Ein sueßes Versprechen
freiwillig.
Niemals.
Sie wachte in den Stunden vor Tagesanbruch auf. Er spürte ihre erste Überraschung, genoss es, dass sie praktisch sofort akzeptierte, dass sie in seinen Armen erwachte.
Entspannt lag sie da, still und reglos.
Schließlich hob er seinen Kopf und hauchte einen Kuss auf ihr Kinn.
»Wir müssen dich in deine Kabine zurückbekommen – die Mannschaft steht früh auf.«
Sie seufzte, zog seine Arme noch einmal um sich, dann schlüpfte sie aus dem Bett. Er folgte ihr.
Er zog sich seine Hose an und half ihr dann in ihren Morgenrock, ohne sich um die kalte Luft in der Kabine zu kümmern. Ihr Nachthemd hatte sie sich selbst übergestreift.
Loretta fand ihre Schuhe und steckte ihre kalten Füße hinein.
Rafe nahm ihre Hand und führte sie zur Tür. Er blieb dort stehen, eine Hand auf dem Türgriff, und schaute zu ihr.
Er betrachtete sie, sah ihr in die Augen, dann sagte er leise:
»Ich möchte mit dir nicht zanken, aber soweit es mich betrifft, ist die Konsequenz der letzten Stunden, dass wir heiraten werden, sobald wir sicher in England sind.«
Sie erwiderte seine Musterung und antwortete:
»Das werden wir sehen.«
Er kniff seine Augen zusammen.
»Daran gibt es nichts zu sehen. Du wolltest es wissen, es erfahren, und ich habe dir das gegeben, was du wolltest. Jetzt …«
Sie hielt ihre Hand in die Höhe; stirnrunzelnd hielt er inne.
»Kein Streit, schon vergessen?«, sagte sie.
Seine Miene wurde hart.
»Loretta …«
»Du hetzt mich. Ich habe gelernt, was ich wissen wollte, erfahren, was ich erleben wollte, und jetzt muss ich in Ruhe darüber nachdenken, was ich erfahren und gelernt habe.« Nicht zuletzt, weil es mehr gewesen war, als sie sich je hätte träumen lassen. Und sie wollte wissen, ob das unerwartete Element das war, was sie vermutete und hoffte.
Sie lächelte freundlich und tätschelte ihm die Brust.
»Ich bin nicht anderer Meinung als du, aber du machst zwei Schritte auf einmal und bist mir schon weit voraus. Ich gehe aber lieber langsam.«
Als er sie einfach nur anschaute, reckte sie sich auf die Zehenspitzen und berührte mit den Lippen seine.
»Das hier ist kein Ende, sondern ein Anfang. Und jetzt öffne die Tür.«
Das tat er.
Sie huschte an ihm vorbei und schaute ihn an.
»Meine Kabine ist nur zwei Schritte entfernt. Ich werde mich nicht verlaufen.« Sie ließ Wärme in das Lächeln einfließen, das sie ihm schenkte. »Geh zurück ins Bett und träum von mir.«
Damit schlüpfte sie auf den Flur.
Rafe blieb an seiner Tür stehen und hörte, wie ihre Tür geöffnet und dann leise wieder geschlossen wurde.
Langsam zog auch er seine Kabinentür zu. Und starrte auf das Holz.
Von ihr träumen?
Er würde eindeutig nicht mehr Schlaf bekommen.
Kapitel 12
Rafe stand im Kirchenschiff der Schlosskirche von Mannheim und betrachtete Lorettas Gesicht, während sie die Fenster hoch oben bewunderte.
An den Fenstern war nichts Besonderes, nichts, was den verträumten Ausdruck auf ihrem Gesicht rechtfertigen könnte, der schon den ganzen Morgen auf ihren Zügen lag. Wann immer sie ihn dabei erwischte, dass er sie ansah, lächelte sie mit Lippen und Augen, als wüsste sie etwas, als hätte sie etwas herausgefunden, von dem er nichts wusste.
Dieser Ausdruck, dieses Lächeln war beunruhigend.
»Ich habe alles gesehen, was ich zu sehen wünsche.« Esme wandte sich vom Altar ab und kam zu ihm.
Loretta tat es ihr nach, und hinter ihr gingen Rose und Gibson.
Rafe trat zurück und winkte ihnen, weiterzugehen. Hassan wartete am Eingangsportal, während Rafe den Frauen folgte und dabei rasch die Seitenkapellen inspizierte. Obwohl die Besatzung der Loreley Regina berichtet hatte, dass die Nachtwache ereignislos verlaufen sei, und weder er noch Hassan irgendwelche Sektenanhänger hatten entdecken können, waren sie nicht bereit, in ihrer Wachsamkeit nachzulassen.
Die Damen erreichten den Eingang, und Hassan ging ihnen voraus die Steinstufen hinab auf die Straße. Sie hatten sich keine Kutsche genommen, da es nur ein kurzer Spaziergang vom Anlegeplatz hierher war.
Esme, Loretta und Gibson blieben auf den Stufen stehen und drehten sich um, um die herrlichen Steinmetzarbeiten zu bewundern. Sie machten einander auf Details aufmerksam, dann konsultierten sie Esmes Reiseführer. Rose ging zu Hassan auf den Gehsteig.
Aus den Schatten in der Kirche ins Freie tretend, blieb Rafe oben auf der Treppe stehen und betrachtete die Straße. Es war Vormittag. Es waren keine anderen Besucher zu
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