Ein stuermischer Retter
Wahrscheinlich hatte er nur geträumt, seine Frau hätte gesagt, dass sie ihn liebte. Er wollte nicht, dass jemand ihn liebte, der Gedanke war unerträglich. Die Bürde, die er mit sich trug, lastete ohnehin schon schwer genug auf ihm.
Ist es etwa, so überlegte er, eine beginnende Form von Wahnsinn, zu träumen, dass sie mich liebt?
Eins der Pferde hatte ein Eisen verloren, was Stevens dazu veranlasste, es ins nahe gelegene Dorf zum Schmied zu bringen. Aus diesem Grund mussten sie die Nacht auf dem Bauernhof verbringen. Mac und Stevens schliefen in der Scheune, während Faith und Nick in dem Zimmer übernachteten, in dem er bereits zuvor geschlafen hatte.
„Sind das nicht herrliche Bettlaken?", meinte Faith, als sie ins Bett kletterte.
Nick begutachtete sie. Für ihn sahen sie wie ganz normale Bettlaken aus, und das sagte er ihr auch.
„Ja, aber sie sind mit guter Seife gewaschen und in der Sonne getrocknet worden, das riecht man." Sie schnupperte daran. „Himmlisch! In England werden die Laken oft in der Küche oder vor dem Kamin getrocknet, und manchmal riechen sie etwas muffig. Sie bekommen keine Sonne ab, so wie die hier. Ich bin mir sicher, das wird dir helfen, besser zu schlafen."
„Ich nehme dich beim Wort." Er schlüpfte zwischen die Laken und zog Faith an sich. Sie errötete und lächelte ihn einladend an - und prompt verspürte er wieder diesen dumpfen Schlag in der Brust. Da war diese Art, wie sie ihn ansah ... beinahe zärtlich.
Nick hielt inne. In knapp einer Woche würden sie in Bilbao eintreffen. Er runzelte die Stirn. Es wäre besser für Faith gewesen, wenn sie in der Scheune geschlafen hätten, oder zumindest nur er, damit sie ihre himmlischen Bettlaken genießen konnte. „Du fängst nicht an, tiefere Gefühle für mich zu entwickeln, oder?"
Eine Weile schwieg sie und sah ihn nur prüfend an. „Nein, das tue ich nicht." Sie sagte das vollkommen ruhig und gelassen, aber irgendetwas an ihrer Stimme beunruhigte ihn.
„Bist du dir sicher?"
„Ja, ich bin mir ganz sicher." Diesmal hörte sie sich tatsächlich überzeugend an. Das hätte ihn beruhigen sollen. Tat es aber nicht.
„Gut."
Ihr Gesicht war frisch gewaschen und leuchtete im Schein der Kerze. Sie trug wieder dieses Gewand mit der vielen Spitze an genau den richtigen Stellen, das die alte Frau ihr geschenkt hatte. Wieder duftete sie schwach nach Rosen, und wie sie das fertig brachte, immer wunderbar zu riechen, ganz gleich, wo sie sich befanden, das war ihm ein Rätsel. Nick wusste nur, dass er sie begehrte, dass er ihr das Hemd ausziehen und die Frau darunter erkunden wollte, ihre samtige Weichheit und ihre Wärme. Er wollte in ihr versinken. Er wollte nicht an Bilbao denken und an das, was ihn dort erwartete, sondern nur an Faith und ihre Umarmung, in der er alles andere vergaß.
Er verdrängte seine Zweifel und seine Unsicherheit und zog sie näher an sich. Doch plötzlich hatte er das Bild von ihr in der Küche vor Augen. Von Faith mit einem, nein, zwei Babys in den Armen.
Er zögerte. „Was ist, wenn du schwanger wirst?"
Sie zuckte leicht zusammen. „Ich würde mich sehr freuen. Ich hätte liebend gern ein Baby. Doch darüber denke ich gar nicht nach."
Er war ein wenig überrascht über ihren sorglosen Tonfall. „Du denkst gar nicht darüber nach? Überhaupt nicht?"
„Nein, natürlich nicht." Sie lächelte. „Warum sollte ich?"
So natürlich fand Nick das nicht. Und was das Warum betraf, so hätte er gedacht, dass das eigentlich auf der Hand lag.
Sie erklärte es ihm. „Wir leben im Hier und Jetzt, schon vergessen? Wir schmieden keine Pläne und denken auch nicht an die Zukunft. Ist es nicht genau das, was du wolltest?", fragte sie ihn mit großen Augen. Ihre Antwort verursachte bei ihm Unbehagen.
Ja, das war es, was er wollte, trotzdem störte es ihn, dass sie ihn so buchstäblich beim Wort nahm. Sie musste doch darauf vorbereitet sein, falls ... oder wenn ... Großer Gott, er sollte wirklich mehr Verantwortung übernehmen. Er hatte einfach nur vorgehabt, ihr zu helfen. Er hatte sie geheiratet, um ihren guten Ruf wiederherzustellen und sie dann zurück nach England zu schicken. Stattdessen war sie in seine Probleme verstrickt worden. Sicher, er konnte sich einreden, dass sie selbst daran schuld war, weil sie sich seinen Anweisungen widersetzt hatte, trotzdem trug er die Verantwortung. Wenn er sich angesichts dieses süßen Lächelns nicht so
schwach fühlen würde ... Er sah sich außerstande, sie mit
Weitere Kostenlose Bücher