Ein sueßes Versprechen
unbesorgt.« Mit einem Winken deutete sie auf die rundliche Nonne auf dem anderen Lehnstuhl. »Sie können darauf vertrauen, dass die liebe Henny dafür sorgt.«
Die liebe Henny – Henrietta Wimplethorpe, offenkundig eine alte Freundin Esmes aus Kindertagen, jetzt aber Äbtissin eines nahen Konvents – lächelte engelsgleich. Mit ihrem weichen blonden Haar und den Apfelbäckchen sah sie eher aus wie die Schutzheilige ihres Klosters, Hildegard von Bingen.
Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und fand, dass diese Vorstellung durchaus passend war. In den blitzenden blauen Augen, mit denen sie ihn musterte, stand ein scharfer Geist, daran zweifelte er nicht.
»Esme hat recht.« Hildegard – Henny – schenkte ihm ihr sonniges Lächeln. »Das Kloster ist uneinnehmbar – es hat sich über die Jahrhunderte gegen Belagerungen, Plünderungen und alle möglichen anderen Angriffe behauptet. Und wir halten unsere Tore weiterhin fest verschlossen. Es ist eine geschlossene Gemeinschaft, was« – sie sah zu Esme – »genau das zu sein scheint, was gebraucht wird.«
»Und es wird viel besser ohne mich gehen, lieber Junge. Besonders auf diesem letzten Teilstück der Reise, wenn Sie schneller vorankommen müssen und vielleicht auch einmal untertauchen, plötzlich abbiegen oder Abkürzungen nehmen, um die Sektenanhänger abzuschütteln. Das ist nichts für meine alten Knochen, und ich wäre nur eine Behinderung.«
»Aber …« Er wusste nicht, warum er ihr widersprach. Esme hatte recht, dass ihre eingeschränkte Beweglichkeit ein Problem werden könnte, wenn sie sich England näherten. Aber …
Als könnte sie seine Gedanken lesen, fuhr sie ungerührt fort:
»Und Sie haben ja selbst gesagt – es ist möglich, dass Manning nicht aufgibt, dass er irgendwie davon erfährt, dass der Preuße versagt hat, und sich einen anderen Schurken sucht, der es dann auf mich abgesehen hat. Auf diesem letzten Stück der Reise können Sie es sich nicht leisten, sich davon ablenken zu lassen, dass Sie mich vor Mannings Schergen beschützen müssen.«
Er atmete zischend aus.
»Es ist nur …«
»Dass Sie in Buda die Rolle als Esmes Beschützer übernommen haben und dass Ihre Ehre und Ihre Loyalität nicht zulassen, dass Sie sie einfach wieder ablegen.« Henny sprach mit der Autorität von jemandem, der es gewohnt war, andere zu führen. »Vollkommen verständlich, in der Tat, und löblich dazu. Allerdings müssen Sie in diesem Fall Ihre Mission wegen deren Bedeutung über alles andere stellen. Sie erfolgreich zu Ende zu führen muss Vorrang vor allem anderen haben.«
Er schaute Henny in die Augen, alt und weise und ganz sicher, und musste zugeben, dass eine Äbtissin zweifellos alles über Hingabe wissen musste.
Er holte tief Luft. Zwang sich, den Kopf zu senken. Versuchte nicht daran zu denken, was es für ihn und Loretta bedeuten würde, Esmes Plan zuzustimmen. Sich jetzt zu trennen, nach der vergangenen Nacht und der davor, nach dem, was ihm heute in den frühen Morgenstunden aufgegangen war, als er aufgewacht war … mit ihr in seinen Armen … der bloße Gedanke daran versetzte ihm einen Stich.
Mit zusammengepressten Lippen schaute er zu Esme, bekämpfte den Drang, Loretta anzusehen, die rechts vor ihm auf einer Bank am Fenster saß, und nickte.
»Nun gut. Hassan und ich werden Sie in den Konvent begleiten, von da aus dann allein weiterreisen.«
Esme riss ihre Augen weit auf.
»Nein, nein, mein Lieber – das haben Sie missverstanden. Nur ich und Gibson werden hierbleiben – Loretta und Rose müssen mit Ihnen weiter nach England gehen.«
Den Drang niederringend, sich mit beiden Händen an den Kopf zu fassen, starrte Rafe sie an.
»Das ist …« Perfekt , schnurrte der Draufgänger in ihm. »Nicht möglich.« Er blickte Henny an. »Solch eine Lösung wäre im höchsten Maße ungehörig.«
Henny schürzte die Lippen.
»Ungewöhnlich, vielleicht, aber es steht nicht außer Frage, und in diesem besonderen Fall, mit Rose als Begleitung, wäre Lorettas Ruf nicht in Gefahr.« Henny schaute ihn an. »Die Umstände sind nun einmal schwierig.«
»Aber …« Rafe fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. »Welchen möglichen Grund könnte es geben, dass Loretta weiterreist, statt mit Ihnen hierzubleiben?«
»Schließlich«, antwortete Esme in einem Tonfall, der besagte, sie erklärte nur das Alleroffensichtlichste, »wie wollen Sie ohne Loretta als Zeugin glaubhaft meine Wünsche darlegen, wenn Sie mit meinem Agenten wegen Charles
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