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Ein Stern fliegt vorbei

Ein Stern fliegt vorbei

Titel: Ein Stern fliegt vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Zuständigen, die Funker und Mathematiker; und das alles nicht etwa nur ein paar Tage oder Wochen lang. Die Raumschiffe ließen sich vom Planetoidensystem einholen, bildeten ein Dreieck, das das System umspannte, und dann dauerte es noch Wochen, bis die Früchte dieser eintönigen, ermüdenden Arbeit zum ersten Versuch einer Klassifizierung und Schätzung zusammengefaßt werden konnten.
    Und so sah dieses erste Ergebnis aus: Über einen riesigen, linsenförmigen Raum, dessen Durchmesser etwa doppelt so groß war wie der Durchmesser der Mondbahn um die Erde, verteilte sich eine Masse, die nicht ganz der unseres Mondes entsprach. Sie bestand in der Hauptsache aus fünf großen, geoidförmigen Körpern mit Durchmessern von 2000 bis 1500 Kilometern, also richtigen kleinen Planeten. Vielleicht wäre es besser zu sagen: aus kleinen Monden – aber bei einem Mond stellt man sich ja sofort auch einen Planeten vor, um den er kreist. Diese Körper bewegten sich jedoch um den gemeinsamen Schwerpunkt, und zwar auf langgestreckten, elliptischen Bahnen, entfernten sich dabei aber höchstens bis zu 20 000 Kilometer vom gemeinsamen Massenmittelpunkt, blieben also eigentlich immer im Zentrum des Systems, dessen Durchmesser etwa 1,5 Millionen Kilometer betrug.
    Außer diesen fünf Planetoiden gab es etwa zweihundert unregelmäßig geformte Körper – offenbar Bruchstücke –, deren Durchmesser zwischen fünf und zehn Kilometer lag und deren Bahnen in einen weitaus größeren Bereich hinausliefen, und schließlich eine noch nicht festgestellte Zahl kleiner Körper, Schwärme von Kleinstmeteoriten und Staubschwaden, deren Bahnen sich über das ganze Gebiet des Systems erstreckten.
    Die ungefähre Masse war errechnet worden aus dem grob geschätzten Gesamtvolumen der Trümmer und auf Grund von stichprobenhaften Messungen verschiedenster Art, die eine angenäherte Vorstellung von Struktur und Zusammensetzung und damit auch vom durchschnittlichen spezifischen Gewicht zu geben vermochten.
    Direkt zu sehen war das alles freilich nicht. Für das menschliche Auge war der Raum bis auf die Lichtpunkte der unbeweglich-fernen Fixsterne schwarz und leer. Nur auf den Radarschirmen konnte man bei den größeren Körpern die Konturen und bei den kleinen die Leuchtreflexe sehen, und da sahen sie spielzeughaft und harmlos aus. Doch bereits jetzt zeigten die Berechnungen, die über die Bahn des ganzen Systems angestellt worden waren, daß es innerhalb der Marsbahn durch unser Sonnensystem gehen würde, und es war nicht schwer sich vorzustellen, daß es sich im Gravitationsfeld der Sonne noch weiter auseinanderziehen und auch die Erde mit schrecklichen Verwüstungen bedrohen würde.
    Diese Vorstellung erregte alle, und es war kein Wunder, daß Denken und Phantasie der Expeditionsteilnehmer ständig darauf gerichtet waren, diesem System so bald als möglich seine Geheimnisse abzulauschen. Die verschiedensten Hypothesen wurden aufgestellt und hartnäckig verfochten; viele abwegige, aber auch manche, die sich später teilweise oder ganz als richtig erwiesen, wie zum Beispiel die, daß das System ursprünglich sieben Kleinplaneten gehabt habe und daß die mittleren und kleinen Körper übriggebliebene Trümmerstücke eines Zusammenpralls von zwei dieser Planeten seien.
    In diesen Diskussionen entstand aber auch eine neue Bezeichnung für das System. Man nannte es von Seiten des Rates zunächst offiziell ein kosmisches Materiefeld, wovon dann aber sehr schnell Attribut und Bestimmungswort wegfielen, so daß schließlich allgemein nur noch von dem Feld gesprochen wurde und bei den größeren Körpern von Planetoiden.
    Für den unmittelbaren Fortgang der Arbeiten am wichtigsten war aber die Tatsache, daß die linsenförmige Begrenzung des Feldes nur sehr selten – und auch dann nur von kleineren Bruchstücken – überschritten wurde, so daß es also keine „Ausbrecher“ gab. Das führte schließlich zu dem Beschluß, die Positionen der Raumschiffe grundlegend zu verändern.
    Bisher hatten die drei Raumschiffe die Eckpunkte eines gleichseitigen Dreiecks besetzt, das die gewaltige Linse des Feldes von den Seiten umschloß. Dieser große Abstand war vor allem aus Sicherheitsgründen notwendig gewesen, hatte aber eine unangenehme Folge: Die Flotte wurde dadurch so weit auseinandergezogen, daß die Raumschiffe etwa 2,5 Millionen Kilometer voneinander entfernt waren und Frage und Antwort von einem zum anderen Raumschiff etwa sechzehn Sekunden dauerte. Das

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