Ein süßes Abenteuer
immer noch vor ungestilltem Verlangen nach ihr verzehrte. Dass Diana seine Liebkosungen abgewehrt hatte, erfüllte ihn mit Erleichterung und gleichzeitig mit Bedauern. Alles in allem überwog die Erleichterung. Angenommen, sie hätte sich ihm hingegeben und dabei ein Kind empfangen? Nicht auszudenken!
„Setzen wir unsere Hoffnung auf Jackson“, fügte er hinzu.
„Einverstanden. Morgen werde ich dich besuchen, falls er Neuigkeiten für uns hat. Gefahr hin oder her, nichts kann mich davon abhalten.“
„Aber nicht allein oder in Männerkleidern, versprich mir das“, bat er lediglich.
„Wie du willst.“
Am darauffolgenden Tag besprach Jackson mit seinen Auftraggebern im Innenministerium, wie sie Captain Knightons Umsturzversuch im letzten Augenblick vereiteln könnten.
Bei seiner Rückkehr traf er in seinem Zimmer einen bescheiden gekleideten Mann an. „Ihre Hauswirtin hat mich hereingelassen, weil ich ihr sagte, dass ich Sie dringend sprechen muss“, begann der Fremde ohne Einleitung.
„Was wünschen Sie?“, erkundigte sich Jackson.
„Ich heiße William Dobbins und komme wegen meines Bruders, der kürzlich ermordet wurde. Kurz vor seinem Tod erzählte er mir, sein Arbeitgeber hätte ihn beauftragt, für eine seiner Klientinnen einer wichtigen Sache auf den Grund gehen. Er fügte gleich hinzu, dass es gefährlich werden könnte, weil gewisse mächtige Persönlichkeiten es lieber sähen, wenn er keine Fragen stellte. Tatsächlich wurde er schon mehrmals bedroht. Dann nannte er mir die Namen zweier Männer, die er beschatten sollte, und berichtete mir alles, was er bereits über sie herausgefunden hatte. Falls ihm irgendetwas zustoßen sollte, meinte er, müsste ich Sie um Hilfe bitten, damit Sie die Schuldigen finden. Zwei Tage später wurde er aus der Themse gezogen. Jetzt wende ich mich an Sie, wie er mich gebeten hat.“
„Sie üben wohl nicht denselben Beruf aus wie er?“
„Oh nein. Ich arbeite als Sekretär in einer Anwaltskanzlei. Ein paar Jahre lang hat er das auch getan, aber ihm wurde diese Tätigkeit bald zu langweilig. Dann stellten seine Arbeitgeber fest, dass sie einen Mann gebrauchen könnten, der hin und wieder heimliche Ermittlungen für sie durchführt. Er meldete sich freiwillig für diese Aufgabe.“ Nach einer Pause fuhr er fort: „Ich glaube nicht, dass er mit einem Mordanschlag gerechnet hat.“
„Dennoch kam es dazu“, warf Jackson ein.
„Ja. Also, wollen Sie mir helfen? Wollen Sie nach den Übeltätern suchen, die ihn ermordet haben, ehe er sie überführen konnte?“
„Selbstverständlich“, bekräftigte Jackson. „Allerdings kann ich Ihnen nicht versprechen, dass es mir gelingen wird, die Schuldigen zu finden und vor Gericht zu bringen. Als Erstes müssen Sie mir alles erzählen, was Sie wissen.“
Sicherheitshalber verschwieg er, dass Neville und Diana sich an der Suche beteiligten, und dass niemand anders als die Duchess Mr. Dobbins angeheuert hatte. Je weniger Personen Bescheid wussten, desto besser.
„Gut. Mein Bruder hat sich mit zwei Herren namens Henry Latimer und Frank Hollis beschäftigt, zwielichtigen Gesellen, die für Geld einfach alles tun würden. Offenbar gibt es Beweise, dass Latimer im Auftrag gewisser einflussreicher Männer Jungfrauen entführt und an ein Bordell verkauft. Wenn sie dort an reiche Kunden verschachert werden, erhält er einen Teil des Gewinns. Laut meinem Bruder will Latimer demnächst sogar eine wohlhabende adlige Dame entführen, da sie Verdacht gegen ihn geschöpft hat. Zuerst wird er sich persönlich mit ihr vergnügen, dann wird er auch sie zu Madame Josettes Etablissement bringen. Nun wusste mein Bruder zwar nicht, auf welche Dame Latimer es abgesehen hat, aber er vermutete, dass es sich um besagte Klientin seiner Arbeitgeber handelt. Vor seinem Tod bemühte er sich, ihren Namen herauszufinden, um sie zu warnen.“
Im Gegensatz zu Dobbins kannte Jackson die geheimnisvolle Klientin bereits: Diana, Dowager Duchess of Medbourne.
Wie es schien, fürchtete Sir Neville völlig zu Recht um ihre Sicherheit.
„Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um die Mörder Ihres Bruders zu fassen und sie ihrer verdienten Strafe zuzuführen“, versicherte er seinem Besucher zum Abschied. „Und über mein Honorar wollen wir erst am Ende sprechen, wenn ich ihn gerächt habe. Sobald ich irgendetwas weiß, werde ich es Ihnen mitteilen. Kommen Sie in Zukunft nicht mehr hierher, vielleicht werden Sie verfolgt.“
Unmittelbar
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