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Ein Stern fiel vom Himmel

Ein Stern fiel vom Himmel

Titel: Ein Stern fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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den Zahltischen einsetzte. Das gab den Berichterstattern Gelegenheit, wilde Nachrichten über die Grenzen zu kabeln, die schon kurz danach in den ausländischen Zeitungen unter schreienden Schlagzeilen erschienen.
    ›Der Gold-Run in Deutschland‹, ›Die Deutsche Staatsbank zusammengebrochen‹, ›Das Ende des deutschen Experimentes‹, ›Unmöglicher Wahnsinn‹ … So waren etwa die überschriften, die noch druckfeucht, wie sie aus der Maschine kamen, auf den Boulevards von Paris und in der Londoner City verschlungen wurden, während die Auszahlung schon längst wieder glatt weiterging.
    Als nach etwa zehn Tagen bekannt wurde, daß auch in USA die Goldeinlösung aller Dollarnoten eingeführt worden war, begann der Andrang bei den Bankschaltern nachzulassen. Der erste Golddurst des Publikums war gestillt, und langsam, wie es ja in den wirtschaftlichen Notwendigkeiten begründet und richtig vorausgesehen war, setzte ein Rückfluß der goldenen Münzen zu den Kassen des Staates und der Banken ein.
    Nicht alles Gold kam wieder. Als man in der Zentrale der Staatsbank Inventur machte, stellte sich heraus, daß zwei Milliarden gemünzten Goldes in den Sparstrümpfen hängengeblieben waren.
    Der entsprechende Betrag an Noten war dafür zur Bank zurückgekehrt. Der öffentlichkeit wurde diese Tatsache nicht bekanntgegeben. Eine Mitteilung der Staatsbank besagte nur, daß die Wiedereinführung der Goldeinlösung sich reibungslos vollzogen habe. Das Ausland stand vor einem Rätsel. Die USA mochten sich ja ein solches Experiment erlauben können bei ihren großen Goldbeständen, aber waren die Deutschen wirklich so wohldiszipliniert, daß hier möglich wurde, was kein anderer Staat mehr zu tun wagte, daß man das Gold frei zirkulieren lassen konnte? Viele Fragen, auf die keiner der fremden Banksachverständigen eine Antwort zu geben wußte.
    Ein Monat war darüber ins Land gegangen, als die Vereinigten Staaten vertraulich mit den europäischen und südamerikanischen Regierungen in Fühlung traten, um in allen diesen Staaten, dem Beispiel Deutschlands und der USA folgend, zur echten Goldwährung zurückzukehren. Die notwendigen Beträge in Gold sollten als Anleihen zur Verfügung gestellt werden.
    Zur gleichen Zeit geriet aber die Weltwirtschaft durch neue Verfügungen der deutschen Regierung in Erregung. Mit einem Schlage wurden alle Beschränkungen des internationalen Zahlungs- und Handelsverkehrs, die man in den schlimmen Jahren der Wirtschaftsschrumpfung anordnen mußte, aufgehoben. Unbehindert durfte jedermann wieder fremde Devisen kaufen und verkaufen. Gleichlautend fiel das Urteil über die neuen Maßnahmen an allen großen Bank- und Börsenplätzen der Welt aus: ›Die Regierung der Deutschen ist wahnsinnig geworden‹, hieß es kurz und bündig überall. Während die Leiter der fremden großen Geldinstitute sich ihre Köpfe noch über die Beweggründe dieser Maßnahmen zerbrachen, war das internationale Schiebertum sofort sehr mobil geworden.
    An der Grenze mußten die Fernzüge ihren Aufenthalt verdoppeln, weil es nicht mehr möglich war, die Fremden in der vorgesehenen Zeit abzufertigen. In hellen Haufen kamen sie von Osten und Westen her. Viele Hunderte brachte jedes Schiff, das in Hamburg oder Bremen anlegte, von übersee mit.
    Zu neunzig Prozent waren es wenig erfreuliche Zeitgenossen, deren Geschäfte gewöhnlich das Licht zu scheuen hatten. Seit Jahren lebten die meisten von den Gewinnmöglichkeiten, welche die Devisenvorschriften aller Staaten denjenigen boten, die sich über das Gesetz hinwegzusetzen verstanden. Ganz legal konnten sie jetzt in Deutschland die fremden Noten, die sie mit List und Tücke aus dem eigenen Lande herausgebracht hatten, an jedem Bankschalter gegen klingendes Gold einwechseln, konnten frei und ungehindert mit dem so heiß begehrten gelben, Metall heimfahren. Sowie sie ihre Devisen eingewechselt hatten, waren sie bestrebt, die Beute in Sicherheit zu bringen, das Gold im eigenen Lande mit Gewinn abzusetzen und schnell einen neuen Fischzug zu unternehmen.
    Die Gefährlichkeit ihres Geschäftes begann erst außerhalb der deutschen Grenzen, denn dort gab es ja noch allerlei Vorschriften, die das Goldhamstern, ja sogar den Besitz weniger Goldstücke unter schwere Strafen stellten. Aber das schien den Schiebern gerade recht. Hier waren sie in ihrem eigentlichen Element denn eben diese Vorschriften gaben ihnen ja die Möglichkeit, das Gold mit hohem Aufgeld an ängstliche Sparer des

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