Ein stuermischer Retter
so, als rege sie
sich unnötig auf, dabei war Nicholas bewusstlos! „Er hatte aber letzte Nacht keine Kopfschmerzen, es ging ihm bestens. Sie müssen einen Arzt holen! Wenn Sie nicht gehen, dann tue ich es!"
Der Wirt war mittlerweile ebenfalls aufgetaucht und schaltete sich besorgt ein. „Es gibt hier keinen Arzt, Señora. Der nächste ist in Bilbao, und der ist nicht gut." Er hob ein imaginäres Glas an seine Lippen, um anzudeuten, dass der Arzt in Bilbao ein Trinker war. Er warf einen Blick auf Nicholas. „Ich könnte vielleicht den Priester holen."
„Nein!", riefen alle drei wie aus einem Mund.
Faith schlang die Arme um sich und sah die Männer mit hilfloser Verzweiflung an. Sie hatte Angst und keine Ahnung, was sie tun sollte.
Mac, der sich leise mit dem Wirt unterhalten hatte, hob die Stimme und wandte sich an Faith. „Unten gibt es bald Frühstück. Sie bewirken nichts damit, wenn Sie hier sitzen und händeringend jammern. Waschen Sie sich, ziehen Sie sich an und kommen Sie nach unten. Estrellita wird Ihnen helfen." Er schob das Mädchen, das an der Türschwelle gewartet hatte, nach vorn.
„Sie erwarten von mir, dass ich frühstücke?", fragte Faith ungläubig.
„Ja. Der Capt'n wird wieder aufwachen, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Bis dahin ist niemandem damit gedient, dass Sie verhungern. Jetzt tun Sie, was ich sage. Keine Widerrede!"
Er hatte ganz sanft gesprochen, aber Faith zuckte trotzdem zusammen. Ihr fiel wieder ein, dass McTavish im Krieg Nicholas' Unteroffizier gewesen war.
Anscheinend waren selbst Unteroffiziere gewohnt, Befehle zu erteilen. Und obwohl ihr eine innere Stimme förmlich zubrüllte, doch irgendetwas zu tun, wusste sie nicht, was sie machen sollte. Es war vernünftig, sich anzuziehen und zu frühstücken. „Ich möchte Nicholas nicht allein lassen."
„Ich bleibe bei ihm", bot Stevens an. „Mr Nick würde es mir nie verzeihen, wenn ich zuließe, dass Sie seinetwegen nichts essen."
„Also gut", lenkte sie unglücklich ein. „Aber danach komme ich sofort wieder!"
Nicholas lag den ganzen restlichen Tag in tiefer Bewusstlosigkeit. Am Nachmittag zwang Mac Faith, mit Estrellita einen Spaziergang zu machen. Als Faith sich weigern wollte, schob er sie kurzerhand zur Tür hinaus und flüsterte ihr ins Ohr: „Estrellita ist es nicht gewohnt, derart lange in einem Haus eingesperrt zu sein. Sie tun dem Mädchen genauso einen Gefallen wie sich selbst. Stevens und ich bleiben beim Capt'n. Nehmen Sie den Hund mit, dann wird Sie niemand belästigen."
Faith stimmte widerwillig zu, aber ob sie diesen großen, hässlichen und unfreundlichen Hund mitnehmen wollte, dessen war sie sich noch gar nicht so sicher.
Estrellita war begeistert und hakte sich fröhlich bei Faith unter. Als sie aus dem Haus traten, pfiff sie einmal schrill - und schon kam der Hund angelaufen. Zu Faiths Entsetzen nahm Estrellita eine lange Schnur aus der Rocktasche und zog den Hund
zu sich, um ihm die Schnur um den Hals zu binden.
„Vorsicht, er wird Sie beißen!"
Estrellita lachte. „Der hier? Nie im Leben!" Sie streichelte dem Hund liebevoll über das Fell und redete auf Spanisch auf ihn ein. Erstaunt stellte Faith fest, dass das Tier das nicht nur über sich ergehen ließ, sondern den großen Kopf sogar an Estrellitas Bein schmiegte, als genieße es das Ganze.
„Verblüffend."
Estrellita sah sie überrascht an. „Was denn?"
„Ich dachte, er hasst Frauen. Mich hat er immer angeknurrt."
Das Mädchen packte den Hund am Nackenfell und schüttelte ihn spielerisch. „Du hast Faith angeknurrt? Das lässt du sein, Wulfie, hörst du? Sie ist eine nette Dame!" Der Hund wedelte mit dem Schwanz und leckte sich mit der langen rosafarbenen Zunge über die Schnauze.
Faith musste wider ihren Willen lachen. „Kommen Sie, wir sollten lieber losgehen, wenn wir noch etwas von dem Spaziergang haben wollen. Diese Wolken sehen verdächtig nach Regen aus."
Sie gelangten tatsächlich nicht weit. Dicke, bleigraue Wolken zogen auf, und als der Himmel immer dunkler wurde, machten die beiden jungen Frauen kehrt. Sie erreichten das Gasthaus genau in dem Moment, als es zu regnen anfing.
Faith wollte schon die Treppe hinaufeilen, um zu Nicholas zurückzukehren, als Estrellita ihr zaghaft die Hand auf den Arm legte. „Sie und ich, wir sind Freundinnen, ja?" Sie machte ein verlegenes Gesicht.
„Ja, natürlich." Faith wunderte sich, dass das sonst so kühne und selbstbewusste Mädchen auf einmal so
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