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Ein stuermischer Retter

Ein stuermischer Retter

Titel: Ein stuermischer Retter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gracie
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schnaubte Estrellita leise und sagte nüchtern: „Ich habe ihn danach getötet. Er schlief, und ich habe ihm die Kehle aufgeschlitzt."
    Entsetzt strich Faith ihr über die wirren Locken. „Ich bin froh, dass Sie das getan haben, Estrellita! Es war genau das Richtige."
    Das Mädchen nickte. „Ich habe meine Ehre verloren, aber wenigstens Rache nehmen können."
    „Ich habe auch meine Ehre verloren", gestand Faith leise. Estrellita hob überrascht den Kopf. „Das war, bevor ich Nicholas kennengelernt habe. Ich brannte mit einem anderen Mann durch. Ich hatte gedacht, wir wären verheiratet, dabei hatte er mich belogen. Es war keine Schändung, aber meine Ehre hatte ich dennoch verloren. Kein anständiger Mann, davon ging ich aus, würde mich danach noch heiraten wollen." Tränen brannten in ihren Augen. „Doch Nicholas tat es. Er kannte mich kaum, er wusste, was ich gemach hatte, und trotzdem heiratete er mich. Deswegen versichere ich Ihnen ja, dass Sie sich seinetwegen und wegen der Alten keine Sorgen zu machen brauchen."
    Sie setzten sich wieder und starrten lange Zeit aufs Meer, jede tief in ihre eigenen Gedanken versunken. „Mit diesem anderen Mann - dem, der Sie belogen hat -, mochten Sie es da auch?", fragte Estrellita schließlich.
    Faith dachte darüber nach. Seltsam, seit jener ersten Nacht mit Nicholas hatte sie kaum noch an Felix gedacht. „Es war ganz in Ordnung", sagte sie. „Recht angenehm. Nur habe ich mich danach oft einsam gefühlt. Mit Nicholas ist das anders, es ist ... so viel mehr. Er hält mich hinterher im Arm, und manchmal bin ich so glücklich, dass mir beinahe das Herz überquillt." Wieder wurden ihre Augen feucht, und sie wischte die Tränen hastig fort. „Entschuldigung, es ist nur ..."
    Estrellita legte ihre schmutzige braune Hand auf die von Faith. „Sie lieben ihn sehr, und deswegen machen Sie sich auch so große Sorgen. Aber er wird nicht sterben, Faith, nicht hier und nicht jetzt." Sie sprach ernst und mit großer Sicherheit.
    Faith sah in Estrellitas unergründliche dunkle Augen und versuchte verzweifelt daran zu glauben, dass ihre Worte der Wahrheit entsprachen. Aber das gelang ihr nicht, niemand konnte die Zukunft voraussagen. „Es tut mir leid, Estrellita, ich hoffe Sie haben nichts dagegen, aber ich muss jetzt wirklich nach meinem Mann sehen."
    Das Mädchen lächelte traurig. „Ich habe nichts dagegen. Sie haben mir geholfen, Faith. Danke. Ich bin Ihnen etwas schuldig."
    Faith wandte sich zum Gehen, drehte sich aber noch einmal um. Sie wollte Estrellita sagen, dass Freunde sich nichts schuldeten, doch dann kamen ihr plötzlich ganz andere Worte über die Lippen. „Estrellita, wollen wir nicht Du zueinander sagen? Ich habe vier Schwestern, die ich furchtbar vermisse. Ich kann mir nicht vorstellen, wie
    es ist, gar keine Schwestern zu haben. Jetzt brauche ich eine Schwester an meiner Seite, und ich glaube, du brauchst ebenfalls eine. Wenn du möchtest, könnten wir Schwestern werden, Schwestern der Straße."
    Das Mädchen sah sie an, als traute es seinen Ohren nicht. „Meinst du das wirklich ernst, Faith?", flüsterte sie schließlich.
    Faith nickte, sie war zu bewegt, um sprechen zu können.
    Tränen strömten plötzlich über Estrellitas Wangen. Sie fiel Faith um den Hals und drückte sie fest an sich. Dann wich sie ein Stück zurück und küsste Faith mit ernster Miene auf die Wangen. Die Tränen der beiden jungen Frauen vermischten sich, als Estrellita Faiths Worte feierlich wie einen Schwur wiederholte. „Schwestern der Straße."
    Nicholas blieb auch die nächste Nacht über bewusstlos. Faith war außer sich vor Sorge. Ruhelos ging sie in dem kleinen Zimmer auf und ab. Sie zwang Stevens, doch den Arzt zu holen. Aber als sie dessen schwankenden Gang und sein gerötetes Gesicht sah, schickte sie ihn gleich wieder weg.
    Nicht einmal der Anblick von Estrellita, die rote Bänder in Beowulfs Fell flocht, munterte sie auf. Auch nicht Macs Wutgebrüll darüber, dass sein Hund plötzlich aussah wie ein „verdammtes Zirkuspferd", wie er sich ausdrückte. Nicht einmal die hitzige Auseinandersetzung mit Estrellita, die seine Bemerkung zur Folge hatte, konnte Faith ablenken. Alle ihre Gedanken drehten sich nur um Nicholas.
    Erst am folgenden Morgen kam er wieder zu sich. Zuerst wirkte er etwas orientierungslos, doch nachdem er etwas gegessen und ein paar Tassen Kaffee getrunken hatte, schien er wieder wie immer zu sein. Trotzdem war Faith weiterhin sehr besorgt. Ein so langer

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