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Ein Stern fliegt vorbei

Ein Stern fliegt vorbei

Titel: Ein Stern fliegt vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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scheint nicht viel zu sein, aber unter diesen Umständen waren Besprechungen des Rates doch sehr erschwert – gar nicht davon zu sprechen, daß nötigenfalls eine schnelle gegenseitige Hilfe unmöglich gewesen wäre.
    Nun aber, da man den Raum über und unter der Linse als bruchstückfrei erforscht hatte, konnten die drei Raumschiffe günstigere Positionen beziehen. Sie bildeten eine gerade radiale Linie über dem Feld mit einem Abstand von jeweils 10 000 Kilometer voneinander, die WEGA über dem Zentrum, SIRIUS als Flaggschiff in der Mitte und ATAIR außen. In dem kommenden halben Jahr sollte diese Formation nach und nach bis an den Rand der Linse vorgeschoben werden, so daß die Expedition mit ihren Radargeräten praktisch das gesamte Feld durchkämmen konnte. Dabei wurden die Körper der ersten Größenklasse, die Planetoiden, ständig unter Beobachtung gehalten.
    Immer wenn einer der Körper aus der zweiten Klasse, deren Bahnen meist sehr langgestreckte Ellipsen darstellten, in das Beobachtungsgebiet der Raumflottille kam, startete vom nächsten der Raumschiffe eine Operativrakete und warf ein Funkfeuer ab. Über zwanzig solcher Bruchstücke waren bereits auf diese Weise markiert, genauer schon 23, und eben verließen Ljuba und Miguel mit einer Operativrakete die SIRIUS, um das vierundzwanzigste Funkfeuer abzuwerfen.
    Rund anderthalb Minuten Beschleunigung, dann eine knappe halbe Stunde antriebsloser Flug mit einer Geschwindigkeit von einem Kilometer in der Sekunde, dann noch einige Manöver, um die Bahn der Rakete der des Bruchstücks anzugleichen – und dann konnte die Arbeit beginnen. Bei diesen Flügen in der kleinen, kaum zehn Meter langen Rakete, spürte man mehr als im Raumschiff die – es klingt paradox, aber trotzdem: die Nähe des unendlich Fernen. Man sah die Sterne direkt durch die Frontscheiben, ohne Vermittlung durch Bildschirm oder Glasfaseroptik, und man sah keinen Mond, keine Sonne, auch nicht – wie vom Mond aus – die Erde. Und man fühlte, daß die riesige Entfernung vom heimischen Gestirn nicht nur eine Zahl war, sondern eine so oder so beeindruckende Realität.
    Noch wurde die Rakete von der SIRIUS aus gesteuert – oder vielmehr ihre Steuerung wurde von dort aus eingewiesen – , aber schon suchte Miguel im Vorausgerät mit dem Radarfächer das Ziel. Immer wieder pflügte der leuchtende Punkt spiralförmig die schwarze Mattscheibe – einmal in zwei Sekunden –, bis er endlich im rechten oberen Winkel einen nachleuchtenden Fleck hinterließ. Sofort übertrug Miguel die dort ablesbare Grobrichtung auf den Zielsucher, schaltete ihn ein und meldete: „Zielsucher eingestellt!“
    Ljuba rief das Raumschiff: „SIRIUS! SIRIUS! Gehe auf Eigensteuerung! Ende!“
    In den Helmen ihrer leichten Raumanzüge dröhnte die Antwort: „Verstanden! Schließen Sie die Helme! Geben Sie alle drei Minuten Situationsbericht! Ende!“
    Im Zielsucher, der sich automatisch auf das einmal angepeilte Ziel einrichtete und dessen Werte in direkte Steuerbefehle umgerechnet wurden, war jetzt deutlich ein heller Fleck zu erkennen, der rasch größer wurde. Brems- und Kurskorrekturmanöver warfen die beiden hin und her, und schon war der anfänglich kleine Fleck über die ganze Scheibe gewachsen. „Tausend Meter“, sagte Miguel. „Mach Kopfstand!“
    Gehorsam drehte sich die Rakete, sie spürten es. Noch ein leiser Ruck, dann wieder Schwerelosigkeit.
    „Nun müßten wir ihn ja im Visier haben“, sagte Ljuba und schaltete den Scheinwerfer ein.
    Aber die Frontscheiben blieben dunkel.
    „Der reine Bienenhonig ist das auch noch nicht“, murrte Ljuba, „jedesmal muß man suchen.“
    Sie ließ ihre Hände auf der Tastatur spielen, und plötzlich wurde auf dem schwarzen Hintergrund der unheimlich gezackte Rand des Bruchstücks sichtbar. Ljuba ließ den Lichtstrahl hin- und herschweifen, bis sie das gefunden hatten, was sie suchten: eine hohe, aber nicht zu schroffe Zacke, sozusagen einen Berg.
    „Das wird der richtige Platz sein, jetzt bist du dran“, erklärte Ljuba.
    Miguel korrigierte die Feineinstellung des Visiers und schoß dann eine kleine Sprengrakete ab. Die Spitze des Berges verschwand im Feuer einer Detonation. Als sich Rauch und Staub verzogen hatten, wurde eine flache, glatte Mulde sichtbar.
    Miguel visierte wieder über ein Fadenkreuz die flache Mulde an, während Ljuba die Geräte beobachtete. Bei 500 Meter Abstand sagte sie: „Achtung – los!“ und Miguel drückte eine Taste.
    Im grellen

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