie die Sonne versinken sehen. Der Gedanke, zum drittenmal hier die lange Polarnacht durchzumachen, wirkte auf alle, mit Ausnahme des langen Schmidt, niederdrückend, doppelt niederdrückend jetzt, da sie des Frühlings gedachten, der eben in der Heimat seinen Einzug hielt.
    Mit stillem Vergnügen beobachtete Wille die Wirkung seiner Worte auf die um den Tisch Versammelten, während er einen Brief aus der Brusttasche zog. Der Adler auf dem Umschlag und die blaue Verschlußoblate ließen schon von weitem erkennen, daß es ein amtliches Schreiben war, offenbar aus einem Ministerium an Wille gerichtet. Mit behaglicher Langsamkeit entfaltete er das Schriftstück und putzte sich umständlich die Brillengläser, während seine Leute ihn verwundert anschauten, neugierig, was jetzt wohl kommen mochte.
    »Ja also, meine Herren«, begann er endlich, »wir haben eben In gemeinschaftlicher Beratung festgestellt, daß jetzt zu Hause der Frühling beginnt …« Er machte eine kleine Kunstpause. Dann fuhr er fort:
    »Das Ministerium erteilt deshalb uns allen, die wir hier zusammensitzen, Urlaub bis zum 15. Oktober … bei voller Gehaltszahlung natürlich. Morgen bringt ›St 11‹ die Ablösung und nimmt uns in die Heimat mit.«
    Eine Sekunde herrschte nach Dr. Willes Worten Todesstille im Raum. Dann brach der Jubel los. Die Männer sprangen auf, sie fielen sich in die Arme und tanzten schließlich einen wilden Indianertanz um den Tisch herum.
    Eine Weile ließ sie Wille gewähren, dann schrie er dazwischen. »Ruhe, Herrschaften! Genug von dem Radau! In acht Stunden ist ›St 11‹ hier. Kümmern Sie sich um Ihre Sachen. Es muß alles gepackt sein, wenn das Schiff kommt.«
    Im Augenblick wirbelten sie aus dem Raum hinaus, jeder eifrig darauf bedacht, die Anordnungen des Chefs zu befolgen. Nur Schmidt blieb zurück.
    »Nun, Herr Kollege«, fragte Wille, »wollen Sie nicht auch Ihre Vorbereitungen treffen?«
    Der lange Schmidt schüttelte den Kopf. »Nein, Herr Wille, ich ziehe es vor, hierzubleiben. Erstens meiner Arbeiten wegen und zweitens … Es muß jemand hierbleiben, der die Herren Bolton und Garrison gebührend empfängt, wenn sie uns doch ins Gehege laufen sollten.«
    Alle Versuche, ihn umzustimmen, waren vergeblich. Unerschütterlich blieb er bei seinem Vorsatz.
    Die Sonne war verschwunden, unter den Horizont gesunken. Dafür stand der Mond jetzt hoch am Himmel. Langsam zog seine volle Scheibe in vierundzwanzig Stunden einen weiten Kreis und übergoß das verschneite Gefilde mit mattem Silberlicht. Das Unwetter hatte sich ausgetobt, auf das Schneetreiben waren Windstille und schneidender Frost gefolgt.
    Auf dem Hof waren Hagemann und Lorenzen damit beschäftigt, durch die Schneemassen einen Weg zu den im Freien aufgebauten Instrumenten hin zu schaufeln. Plötzlich warf Hagemann die Schaufel beiseite.
    »Hörst du, Jens, da kommt die ›St 11‹. Soll mein Nachfolger hier weiterschippen, ich streike.«
    »Hast recht, Karl. Aber wer weiß, vielleicht will der Alte noch mal zu seinen Apparaten, ehe wir von hier abhauen. Dann raucht’s am Ende, wenn er durch den Schnee …«
    Die letzten Worte von Lorenzen gingen im Motorgeräusch verloren. An seiner Hubschraube hing ›St 11‹ über dem Hof und ließ sich langsam nieder; und dann mußten Hagemann und Lorenzen doch noch einmal zu ihren Schaufeln greifen und den Weg bis an das Stratosphärenschiff frei machen.
    ›St 11‹ kam von der Kraterstation, wo das Schiff die übliche Goldladung an Bord genommen hatte. Als erster stieg Reute über die Aluminiumtreppe hinab, begleitet von Berkoff und Hein Eggerth. Dr. Wille empfing sie am Fuß der Treppe und geleitete sie und fünf weitere Personen, die ihnen folgten, nach dem Hause hin.
    »Ich bringe Ihnen die Ablösung, Herr Kollege«, sagte Reute. »Sie alle haben einen Urlaub redlich verdient.«
    Während sie auf das Haus zuschritten, unterrichtete Dr. Wille den Ministerialdirektor von der Absicht Schmidts, hierzubleiben. Verwundert schüttelte Reute den Kopf.
    »Ein sonderbarer Heiliger, dieser lange

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