Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Stern fliegt vorbei

Ein Stern fliegt vorbei

Titel: Ein Stern fliegt vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
Vom Netzwerk:
dann wieder die Stimme: „Wir haben sie an Bord. Sie scheinen beide zu leben, nur ohnmächtig zu sein, jedenfalls sind die Raumanzüge nicht beschädigt, und innerhalb der OR 1 war die Radioaktivität auch nicht so hoch.“
    Henner hörte nun ein bißchen Ratlosigkeit aus der Stimme heraus. Er befahl: „Sie bringen sofort die beiden Bewußtlosen zur SIRIUS. Raumanzug noch nicht öffnen. Überlegen Sie sich inzwischen, wie Sie nachher die OR 1 einfangen. Ende.“ Und in die Bordsprechanlage sagte er: „Medizinischer Dienst, bereiten Sie sich auf die Behandlung vor, vermutlich radioaktive Verseuchung und“ – er blickte noch einmal auf verschiedene Skalen und fand bestätigt, was ihm gleich durch den Kopf gegangen war: Die Geschwindigkeit der OR 1 war irrsinnig groß, und darum beendete er den Satz – „und Schädigung durch übergroßen Andruck.“
    Ljuba und Miguel boten einen schrecklichen Anblick, als sie aus den Raumanzügen herausgeholt wurden. Sie waren über und über mit Blut besudelt, aber es zeigte sich schnell, daß dieses Blut aus der Nase gekommen war und daß keine gefährlichen Verletzungen vorlagen. Freilich zeigten die Dosimeter in den Raumanzügen, daß beide eine nicht ungefährliche Menge radioaktiver Strahlung abbekommen haben mußten, aber wahrscheinlich würde auch dafür eine medikamentöse Behandlung ausreichen.
    Ljuba wurde zuerst wieder wach, kurz darauf auch Miguel. Aber sie konnten nicht erklären, was vorgefallen war, bei beiden hatte der Schock eine retrograde Amnesie hervorgerufen, einen Verlust des Erinnerungsvermögens an die letzten Minuten vor dem Unfall.
    Bei allen überwog die Freude, daß den beiden Gefährten nichts Ernstes zugestoßen war; aber unabweislich stellte sich jetzt die Aufgabe, nach den Ursachen dieser Erscheinung zu forschen.
    Die OR 2 wurde beauftragt, das Wrack der OR 1 einzuholen, Kathleen Potter, den seltsamen Schwaden, vor dem OR 1 kurz vor der Katastrophe ausgewichen war, weiter zu beobachten. Dann fanden sich Yvonne, Henner und Lutz in der Zentrale zusammen. Die drei sahen einander an, schwiegen und überlegten. Schließlich begann Henner als der Ältere: „Fangen wir also damit an: Was haben wir als Grundlage für unsere Überlegungen?“
    „Und welche Fragen können wir auf dieser Grundlage stellen?“ setzte Lutz hinzu.
    Yvonne zog Papiere aus einer Rolle. „Wir haben erstens die Messungen. Zweitens eine Aufnahme von einem Radarbild, auf dem der Staubschwaden und OR 1 zu sehen sind, kurz nach der Katastrophe. Kat war so geistesgegenwärtig, das aufzunehmen. Drittens das Krankheitsbild der beiden Insassen.“
    „Viertens die Flugbahnparameter der OR 1, und fünftens die OR 1 selbst – in ein paar Stunden“, setzte Henner hinzu.
    Sie betrachteten die Unterlagen. Lutz hatte die Aufnahme des Radarbildes in der Hand, runzelte die Stirn und sagte: „Erste Frage: wieso eigentlich Staubschwaden?“
    „Es ist das typische Radarbild eines Staubschwadens“, antwortete Henner. „Aber tatsächlich, das muß noch nichts besagen.“
    „Also nennen wir das Ding Objekt X“, schlug Lutz vor.
    „Gut!“ stimmte Henner zu. „Nun seht mal hier, die Parameter der Flugbahn!“ Er zeigte auf ein mit Zahlenreihen bedecktes Blatt. „Hier ist der Punkt, wo OR 1 dem Staubschwa… – also dem Objekt X am nächsten war. Da springt die Geschwindigkeit auf das Doppelte und bleibt dann konstant, das heißt, von da ab setzt der Antrieb aus. Die Zeit…“ Er verglich mit den Strahlungsaufzeichnungen. „Die Zeit ist die gleiche, zu der die Strahlung beginnt. Es ist also kaum anders möglich: Objekt X, die Katastrophe und die Strahlung hängen zusammen, sowohl örtlich als auch zeitlich, wir können sie als ein Ereignis untersuchen.“
    Er sah die anderen an und erschrak vor Yvonnes Gesicht. In ihren Zügen malte sich fast schmerzhafte geistige Anstrengung. Jetzt winkte sie ab. „Ich komme nicht zu Ende damit. Hier, seht euch die Spektren an. Im Spektrum können doch nur die an der Erzeugung der Strahlung beteiligten Stoffe auftreten. Es sind aber die Linien fast aller Elemente erkennbar.“
    „Wir brauchen eben mehr Material“, entgegnete Henner. „Wir müssen erst mal die chemischen und physikalischen Veränderungen an der OR 1 analysieren und versuchen, die Energieumsetzungen zu ermitteln, die sie hervorgerufen haben könnten.“
    „Das ist ja schon ein ganzes Programm“, meinte Lutz. „Aber ich hab da noch eine andere Frage. Tatsächlich ist ja die Rakete

Weitere Kostenlose Bücher