Ein stuermischer Retter
drei Liedern fest. „Aber kennen Sie auch das hier?" Sie nannte einen spanischen Namen, den Faith nicht verstand.
Nicholas überlegte. „Meinen Sie das?" Er spielte ein paar Akkorde.
„Si, Capitaine, genau das habe ich gemeint! Spielen Sie!", verlangte sie mit einer gebieterischen Geste. Sie stellte sich mit gesenktem Kopf hin und wartete, als stünde sie auf einer großen Bühne.
Nicholas spielte. Sie riss den Kopf hoch und begann zu tanzen. Das Stück fing ganz langsam an. Estrellitas Bewegungen wirkten beinahe hypnotisierend, erst bedächtig, dann immer schneller werdend.
Sie erzählt eine Geschichte, dachte Faith, von Unschuld und Verrat, von Stolz und unerfüllter Sehnsucht. Jede ihrer Bewegungen rührte zu Tränen, jede Geste steckte voller Gefühle. Faith verstand nicht alles, aber sie hatte tatsächlich Tränen in den Augen, als Estrellita schließlich erschöpft zu Boden sank und Nicholas den Schlussakkord des Stücks spielte.
Lange Zeit herrschte ergriffene Stille, dann erhob Estrellita sich mit einer einzigen, geschmeidigen Bewegung, warf McTavish einen herausfordernden Blick zu und ging davon.
Einen Moment später stand Mac auf und folgte ihr.
„Du hast mir die Sprache verschlagen, Mädchen. Du bist großartig." Mac streckte die Arme aus, um Estrellita an sich zu ziehen.
Sie schlug ihm auf die Hand und wich zurück. „Nein! Fass mich nicht an! Ich kann das nicht! Ich will nicht!" Sie atmete immer noch schwer vom Tanzen, und sie sah verschwitzt, staubig und zerzaust aus. Mac hatte noch nie im Leben eine schönere Frau gesehen.
„Ich habe es doch noch nicht einmal versucht!" Mac war verwirrt. Sie hatte ihn verführt mit diesem Tanz, ganz ausdrücklich und bewusst, und nun wollte sie ihn nicht einmal küssen?
Sie wich noch weiter in die Dunkelheit zurück. „Ich erwarte Respekt, Tavish!", rief sie laut. „Und ich bestimme! Ich! Nicht der Mann, nur Estrellita!"
Mac seufzte. Verführung? Er hatte sich das alles nur eingebildet, so armselig das auch war. „Ja, ich weiß, Mädchen. Ich werde dich zu nichts zwingen. Warum solltest du auch jemanden wie mich wollen? Du bist so anmutig und so schön, und ich bin nur ein großer, hässlicher und unbeholfener Tölpel."
Sie wagte sich wieder etwas näher an ihn heran und sagte sanft: „Du bist nicht hässlich, Tavish. Du siehst sehr männlich aus. Nur der Bart macht dich hässlich."
Mac strich über das Objekt ihrer Missbilligung. „Aber das ist ein prachtvoller Bart! Es hat Jahre gedauert, ihn so lang wachsen zu lassen."
Sie verdrehte die Augen. „Du bist ein Mann, Tavish. Natürlich mögen Männer Bärte, aber ich bin eine Frau. Wir sind da anders. Und du bist nicht unbeholfen. Ich habe dich mit dem Messer umgehen sehen. Du hast große Hände, aber du gehst geschickt mit ihnen um." Sie ließ den Blick über ihn schweifen. „Du bist groß, aber ... groß zu sein ist bei einem Mann etwas Gutes, manchmal." Ihre Augen spiegelten unverhohlene, wenn auch etwas skeptische Bewunderung für das wider, was sie vor sich sah. Mac schöpfte neue Hoffnung.
Er streckte erneut die Arme nach ihr aus, und dieses Mal ließ sie es zu, dass er sie an sich zog, auch wenn sie sich dabei stocksteif machte. Er küsste sie zart. Sie seufzte und schien sich zu entspannen, also vertiefte er seinen Kuss. Sie öffnete ihm ihre Lippen, unerfahren, aber mit angeborener Sinnlichkeit. Unwillkürlich fasste er an ihre Brust, und von einem Moment auf den anderen hielt er eine beißende, kratzende und um sich schlagende Furie im Arm.
Er ließ sie los. Sie starrte ihn an, bereit zur Flucht, und ihre Augen waren geweitet vor Leidenschaft, aber auch vor Angst.
„Ruhig, Mädchen, ganz ruhig", murmelte er und hob beschwichtigend die Hände.
„Ich tue dir nichts. Ich werde dir nie etwas tun, ganz gleich, wie du mich behandelst." Er streckte freundlich den Arm aus. „Komm, wir versuchen das noch einmal. Keine Angst, Mädchen, ich werde nichts tun, was du nicht willst ..."
Sie wich weiter zurück und sah ihn misstrauisch und empört zugleich an. „Warum redest du so mit mir?"
„Wie denn?"
„Als ob ich ein wildes Tier wäre. Glaubst du, du müsstest mich zähmen?" Ihre Augen wurden schmal. „Hast du vielleicht mit Faith über mich geredet?"
„Nein, ich habe mit niemandem über dich gesprochen."
„Lügner!" Sie schlug ihm mit der Faust auf den Arm. „Du weißt es, nicht wahr?"
„Was soll ich wissen?", gab er ausweichend zurück und rieb sich den Arm. „Du kannst
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