Ein stuermischer Retter
deinem Geld her. Ich kenne Frauen ihres Schlages! Nutzt deine Gutmütigkeit aus mit dieser herzergreifenden Geschichte und ihrer verdammten Mädchenstimme - da muss ein Mann ja schwach werden! Und du lässt das auch noch mit dir machen, du Dummkopf!"
Nick ging ungerührt weiter. „Sie ist eine Dame, Mac, die gerade eine schwere Zeit durchmacht."
„Pah! Eine Dame! Das bezweifle ich. Mit diesem schon fast unanständigen Seidenkleid! Du kennst dich nicht so gut aus mit weiblicher List, das ist dein Problem!"
„Ach ja?", konterte Nick gelassen. Auf Macs Urteil konnte man sich bei fast allen Dingen verlassen, nur nicht, wenn es um Frauen ging. Nicht, seit eine gewisse Señorita aus Talavera ihm so übel mitgespielt hatte. Bis zu dem Zeitpunkt war der große Schotte der weichherzigste Mensch gewesen, den er kannte, der Retter von Witwen, Waisen und allen möglichen herrenlosen Kreaturen, wie zum Beispiel Beowulf. Doch Pepita hatte den Stolz des großen Mannes mit Füßen getreten und ihm obendrein auch noch das Herz gebrochen. Seit damals war Mac auf Frauen nicht mehr gut zu sprechen.
„Nun ja, zugegeben, ein so winziges Ding wie sie muss schon sehr listig sein, zumal sie ein solch schiefes und rotes Gesicht hat, mit derart schrecklich vielen Flecken darauf."
„Die Schwellung wird zurückgehen, genauso wie der Bluterguss. Außerdem sind das keine Flecken, sondern Kratzer und Mückenstiche, und die werden ebenfalls verschwinden. Wenn sie erst einmal wieder in England ist, wird sie sogar ziemlich hübsch aussehen. Wie dem auch sei, du wirst ihren Anblick nicht lange ertragen müssen. Ich schicke sie zu meiner Mutter."
„Und wie kommt deine Mutter damit zurecht, wenn dieses Frauenzimmer erst Schande über euren Namen bringt?", unkte Mac mit finsterer Miene.
„Wie sollte sie das bitte tun?"
„Indem sie herumtändelt oder noch Schlimmeres anstellt! Mit anderen Männern!" Genau das hatte Pepita Mac angetan, daher blieb Nick ruhig. „Sie wird mir keine Schande machen, und nach einer gewissen Zeit spielt ihre Vergangenheit ohnehin keine Rolle mehr."
Einen Moment lang schwiegen beide.
„Sie ist schon einmal mit einem Mann durchgebrannt, wer weiß, ob er überhaupt der Erste war? Vielleicht war das auch letzte Nacht mit den drei Kerlen am Strand der Fall - und sie hatte es sich nur im letzten Moment anders überlegt! Frauen sind wankelmütig, das weißt du."
„Manche Frauen", räumte Nicholas ein. „Aber nicht Miss Merrit. Ich glaube, sie ist genau so, wie sie sich gibt - abgesehen von dem falschen Namen ..."
„Siehst du!"
„So, Mac, nun hast du gesagt, was du zu sagen hattest. Jetzt will ich jedoch nichts Herabsetzendes mehr über sie hören. Die Dame wird meine Frau."
„Aber Capt'n, sie ist ..."
„Genug, sagte ich!"
Danach verlor Mac kein Wort mehr zu diesem Thema, aber sein Schweigen war genau wie er selbst - groß, schottisch und sehr missbilligend.
4. KAPITEL
Es ist für einen Mann immer unverständlich, warum eine Frau einen Heiratsantrag ablehnen sollte.
Jane Austen
Faith hatte einige Fische gefangen und sehr viel nachgedacht, als die Männer aus der Stadt zurückkehrten. Ihr wurde leicht flau im Magen, als sie Nicholas Blacklocks hochgewachsene Gestalt mit ausgreifenden Schritten um die Landzunge herumkommen sah. Er sah entspannt, sorglos und selbstsicher aus.
Ja, sie konnte sich ihn mühelos als Offizier vorstellen. Er hatte diese typische Ausstrahlung, eine leichte, unbewusste Arroganz, eine natürliche Autorität. Er war es gewohnt, andere Menschen zu befehligen. Zu entscheiden, was für sie das Beste war. Ihre Schuhe zu verbrennen. Wenn Faith es zuließ, würde er auch sie herumkommandieren. Wenn sie das zuließ.
„Sie haben meine Stiefel verbrannt!", rief sie ihm entgegen, als er in Hörweite war. „Das war auch nötig", erwiderte er, ohne die geringste Spur von Reue.
Ihr Zorn erwachte wieder zum Leben. „Aber das waren meine Stiefel!"
Er warf einen Blick auf ihre Füße. „Sie haben Blasen darin bekommen. Wie geht es denen übrigens?"
Sie verbarg die Füße unter ihrem Rock. „Das geht Sie nichts an. Sie hatten nicht das Recht, meine Schuhe zu verbrennen."
„Ich weiß. Das war ein spontaner Einfall, dem ich nicht widerstehen konnte."
Sein ruhiges Geständnis verwirrte sie. „Was soll ich denn jetzt ohne Stiefel machen? Ich kann doch schlecht barfuß in die Stadt laufen!"
„Nein, auch das weiß ich." Er drehte sich zu seinem Freund um. „Mac?"
Mac ließ mehrere prall
Weitere Kostenlose Bücher