Ein stuermischer Retter
sich ohne den allerkleinsten Anlass hingaben. Er hätte sie niemals küssen sollen!
„Lassen Sie es mich doch wenigstens versuchen. Wenn ich nicht mithalten kann, dürfen Sie mich zurückschicken." Zögernd fügte sie hinzu: „Sie haben von Reue gesprochen. Wenn ich jetzt nach Hause zurückkehrte, würde ich es ewig bedauern." „Warum? Sie haben keinen Grund mitzukommen. Es gibt keine gemeinsame Zukunft für Sie und mich."
Sie sagte nichts, aber er sah ihr an, dass sie ihm nicht glaubte.
„Ich empfinde nichts für Sie", beharrte er.
„Ich möchte auch gar nicht, dass Sie sich zu irgendwelchen Empfindungen verpflichtet fühlen", erwiderte sie. „Ich verlange ja gar nicht, dass Sie mich lieben. Ich sage nur, dass ich mit Ihnen gehen werde."
Wieder verdrehte Nicholas die Augen. Er bemerkte durchaus, dass sie sich vom Bitten aufs Feststellen von Tatsachen verlegt hatte. Er sah seine Niederlage bereits deutlich vor sich. Warum sollte eine Frau freiwillig eine lange, unbequeme und gefährliche Reise auf sich nehmen, auf dem nackten Boden schlafen und sich allen möglichen Gefahren aussetzen, wenn sie ein behagliches Leben - noch dazu im Luxus! - bei seiner Mutter führen konnte?
Er musste an das Kissen letzte Nacht zwischen ihnen im Bett denken und daran, wie sie in seinen Armen gezittert hatte. Vor lauter Verzweiflung spielte er seinen letzten Trumpf aus. „Wenn Sie darauf bestehen, mit mir zu reisen, wird mein Versprechen, eine Scheinehe zu führen, null und nichtig. In diesem Fall erwarte ich von Ihnen, mein Bett mit mir zu teilen, Madam. Genau wie eine richtige Ehefrau."
Sie sah ihn mit großen Augen an und schluckte. Er konnte den Sieg schon förmlich schmecken. Er schmeckte zwar etwas nach kalter Asche, aber dennoch wie ein Sieg. „Also gut. Eine richtige Ehe mit allen Konsequenzen. Wie bei Ruth in der Bibel." Sie streckte den Arm aus, um die Sache mit einem Handschlag zu besiegeln.
Nicholas erstarrte. Mit ihrem Einverständnis hatte er nicht gerechnet. Sofort sah er sie vor sich, wie sie in seinem Bett erwachte, wunderschön, verschlafen und warm, ganz nah an seinem Körper liegend. Er nahm sich zusammen. „Eine letzte Bedingung habe ich noch", sagte er brüsk. „Sie werden sich nicht eng an mich binden. Wenn Sie anfangen, sich an mich zu klammern oder sich in irgendeiner Weise einreden, dass das, was uns verbindet, Liebe ist, müssen Sie gehen. Sobald ich so etwas bemerke, werde ich Sie auffordern zu gehen - und Sie müssen mir fest versprechen, dass Sie das ohne Widerrede tun werden." Er warf einen Blick auf ihr Pferd. „Und ohne irgendwelche Tricks."
Sie machte ein erstauntes Gesicht. „Warum sollten Sie Liebe zurückweisen wollen? Ich sagte Ihnen bereits, ich erwarte von Ihnen nicht, dass Sie mich lieben. Ich kann Ihnen ebenfalls nicht versprechen, Sie zu lieben. Aber falls es doch passiert - warum sollten Sie etwas dagegen haben?"
„Das, Madam, ist meine Angelegenheit. Diese Ehe ist nichts anderes als ein Zweckbündnis, von L..., ich meine, von einer engeren Bindung wird niemals die Rede sein. Das ist unmöglich. Wenn Sie meinen Bedingungen nicht zustimmen können, dann müssen Sie uns schon jetzt verlassen." Sie wirkte unglücklich und runzelte die Stirn, und einen Moment lang glaubte Nick, er hätte gesiegt. Er fügte hinzu: „Und ich will kein Gerede von einer gemeinsamen Zukunft."
„Kein Gerede von Zukunft." Sie dachte eine Weile nach, dann glätteten sich ihre Züge. „Meine Zwillingsschwester Hope hat eine ganz bestimmte Philosophie, nach der sie sich im Leben richtet. Die besteht darin, jeden Glücksmoment zu genießen, der sich ihr bietet. Sie hat sich vorgenommen, im Hier und Jetzt zu leben und dem Dasein nur die besten Seiten abzugewinnen." Sie setzte ihre Worte sehr langsam, dabei sah sie ihn ernst an. „Sie wollen nicht an die Zukunft denken, und ich nicht an die Vergangenheit. Damit schlage ich Ihnen vor, dass wir die Gedanken meiner Schwester übernehmen und nur in der Gegenwart leben - wobei wir alles hinnehmen, was auf uns zukommt, und es, wenn möglich, genießen!"
Nick überlegte. Nur in der Gegenwart leben. Ja, das war machbar für ihn. Er nickte kurz.
Faith streckte entschlossen die Hand aus. „Sehr gut, dann stimme ich Ihren Bedingungen zu."
Er verweigerte ihr den Handschlag. „Ich werde keinerlei Zugeständnisse an weibliche Schwächen machen. Sie dürfen uns bis zum Hafen von Bilbao begleiten, und wenn Sie nicht mit uns mithalten können oder die Reise zu
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