Ein stuermischer Retter
Sie warf ihm einen herausfordernden Blick zu. Wenn er wollte, dass sie ihn wie einen Soldaten behandelte, dann sollte er ihr gefälligst erklären, welche Mission er in Spanien und Portugal hatte.
„Ich habe dir von Anfang an gesagt ..."
„Und ich habe genau zugehört." Es war herrlich befreiend, durch die Abenddämmerung zu reiten und sich mit ihrem Mann zu streiten. „Ich finde, ich habe mich ganz gut geschlagen. Ich habe gelernt zu angeln und ..." Sie verstummte, als sie an ihren katastrophalen Versuch denken musste, einen Hasen zu jagen. Das war eindeutig fehlgeschlagen „Und obwohl Stevens meistens gekocht hat, habe ich ihm stets dabei geholfen."
Seine Mundwinkel zuckten verdächtig. „Ja, ich erinnere mich an einige schwarze, verkohlte Brocken, die du Toast nanntest."
„Das war allein deine Schuld", entfuhr es ihr. Gerade noch rechtzeitig fiel ihr ein, dass er ja gar nicht wusste, dass sie ihn damals nackt gesehen hatte, und so redete sie hastig weiter, ehe er eine Erklärung verlangen konnte. „Ich habe gelernt, mich in Bächen zu waschen, ein Lager aufzuschlagen, auf dem Boden zu schlafen und Wunden zu versorgen - oder zumindest zuzusehen, wie man sie versorgt."
„Aber ... "
„Und jetzt, nachdem ich mich lange genug als eine gute Soldatenfrau geschlagen habe, wünsche ich mir ein heißes Bad und ein richtiges Bett. Das ist doch nicht zu viel verlangt, oder?"
Er zögerte. „Nein, das ist es nicht." Er bedachte sie mit einem dunklen, verhangenen Blick, der sie wieder hoffen ließ.
Der Waschzuber war aus emailliertem Kupfer und so schwer, dass es zweier Männer
bedurfte, ihn die Treppe hinauf und vor den Kamin zu tragen. Eimer mit heißem Wasser folgten, herbeigeschleppt von diversen Dienstmädchen. Faith bat eins der Mädchen, ihr eine Tasse weißen Essig zu bringen. Nicholas war schleierhaft, wozu sie den brauchte.
Eines der Dienstmädchen brachte den Essig, als ein anderes gerade einen Eimer mit kaltem Wasser neben den Zuber stellte, zum Abspülen nach dem Bad, wie Nicholas vermutete. Die beiden Mädchen richteten zum Schluss noch einen faltbaren Paravent vor der Wanne auf, dann war die kleine Schlafkammer plötzlich leer - bis auf Nicholas und seine Frau. Er ließ sich ohne seine Stiefel auf das Bett fallen und beobachtete, wie sie sich für das Bad vorbereitete. Er genoss diese typisch weiblichen Rituale, das Auskämmen der Haare und das behutsame Auspacken des dünnen Scheibchens Rosenseife. Mehr war von Marthes Hochzeitsgeschenk nicht übrig geblieben, und Nicholas merkte innerlich vor, ihr bald neue zu kaufen. Der Rosenduft war für ihn inzwischen untrennbar mit Faith verbunden, mit ihrer Haut, ihrem Haar und ihrem warmen, sinnlichen Körper in seinen Armen.
Er fühlte sich privilegiert, bei all ihren Handlungen dabei sein zu dürfen, sei es auch nur als Zuschauer. Er hatte schon vorher Geliebte gehabt, wenn auch nicht viele. Er war zu wählerisch, um mit den Frauen herumzutändeln, die der Truppe nachzogen, und er wollte auch keine Versprechen abgeben, von denen er wusste, dass er sie nicht halten konnte. Also war er nur vorübergehende, unbeschwerte Affären eingegangen, wie unter Soldaten auf der ganzen Welt üblich. Meist mit älteren, erfahrenen Frauen, die von ihm nichts weiter wollten als seinen Körper und seinen Schutz. Es waren fast ausnahmslos Damen gewesen, Witwen oder Frauen mit für längere Zeit abwesenden Ehemännern, die Nick in ihrem Bett gewollt hatten, aber nicht in ihrem Leben. Wenn die Truppe dann weitergezogen war, hatte man sich ohne größeres Bedauern getrennt.
Noch nie zuvor hatte Nick diese tägliche Vertrautheit erlebt. Die Vertrautheit, jedes Kleidungsstück zu kennen, das Faith besaß. Das vertraute Gefühl, sie Nacht für Nacht in den Armen zu halten, auch ohne mit ihr zu schlafen, den harten, unebenen Boden nicht mehr zu spüren, ihren Duft einzuatmen und den Lauten zu lauschen, die sie im Schlaf von sich gab. Die Vertrautheit von Tagen und Nächten voller Küsse und Gesten der Zuneigung - eine flüchtige Berührung, ein Blick, eine nicht abgesprochene und doch gleiche Reaktion auf kleine Vorkommnisse.
Vertrautheit. Sie jagte ihm panische Angst ein. Und doch konnte er sich ihrer Anziehungskraft nicht entziehen.
Faith zog sich Schuhe, Strümpfe und ihr Kostüm aus, danach trat sie hinter den Paravent, um die restlichen Kleidungsstücke abzulegen. Nick schmunzelte. Was für ein sittsames kleines Geschöpf sie doch war. Er hatte im Bett jeden
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