Ein süßes Abenteuer
aus. Also musste er wissen, welches Risiko er einging. Natürlich kann ich deine Schuldgefühle nachvollziehen, aber ich verstehe auch, dass du persönlich etwas unternehmen wolltest. Ich hätte dich nicht so streng und despotisch behandeln dürfen.“
„Noch etwas“, murmelte Diana. „Auf dem Rückweg von der Kanzlei beschloss ich, deine Worte zu beherzigen. Dann aber fand ich zu Hause diesen Brief vor.“
Er nahm das Schreiben, das sie ihm reichte, und setzte sich wieder an seinen Tisch. Beim Lesen verfinsterte sich seine Miene zusehends.
„Oh, Liebste, wie entsetzlich! Und ausgerechnet nach der Nachricht von Dobbins’ Tod! Du solltest mich wirklich nicht länger unterstützen.“
„Im Gegenteil, Neville! Durch diesen Brief habe ich meine Meinung wieder geändert. Nun will ich die Entführer um jeden Preis auch wegen Mordes vor Gericht bringen. Soll ich ihre Drohungen etwa einfach hinnehmen? Meine Ehre verbietet mir, mich vor ihnen zu verstecken. Wenn sie wüssten, dass sie mit diesem Schritt genau das Gegenteil dessen erreicht haben, was sie von mir wollen!“, rief sie mit vor Zorn blitzenden Augen.
„Denk an die Gefahr!“
„Von nun an werden diese Schurken ohnehin nicht mehr von mir ablassen.“
Nach kurzem Überlegen meinte er: „Ja, in gewisser Weise hast du recht. Nun, da du direkt bedroht wirst – und zwar gleich zweimal –, liegen die Dinge anders. Du bist jetzt mit in diesen Fall verwickelt.“ Zur Erklärung reichte er ihr den Drohbrief, den er an diesem Morgen erhalten hatte.
„Man benutzt mich als Druckmittel gegen dich“, bemerkte sie, nachdem sie ihn gelesen hatte.
„Genau. Wenn du wünschst, dass ich aufgebe – was ich durchaus verstehen könnte –, werde ich mich nach dir richten, so sehr ich es bedauern würde.“
„Aber nein! Hast du mir vorhin nicht zugehört?“
„Du willst wirklich, dass ich weiterermittle?“
„Ja, ja und abermals ja!“
„Gut! In Zukunft sollten wir so tun, als hätten wir uns zerstritten und den Umgang miteinander abgebrochen. Gleichzeitig setzen wir im Verborgenen unseren Kampf gegen die Verbrecherbande fort. Es wird gefährlich werden, für alle beide. Ehe wir uns an die Arbeit machen, sollten wir Jackson ins Vertrauen ziehen.“
Somit verabredeten sie, wann sie gemeinsam den Ermittler aufsuchen würden.
„Ich möchte die Schuldigen verurteilt sehen“, erklärte Diana bei ihrem Abschied. „Schon allein für den Mord an Dobbins.“
Voller Bewunderung betrachtete Neville ihre entschlossene Miene. In ihrer gegenwärtigen Stimmung erinnerte sie ihn an eine andere Diana: an die mutige jungfräuliche Göttin der Jagd.
13. KAPITEL
Im Wesentlichen billigte Jackson Nevilles und Dianas Plan. Angesichts der neuen Drohungen neigte er jedoch zu der Ansicht, die beiden sollten die Ermittlungen von nun an ihm allein überlassen.
„Auf gar keinen Fall“, widersprach Diana leidenschaftlich. „Verstehen Sie doch, es geht mir um meine Ehre, und Sir Neville ebenfalls. Wir wollen die Heuchler, die ihren Rang und ihre Macht zu solchen Verbrechen missbrauchen, unbedingt entlarven. Und falls sie uns wirklich angreifen, werden sie vielleicht Fehler begehen, die wir gegen sie verwenden können.“
Über diese eitle Hoffnung runzelte Jackson bloß die Stirn. „Sie müssen sich vorsehen, Euer Gnaden.“
„Für Sie Mrs. Rothwell, wenn ich bitten darf“, unterbrach ihn Diana. „Allmählich habe ich es satt, dass jedermann vor mir katzbuckelt, nur weil ich einen Titel trage.“
„In Ordnung, Mrs. Rothwell. Dass Sie aber nicht die Entschlossenheit und Skrupellosigkeit des Feindes unterschätzen! Ich bezeichne die Schufte so, weil wir uns nun sozusagen im Krieg mit ihnen befinden. Und glauben Sie mir, es wird ein erbitterter Kampf werden.“
Darauf wusste selbst die schlagfertige Diana nichts zu erwidern.
„Wir sind nicht weniger entschlossen“, warf Neville ein. „Außerdem haben wir das Recht auf unserer Seite. Das Böse triumphiert, sobald die guten Menschen sich nicht dagegen wehren.“
„Ja, durchaus“, räumte Jackson ein. „Aber ich muss Sie warnen, ehe das Gute über das Böse siegt, werden immer einige Menschen zu Märtyrern.“
Anschließend besprachen sie ihr weiteres Vorgehen. Je länger sie darüber nachdachten, desto mehr verstärkte sich ihr Eindruck, dass sie einen toten Punkt erreicht hatten. Auch wenn sie einige der Übeltäter zu kennen glaubten, besaßen sie immer noch keine Beweise.
„Ja, unser Anführer macht mir
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