Ein sueßes Versprechen
imstande sein, ihn als Bekannten zu behalten.«
Loretta zog die Brauen zusammen.
Als könnte sie ihre Gedanken lesen, fuhr Esme fort:
»Was heißt, liebe Loretta, dass du dieses einmal abgesehen von deinen eigenen Wünschen und Bedürfnissen berücksichtigen musst: Du musst seinen Auftrag mit in die Gleichung einbeziehen – beziehe das Risiko zu erfahren, dass er nicht dein Schicksal ist, und die Auswirkungen davon mit in deine Abwägungen ein.«
Nach einem Augenblick sagte Loretta:
»Das ist kein unbeträchtliches Risiko, nicht wahr?«
»Nein. Eine positive Antwort wird euch beiden neue Kraft verleihen. Eine negative wird das Leben sehr unangenehm machen, und ihn ablenken und schwächen.«
Loretta brummte etwas, dann erhob sie sich.
»Ich werde nicht einfach losstürmen können und einfach diesen nächsten Schritt tun, nicht wahr?«
»Nein, nicht wenn du sein Bestes im Blick hast.«
Ihre spätabendliche Unterhaltung mit Esme hatte ihr zu viel Stoff zum Nachdenken gegeben, um Rafe einfach sofort damit zu konfrontieren. Sie hatte sich in ihr Schlafzimmer zurückgezogen, in ihr eigenes Bett, und hatte sich die ganze Nacht lang von der einen auf die andere Seite gewälzt.
Jetzt saß sie in der Kutsche, die sie gestern mit ausgesucht hatte, eingeklemmt zwischen Esme und dem Fenster, und wurde durchgerüttelt, während sie eine Meile nach der anderen zurücklegten.
Rafe befand sich ihr gegenüber, er hatte seine langen Beine ausgestreckt. Rose hatte den Platz zwischen ihm und Hassan, Gibson den auf Esmes anderer Seite.
Esme war eine so erfahrene Reisende, dass sie fast überall auch im Sitzen schlafen konnte. Loretta verspürte einen Anflug von Neid. Sie war müde, konnte aber kaum einschlafen. Ihr Schlaf war bestenfalls unruhig. Trotz der beschwerlichen Reise glaubte sie nicht, dass Rafe oder Hassan auch nur einmal eindösten. Wie gewohnt wirkten sie beide wachsam und auf der Hut.
Außerhalb der Kutsche standen wie stumme dunkle Wächter die hohen Bäume des Waldes, zogen an den Fenstern vorbei. Selbst als sie sich weit genug aufrichtete, um hinauszuspähen, war alles, was sie sah, Bäume. Sie machten immer nur gerade lange genug Halt, um die Pferde zu wechseln, und einmal nahmen sie auch noch einen Mittagsimbiss in einem Dorfgasthof ein, dann fuhren sie rasch weiter durch den Schwarzwald.
Bäume und noch mehr Bäume.
Mit Rafe ihr direkt gegenüber hatten ihre Gedanken wenig Veranlassung zu wandern. Sie blieben auf ihn gerichtet, kreisten um die Entscheidung, die sie treffen musste. Jetzt gleich den nächsten Schritt tun … oder lieber auf später warten.
Viel später, nachdem sie wieder zurück in England waren.
Sie stimmte allem zu, was Esme dazu vorgebracht hatte, musste sich aber darüber klar werden, ob zu warten, bis sie wieder bei Robert und Catherine war, die Sache nicht unnötig verkomplizieren würde. Vor allem in Bezug auf die Möglichkeit, diesen Schritt dann auch wirklich zu tun. Abgesehen von allem anderen hatte sie, soweit sie es verstanden hatte, der Umstand, dass sie acht Verehrern einen Korb gegeben hatte, in gewisser Weise berühmt-berüchtigt gemacht. Daher würde sie wenigstens eine Zeitlang nach ihrer Rückkehr im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen. Und dann wäre das Letzte, was sie brauchen konnte, unter diesen Umständen auch noch mit Rafe fertigwerden zu müssen, sich über ihn und sich Klarheit zu verschaffen – alles unter den neugierigen Augen der guten Gesellschaft.
Doch wenn es darum ging, wollte sie nicht – konnte sie nicht – einer formalen Verbindung zustimmen, bis sie Antwort auf ihre Fragen erhalten hatte, was nicht der Fall sein würde, bis sie diesen nächsten Schritt getan hatte.
Ihre Gedanken drehten sich im Kreis, bis sie am liebsten geschrien hätte.
Das Geräusch, das die Räder machten, änderte sich, was ihr gerade recht kam. Die Kutsche kam zum Stehen, dann bog sie in eine breitere Straße ein, und die letzten Bäume wichen zurück, der Wald endete, und rechts von ihnen tauchte ein breites Flussbett in ihrem Blickfeld auf.
»Der Rhein.«
Sie vernahm Rafes gemurmelte Worte. Sie blickte auf das graue Wasser, das sich unter einer steifen Brise kräuselte. Sah das letzte große Teilstück ihrer Reise vor sich auftauchen. Minuten später erschienen in der Ferne die Dächer von Straßburg und der Turm des Münsters.
Sie würde etwas tun müssen, um das Patt zwischen ihnen zu brechen. Sie würde entscheiden müssen, ob sein Wohlergehen und ihres das
Weitere Kostenlose Bücher