Ein sueßes Versprechen
Beherrschung der Sprache messen konnte. »Ich möchte gerne eine Kutsche mieten, für sechs Personen nach Straßburg.«
Man begann zu verhandeln.
Auch wenn Loretta kein Deutsch sprach, konnte sie der Unterhaltung gut folgen. Der Stallbesitzer schlug eine geräumige Reisekutsche vor. Sie und Rafe begaben sich tiefer in den Stall, um sie sich genauer anzusehen. Als Rafe fragend eine Braue hob und sie ansah, nickte sie zustimmend. Die Kutsche bot ihnen allen Platz, war bequem und sauber.
Der Mietstallbetreiber versicherte Rafe, dass sein Kutscher sie mit den schnellen Pferden, die er vor das Gefährt spannen werde, binnen eines Tages nach Straßburg würde bringen können. Als sie zu dritt zurück zum Eingang gingen, bestimmte Rafe, dass die Kutsche am nächsten Tag gleich früh um sieben Uhr am Hotel vorfahren solle. Zudem bestellte er noch berittene Begleiter als zusätzlichen Schutz auf der Reise.
Loretta blieb an der offenen Tür stehen, zog ihre Hand von seinem Ärmel und erlaubte es ihm, in den schmalen Raum neben dem Stall zu gehen, um den Preis auszuhandeln. Sie konnte beide reden hören, und von den Summen, die genannt wurden, konnte einem schwindelig werden. Obwohl Rafe gut im Verhandeln war, waren die Gesamtausgaben beträchtlich. Und das besonders angesichts der vier Vorreiter.
Als er und der Stallbesitzer wieder aus dem Raum kamen, nahm sie Rafes angebotenen Arm und verabschiedete sich von dem anderen Mann, dann trat sie an seiner Seite wieder auf die Straße.
Sie hatte die vergangene Nacht nicht vergessen, aber beschlossen, dass sie nicht in der Stimmung sei, sich von solch einer Albernheit stören zu lassen. Sie würde ihm später diesbezüglich den Kopf zurechtrücken. Jetzt hingegen … sie runzelte die Stirn und blickte ihm ins Gesicht.
»Ich muss Esme daran erinnern, dir das Geld zu erstatten, das du für uns ausgelegt hast.«
Er hatte mit den Augen die Straße abgesucht. Die Wachsamkeit schien ihm zur zweiten Natur geworden zu sein. Jetzt sah er sie an.
»Das ist nicht nötig.« Er schaute wieder zur Seite. Als sie die Lippen öffnete, um ihm zu widersprechen, fügte er hinzu: »Betrachte deine Gesellschaft und die deiner unverbesserlichen Verwandten als ausreichende Gegenleistung.«
Die Augen nach vorn gerichtet, klopfte sie ihm mit dem Finger auf den Ärmel, während sie darüber nachdachte, wie sie am besten das heikle Thema ansprechen sollte.
»Du warst Captain in der Armee. Ich dachte immer, der Sold eines Captains sei nicht so hoch.«
»Ich glaube, ich habe schon einmal erwähnt, dass ich fast so reich bin wie Krösus.«
»Ich dachte, du übertreibst.«
»Das habe ich nicht.«
Das führte zu einer kurzen Pause. Die Neugier gewann die Oberhand.
»Wie?«
»Wir fünf, die wir nach Indien gegangen sind, waren Hastings, dem Generalgouverneur persönlich, unterstellt. Abgesehen von einem deutlich erhöhten Sold hat uns diese Stellung auch ausreichend Gelegenheit gegeben, Geschäfte abzuschließen. Wir haben in einige überaus profitable Unternehmungen investiert. Als wir Indien schließlich verlassen haben, waren wir alle sehr reich.«
Sein Blick fiel auf ihr Gesicht, dann sprach er weiter, allerdings mit leiserer Stimme.
»Ich bin gut genug betucht, um für die Kosten für Logis und Transport aufzukommen als Gegenleistung dafür, dass du und Esme mir und Hassan zu einer derart guten Tarnung verholfen habt, dass wir bislang keine Zusammenstöße mit dem Kult hatten. Für mich ist das unbezahlbar. Nimmt man dann noch hinzu, dass du meine Wunde so gut versorgt hast, dass ihr alle uns Gesellschaft geboten habt, wie wir sie ohne euch nie gehabt hätten, sind wir mehr als quitt.«
Sie zog dennoch die Brauen zusammen.
»Das mag zwar alles sein, aber es war schließlich Esmes Reise.«
»Die sie mir erlaubt hat, für meine Mission zu benutzen.« Der Gasthof zum Löwen lag geradeaus vor ihnen. Er verlangsamte seine Schritte, fing ihren Blick einen Moment lang auf und schaute ihr suchend in die Augen, dann senkte er den Kopf und küsste sie – nur ganz flüchtig, sodass sie nicht angemessen reagieren konnte – auf die Lippen.
»Lass es auf sich beruhen.« Er murmelte die Worte, während er sich aufrichtete. »Das ist eine Schlacht, die du nicht gewinnen wirst.«
Sie rief sich zur Ordnung, brachte ihre Nerven und die aufflackernde Vorfreude, die sein Kuss in ihr geweckt hatte, unter Kontrolle, bedachte ihn mit einem neuerlichen Stirnrunzeln und schnaubte, während sie sich von ihm zur
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