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Ein Stern fliegt vorbei

Ein Stern fliegt vorbei

Titel: Ein Stern fliegt vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Stuhl zusammen.
    Lutz wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Das ist eindeutig Ihr Fall“, sagte er leise zu Sabine Hellrath. „Mir fielen die Ohrfeigen ein, die man jemandem versetzt, wenn er ohnmächtig wird und man ihn unbedingt bei Bewußtsein halten muß.“
    Der Monteur ließ sich widerspruchslos von der Ärztin hinausführen. Henner sah Lutz nachdenklich an. „Es ist ja wohl wirklich eine Krankheit“, sagte er dann.
    Sabine, die gerade wieder hereinkam, führte den Gedanken weiter. „Mit dem üblichen Raumfieber hat das offenbar gar nichts zu tun, die Symptome sind ganz entgegengesetzt. Leider sind sie auch kaum rechtzeitig zu erkennen, da die Arbeits- und Lebensgewohnheiten anscheinend in vollem Umfang aufrechterhalten bleiben, während die Aktivität des Denkens und Fühlens ständig sinkt. Immerhin“, sie wandte sich mit der Andeutung eines Lächelns an Lutz, „Ihre Schimpfkanonade hat doch gezeigt, daß die psychischen Abwehrkräfte nicht ganz erloschen sind; sie müssen nur von außen aktiviert werden. Vielleicht, wenn man sie rechtzeitig aktivieren könnte…“
    Lutz drängte sich eine Frage auf, deren wirkliche Bedeutung er gar nicht erkannte und über die er erst viel später, schon während der Expedition, tief und gründlich nachdenken sollte: „Warum bemerkt das denn niemand, bevor es zu spät ist? Ich meine, irgendwie muß sich das doch zeigen, und wenn nur im Gesichtsausdruck. Hatte er denn keinen Freund?“
    Henner zuckte mit den Schultern. „Er war eigentlich immer sehr gesellig, aber einen richtigen, intimen Freund? Ich weiß nicht…“
     
    Die DENEB, ein etwas älteres Schiff der Stella-Serie, das den Verkehr besorgte zwischen der Erdsatellitenstation STARTSTUFE I und der planetarischen Station STARTSTUFE II, brachte zwei Wochen später die Besatzungsmitglieder der drei Expeditionsschiffe vom letzten Erdurlaub zurück, darunter auch Yvonne, die sich auf der Erde noch einmal mit Duncan Holiday getroffen hatte, um Arbeit für die Reisezeit in Empfang zu nehmen.
    Mit ihnen kam Nadja Iwanowna Shelesnowa, die Vorsitzende der UKKA, zu letzten Besprechungen und wegen der Zeremonie des Starts.
    Auch eine Überraschung für Lutz entstieg dem Raumschiff. Sie war 24 Jahre alt, hatte lange blonde Haare, lange Beine und ein langes Pferdegesicht. Lutz wollte eben Yvonne umarmen, als er sie erkannte. Seine Hände blieben in der Luft stehen. „Kathleen!“ rief er. „Großer Andromedanebel – Kathleen Potter! Wo kommst du denn her?“
    „Aus einer Gegend, wo die Männer zuerst ihre Ehefrauen begrüßen und danach ihre sonstigen Geliebten. Na, wird’s bald?“ Lutz begrüßte lachend Yvonne, dann sagte er streng: „Erklär ihr sofort, daß ich mich nie mit so unreifen Dingern abgeben würde, die einen bei der eigenen Frau anschwärzen.“
    Lachend zogen alle drei davon, und Kathleen berichtete, daß sich ein Triebwerksingenieur im Urlaub in den Alpen „die Gräten verbogen“ habe und daß sie sich, auf eine Anfrage hin, zu dem Entschluß durchgerungen habe, der Expedition durch ihre Teilnahme zum Erfolg zu verhelfen.
     
    Die letzte Sitzung der UKKA, die eigentlich mehr einen formellen Charakter haben sollte, stellte sich überraschend als außerordentlich problemreich heraus. Sie begann mit der Verlesung einer etwas feierlichen Botschaft von Loto Gemba, daß jetzt, gerade in diesem Augenblick, der Sender Terra die erste Antwortsendung der Erde an die Freunde im Bereich der Proxima Centauri ausstrahle. Alle erhoben sich von den Plätzen und hielten eine Schweigeminute ab – und dann brachen die Probleme herein. Als erster berichtete Lutz, der ebenso wie Yvonne hinzugezogen worden war, über die neu entdeckte Raumkrankheit und über die von ihm beobachteten krankhaften Veränderungen des räumlichen und des Farbsehvermögens. Das stellte noch einmal ernstlich die ganze Expedition in Frage, wenn auch schließlich die Dringlichkeit des Vorhabens und die Tatsache, daß Lutz Vorbeugungsmaßnahmen vorschlagen konnte, den Ausschlag gaben. Aber diese Vorschläge führten wiederum dazu, daß der vorbereitete Beschluß über die Expedition, enthaltend die Aufgaben, die Teilnehmerliste und das Statut, überarbeitet werden mußte. So dauerte die Beratung statt zwei Stunden zwei Tage – mit Unterbrechungen natürlich –, und die Gäste, von denen man angenommen hatte, sie würden repräsentieren, mußten statt dessen hart arbeiten. Endlich konnte Nadja Shelesnowa das Schlußwort halten. Sie tat

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