Ein Stern für Lou - Die Popkörner ; [1]
in der ersten Reihe entdeckte. »Onkel Oliver!«, rief sie, ohne daran zu denken, dass das Mikro eingeschaltet war.
Motte sah auf. Was quatschte Lou? Da entdeckte sie ihren Vater direkt neben Grandmère in der ersten Reihe. Er hielt beide Daumen in die Luft und lachte sie an.
»Papa!«, flüsterte Motte und ein unendlich warmes Gefühl durchströmte sie.
Hinter ihr am Schlagzeug gab Rosa das vereinbarte Zeichen. Motte konzentrierte sich. Nur Lou hatte die Hände noch nicht an ihrer Gitarre. Sie hielt sich die linke Hand vor den Mund und hustete leise. Motte und Rosa begannen mit dem Intro.
Lou schluckte und starrte auf ihre Noten. Noch drei Takte, bis sie singen musste. Noch zwei… Ihre Kehle fühlte sich an wie Schmirgelpapier. Hilfe suchend sah sie zu Motte. Aber ihre Cousine war schon komplett in den Song abgetaucht.
Lou holte tief Luft. »Du bist ihren Regeln stets treu geblieben. Hast ihnen blind vertraut«, quetschte sie heiser hervor.
Motte merkte sofort, was los war: Lou hatte wieder Lampenfieber!
»Sie waren dein Kompass, dein Halt und dein Schutzschild. Doch heut, als du hingeschaut…«, sang Lou so leise, dass man es trotz der Verstärker kaum hören konnte.
Bitte, halt durch, dachte Motte.
Billie blickte von dem Songtext auf. Was war das denn für ein elendes Gekrächze? Das hätte sie viel besser hinbekommen.
Wieder räusperte Lou sich.
Wieso hätte? Billie blickte von dem Songtext in ihrer Hand auf die hell erleuchtete Bühne. Hier war ihre Chance!
Und dann stürmte Billie auf die Bühne. Plötzlich stand sie neben Lou am Mikro. Motte griff vor Schreck drei Tasten daneben. Rosa fielen die Sticks aus der Hand. Im Publikum fingen die Ersten an zu tuscheln.
Doch Billie schüttelte ihre wilde Mähne und begann zu singen. »… doch heut, als du hingeschaut!«
Für eine Sekunde blieb Lou komplett die Stimme weg. Was wollte Billie hier? Aber dann begriff Lou, dass Billie ihr Lied mitsang, dass sie nicht mehr allein am Mikro stand, und da war ihr Lampenfieber mit einem Mal wie weggeblasen!
»Du siehst ihre Träume im Grau verwehen.
Du hörst ihre Worte, kannst nichts verstehn .
Und du lässt los und fliegst dich frei.
Saust an Mond und Sonne vorbei.
Du lässt los und ziehst davon.
Bist von einem andern Stern –
von einem andern Stern, weit hinter Orion.«
Lou und Billie sangen gemeinsam. Ihre Stimmen füllten die Aula bis in den letzten Winkel. Am Schlagzeug wechselte Rosa zum Dreier-Rhythmus, der Brücke, die in den zweiten Teil überleitete, und Motte spielte ihr Mini-Klaviersolo.
»Aus unendlicher Ferne brandneuer Sterne schaust du kurz zurück. So unerwartet bist du heut gestartet,
auf deinem Weg ins Glück.
Du kennst ihre Wünsche und kannst nicht bleiben.
Du fühlst ihre Ängste, kannst sie nicht vertreiben.
Und du lässt los und fliegst dich frei.
Saust an Mond und Sonne vorbei.
Du lässt los und ziehst davon.
Bist von einem andern Stern.
Von einem andern Stern, weit hinter Orion!«
Als der letzte Ton verklungen war, begann der Applaus. Wie eine Riesenwelle rollte er auf die vier Mädchen zu.
Frau Blum pfiff begeistert auf den Fingern.
Ihr Mann, Grandmère und Herr Jacobi brüllten »Bravo! Bravo!«.
Josch, David und Brille fingen an, mit den Füßen zu trampeln. Anton und die Zwillinge fielen ein. Das Trampeln erfasste Reihe für Reihe, bis der gesamte Saal rhythmisch mit den Füßen stampfte, dass er bebte.
Lou und Motte, Billie und Rosa verbeugten sich im gleißenden Licht der Scheinwerfer.
»Danke«, stammelte Lou. »VIELEN DANK!«
»Ich glaub, ich heb gleich ab«, murmelte Motte zu Rosa.
»Bin ich schon längst«, sagte Rosa strahlend und verbeugte sich ein weiteres Mal.
Da schnappte Billie sich das Mikro und tanzte ganz nach vorn an den Rand der Bühne. »Hey, Leute! Ich bin Billie und gehöre auch zur Band!«
34. Song
Die Party war in vollem Gange. Überall auf dem Hof standen Gruppen begeisterter Schüler, Eltern und Lehrer und feierten die gelungene Aufführung.
Lou, Motte, Rosa und Billie saßen auf einer der Tischtennisplatten. Lou lehnte sich an Motte und lächelte selig. »Das war mit Abstand das Tollste, was ich je erlebt hab! Absolute Spitzenklasse!«
Motte hatte sich eine Tüte Popcorn geholt und schnippte eines der Körner zur Seite. »Die ersten Takte waren doch der totale Horror! Ich hab schon gedacht, wir müssen abbrechen.«
Rosa schob ihr türkisfarbenes Haarband ein Stück nach hinten. »So schlimm war es nun auch wieder nicht. Lou war nur…
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